Leserbrief zum Stadtweiher

Leserbrief von Hans-Ulrich Zastrau

Symbolbild Leserbriefe - Foto: Bruno (Germany) / Pixabay

Hans-Ulrich Zaustrau hat folgenden Leserbrief zur Zukunft des Stadtweihers an unsere Redaktion gesandt.

Hinweis: Die geäußerte Meinung in Leserbriefen gibt nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder. Anonyme Zuschriften, oder Zuschriften mit diskriminierenden Inhalten werden nicht berücksichtigt. Wir behalten uns vor längere Leserbriefe sinngemäß zu kürzen.

Zur planungsgemäß letzten Sitzung der Weiher-Begleitgruppe am 30.05.2023 werden gegenüber dem früheren (Beck-)Gutachten abweichende Primär- und Sekundärdaten erwartet. Damit ändern sich auch etwaige Prognosen und Planungsspielräume.

Wer nach dem Beck-Gutachten behauptet hat, es gebe keine Alternativen zur Trockenlegung von 2/3 des Weihers, muss heute erkennen, dass er auf dem Holzweg war!

Es ist nur den Erkrather Bürgern zu verdanken, dass es zu einer erneuten Begutachtung gekommen ist.

Wird das neue Gutachten alle Fragen zweifelsfrei beantworten, wird es für alle zukünftigen Problemfälle die einzig machbaren Lösungen anbieten?

Sicherlich nicht!

In jedem Falle ist der Auftraggeber zum Selberdenken, zum Selberkonzipieren und zum Selberentscheiden verpflichtet – hier wie auch in allen anderen Problemlagen.

Wir stecken tief drin im Klimawandel, dessen Problematik uns schon seit ca. 60 Jahren bekannt ist. Was haben unsere Entscheider dagegen unternommen? Jedenfalls nicht genug!

Uns erwarten Dürre und Hochwasser im Wechsel. Beides schlimm, aber Dürre ist schlimmer! Was ist nötig? Wasser speichern – soviel wie möglich!

Seit ca. 20 Jahren steht im NRW-Wassergesetz: Regenwasser muss versickert werden. Das wäre der einfachste Weg zur Wasserspeicherung im Grundwasser. Aber hier bei uns hält man sich nicht daran: weder beim Projekt Neanderhöhe noch beim Projekt Wimmersberg wurde ernsthaft geprüft, wie man das Regenwasser versickern und so dem Grundwasser zuführen kann. Deshalb ist es besonders wichtig, dass der Hochdahler Stadtweiher als Versickerungszone erhalten bleibt. Eine Abdichtung der Weihersohle wäre gesetzwidrig und würde den Grundwasserverlust verstärken.

Der zweite Weg der Wasserbevorratung sind Wasserreservoire etwa im Rahmen der vorhandenen oder neu anzulegenden Regenrückhaltebecken. Bisher dienen sie nur dem Hochwasserschutz, ihr Volumen muss aber so vermehrt werden, dass sie auch der Wasserbevorratung dienen. Auch die Handhabung muss sich dabei ändern. An der Grünstraße, aber auch an anderen Orten in Erkrath und zukünftig am Wimmersberg gibt es Rückhaltebecken, die auch Schmutzwasser aufnehmen. Das ist ein grober Fehler, denn für Schmutzwasser ist ein Rückhaltevolumen nicht erforderlich, macht aber aus sauberem Regenwasser Schmutzwasser, das nicht versickert werden darf, sondern ins Klärwerk abgeleitet werden muss. Wesentliche Aufgabe ist es also, reine Regenwasserbehälter zu schaffen und Wasservorräte anzulegen, die zur Versickerung geführt werden oder zu anderen Einsätzen bereitgehalten werden, z. B. zur Behebung von akutem Wassermangel in Dürreperioden, die unweigerlich auch auf Erkrath wieder zukommen werden und zwar in vermehrtem Umfang. Auch wenn sowohl Regen als auch Verdunstung zunehmen und sich im Ganzen ausgleichen, so findet Verdunstung überall statt, während der Regen sich zufällig konzentriert und nicht überall gleichmäßig und auch nicht zeitgleich anfällt. Verdunstung ist unvermeidbar, Regenwasser muss gespeichert werden, wo immer dies möglich ist. Es handelt sich dabei um ein erhebliches Potential: Im März 2023 hat es zehn Tage lang stärker geregnet; das Wasser wurde nicht gespeichert, sondern floss unverrichteter Dinge in die Nordsee. Der Rheinpegel stieg an, die Schifffahrt wurde behindert. Allein über die Düssel sind so jeden Tag 100.000 cbm Wasser verloren gegangen, also ca. 1 Mio. cbm vom 8. bis zum 17. März 2023. Wenn davon nur ein Teil gespeichert werden würde, wäre das schon ein erheblicher Gewinn!

Das betrifft auch den Hochdahler Stadtweiher. Er wird einerseits wesentlicher Teil des zu planenden Speichervolumens andererseits muss ihm ein Mindestwasserstand gesichert werden, der auch die vom BRW geforderte Grundabgabe in den Unterlauf des Sedentaler Bachs ermöglicht. Diese würde nämlich in Dürreperioden entfallen, wenn der Wasserstand im Hochdahler Stadtweiher nicht auf einem Mindestmaß gehalten wird.

Eine gute Möglichkeit Speichervolumen zu schaffen, ist beim vorhandenen Rückhaltebecken an der Brandshütte gegeben; laut einer behördlichen Anmerkung am Janssen-Gutachten handelt es sich um bis zu 160.000 cbm, die im jetzigen Zustand bei weitem nicht ausgenutzt werden.  Weitere Speichermöglichkeiten können im Verlauf der Bäche nachgewiesen werden. Es wird in einem gewissen Umfang erforderlich sein, an diese Speichervolumina, zu denen auch der Hochdahler Stadtweiher gehört, Leitungen anzuschließen, um das Wasser dahin zu bringen, wo es in Dürrezeiten am dringendsten gebraucht wird. Die Pumpen können mit Solarstrom und Batterien betrieben werden. Das ist in jedem Fall besser als Grundwasser aus 30 m Tiefe mit Dieselpumpen zu fördern, wie es im Sommer 2019 geschehen ist.

Zweckmäßigerweise ist das Projekt der Wasserbevorratung mit den Nachbargemeinden abzustimmen, die mit den gleichen Problemen zu tun haben wie Erkrath.

Wenn die Wasserbevorratung für den Weiher geklärt ist, wird man sich auch wieder dem Umfeld des Weihers zuwenden. Hier ist festzuhalten, dass es sich dabei unabhängig von dem schlechten Pflegezustand um eine denkmalwürdige Anlage handelt, die mit größter Umsicht zu behandeln ist, damit sie möglichst nahe dem Urzustand in die Zukunft gebracht wird.

Erkrath, den 24.05.2023

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