Kriminalprävention – Infostand der Polizei auf dem Hochdahler Markt

von Susann Krüll

Lars Hannappel und Ilka Steffens mit dem Infomobil der Polizei auf dem Hochdahler Markt. Foto: Susann Krüll

‘Im Alter sicher leben’ – so lautet das Motto der Aktionen, mit denen die Abteilung der Polizeilichen Kriminalprävention Senioren und deren Angehörige das Rüstzeug an die Hand geben möchten, um nicht auf so genannte „Schockanrufe“ und andere Tricks hereinzufallen, mit denen gut geschulte Kriminelle versuchen, sie um ihr Erspartes zu betrügen.

Ilka Steffens und Lars Hannappel von der Kreispolizei Mettmann führten am vergangenen Donnerstag auf dem Hochdahler Markt zahlreiche Gespräche und beantworteten die Fragen der älteren, aber durchaus auch jüngeren Marktbesucher.

Senioren oft überrumpelt oder schlicht zu höflich

„Bei meinen Vorträgen und Schulungen in Senioren- oder Stadtteiltreffs werde ich immer wieder gefragt: Kann ich, wenn jemanden mich um ein Glas Wasser bittet oder meine Toilette benutzen möchte, ihm oder ihr so einfach die Tür vor dem Kopf zu machen? Ja, das kann man, sollte man sogar, antworte ich dann immer“, so Ilka Steffens, die mit ihrer freundlich-bestimmten Art genau den Ton trifft, mit dem sich Senioren verstanden und ernst genommen fühlen mit ihren Fragen und Zweifeln. „Ich fordere die Zuhörenden dann immer auf, sich vorzustellen, warum jemand, der dringend auf die Toilette muss, einfach so in einem Mehrfamilienhaus klingeln sollte, bei Wildfremden, nur um deren Toilette zu benutzten oder nach einem Glas Wasser zu fragen, und das am besten noch im dritten Stock.“ So mache sie deutlich, dass es nichts mit fehlender Höflichkeit oder Mitgefühl zu tun habe, wenn man keine fremden Menschen in seine Wohnung lasse. Es sei denn, man hat sie selbst bestellt, wie einen Handwerker, dem man einen Auftrag erteilt habe. „Also auch keine falschen Stadtwerk-Mitarbeiter. Denn die kündigen ihre Besuche im Vorweg an“, so ihr eindringlicher Appell. Außerdem bestehe immer die Möglichkeit, die Tür zu schließen, bei der entsprechenden Firma anzurufen, in deren Auftrag derjenige vorgibt, geschickt worden zu sein, und sich das bestätigen zu lassen. „Wahrscheinlich hört man dann direkt, wie der- oder diejenige, ganz schnell das Haus verlässt,“ so Ilka Steffens.

Jeder kann Opfer gut geschulter Krimineller werden

Komme es zu so genannten Schockanrufen, dann sei niemand gefeit davor, auf die gut geschulten, absolut skrupellosen Betrüger hereinzufallen, ist Ilka Steffens überzeugt. Das zu wiederholen wird sie nicht müde. „Das kann wirklich jedem passieren, denn die Anrufer sind gut geschult und organisiert. Außerdem muss man bedenken, dass die ihre Opfer meist über Stunden bearbeiten, einen militärischen Ton anschlagen, in jedem Satz ihr Opfer mit dem Namen ansprechen, Horrorszenarien heraufbeschwören und Drohungen aussprechen, was alles passiert, wenn man ihren Anweisungen nicht folge.“ Steffens, die zu bedenken gibt, dass „das was mit Ihnen macht“. Kommt dann hinzu, dass die Angerufenen selbst in einer stressigen Grundstimmung sind, die Täter per Zufall eine Situation heraufbeschwören, die ihre Opfer fürchten oder an die sie selbst schon mal gedacht haben. „Stellen Sie sich vor, dass die Tochter tatsächlich gerade erst den Führerschein gemacht hat und noch nicht besonders sicher fährt. Dann kann es schon sein, dass sie denken, die Tochter am Telefon zu haben. Denn die Täter melden sich nie mit Namen, sondern sagen nur mit, vor Schluchzen verzehrten Stimme ‚hallo Mama‘ und lassen Sie dann den Namen ihres Kindes verraten, indem sie z. B. nachfragen, bist Du das Sabine. Dann fallen Sie vielleicht doch auf die Lüge hinein, dass die angebliche Tochter einen schweren Unfall verursacht hat und für eine Kaution eine fünfstellige Summe sofort brauche“, so die Expertin, für die feststeht, wenn nicht „Leichtgläubigkeit, Dummheit oder das Alter einer Person“ der Grund dafür ist, dass man auf einen Schockanruf herein fällt, sondern in einer Situation, in der man von Sorgen, Nöten und Stress geplagt ist, die geschilderte Situation tatsächlich sein könnte und die Täter dazu genügend Druck und Angst aufbauen.

Gesundes Misstrauen und Tipps, wie man sich schützt

Ilka Steffens und ihr Kollege Lars Hannappel haben ein paar ganz praktische Tipps, mit denen man sich vor „Schockanrufen“ schützen kann. „Lassen Sie das Gespräch doch einfach auf den Anrufbeantworter laufen. Sie müssen gerade bei unbekannten Nummern doch nicht dran gehen. Kriminelle sprechen Ihnen nicht auf den AB und alle anderen können Sie zurückrufen, wenn Sie die Nachricht gehört haben.“ Außerdem rät Steffens, dass man seine Nummer nicht in öffentlichen Verzeichnissen angibt. „Verwandte, Bekannte und Freunde haben alle ihre Nummer. Wenn Sie einen Handwerker oder einen Dienstleister einen Auftrag erteilen wollen, dann geben Sie denen bei dem Telefonat für Rückfragen diese so oder so. So nehmen Sie Betrügern und Kriminellen die Möglichkeit, überhaupt an ihrer Nummer zu gelangen. Denn jeder  Anruf, den diese tätigen, ist ein Schuss ins Blaue. So nehmen Sie Betrügern, die Möglichkeit, Sie mit einem Schockanruf zu überrumpeln.“    

“Um nicht auf WhatsApp vermeintlicher Angehöriger hereinzufallen, die von einem angeblich fremden Handy oder mit einer neuen Nummer anrufen, weil ihr Telefon gestohlen worden sei, rufen Sie doch ihren Verwandten unter dessen bekannter Nummer an. Geht ihr Verwandter dran, ist es klar, dass es ein Betrugsversuch war.“

Eine Dame, die an diesem Tag an den Stand gekommen war, berichtete von ihrer Schwester, die von einem angeblichen ‘Vorwerk-Staubsauger’-Vertreter um ihren gesamten Goldschmuck geprellt wurde. „Der hat ihren Staubsauger angeblich tatsächlich repariert. Danach hat er sie gefragt, ob sie Gold habe, das sie verkaufen wolle. Er arbeite im Nebenjob bei einem Goldhändler und er könne den Wert ihres Schmucks doch mal schätzen lassen. Sie hat ihm doch tatsächlich die Schmuckstücke mitgegeben. Als ihr klar wurde, dass sie einem Betrüger aufgesessen war, war ihr das so unangenehm, dass sie uns erst Jahre später davon erzählt hat“, so die resolute 85-jährige, die auch nach dem Gespräch mit Ilka Steffens davon überzeugt ist, dass sie nicht auf Betrüger hereinfällt, da sie regelmäßig in der Zeitung von den neusten Tricks lese. Das hoffen die beiden Kriminalkommissare natürlich für jede und jeden, doch: Aufklärung ist und bleibt wichtig, denn Betrüger sind findig, neue Maschen zu erfinden, um skrupellos Menschen um ihr Erspartes zu bringen.

Weitere Infos: Die Broschüre „Im Alter sicher leben“ kann angefordert werden: „Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes, Zentrale Geschäftsstelle, Taubenheimstraße 85, 70372 Stuttgart, oder im Internet heruntergeladen werden unter www.polizei-beratung.de.

Kostenloser VHS-Vortrag der VHS zu dem Thema „Sicher im Alter“

Kriminalhauptkommissarin Ilka Steffens von der Kriminalprävention der Kreispolizeibehörden hat bei diesem Vortrag auch Familienangehörige ältere Menschen im Blick. Sie wird diverse Täterstrukturen und Profile vorstellen und anhand von Fallbeispielen den Erfindungsreichtum sowie die rhetorischen Fähigkeiten der Kriminellen vorstellen. Termin: 17.11. von 19h bis 20.30h im Bürgerhaus Hochdahl statt. Anmeldung bis zum 14.11., telefonisch unter (02 11) 24 07-43 05 oder per Mail an vhs@erkrath.de. Weitere Infos: www.vhs-erkrath.de.

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