Klimaaktivisten zwischen Zustimmung und Angriff

Von Ria Garcia und Lars Jakob

Symbolbild: Sebastian Hansen

Während der Klimawandel immer öfter Wetterextreme mit Hitze, Dürren oder dem Gegenteil, wie Überflutungen, beschert, scheint die Gesellschaft Klimaaktivisten gespalten zwischen Unterstützung und Ablehnung bis hin zum tätlichen Angriff zu begegnen.

Von der Information zur Demonstration bis hin zum zivilen Ungehorsam und Sachbeschädigung gibt es inzwischen viele Formen des Protests, vor allem von jüngeren Menschen, die ihre Zukunft und ihr Überleben durch ein ‚weiter so‘ in Sachen Klima gefährdet sehen. Bei einer Massendemo in Berlin kam es zu Unstimmigkeiten zwischen den Organisatoren von Fridays for Future und Teilnehmer von ‚die Letzte Generation‘, wie die Berliner Zeitung berichtete.

Wie viel Protest darf sein oder wie viel Protest muss sein, damit politisch und gesellschaftlich notwendige Änderungen angestoßen werden? Diese Frage hat auch Lars Jakob, einen unserer Autoren in der Jugendredaktion, der selbst bei Fridays for Future aktiv ist, beschäftigt. Er hat sich mit einer Aktivistin ‚der letzten Generation‘ ausgetauscht und seine Gedanken dazu aufgeschrieben.

Von Lars Jakob:

Ich habe mich dieses Wochenende viel mit Marlee unterhalten. Marlee ist Aktivistin bei der letzten Generation, gemeinsam haben wir zu verschiedenen Themen wie Mehrheitsfindung, politisches Engagement und verschiedene Protestformen gesprochen.

Ich, als Aktivist bei Fridays for Future habe mit ihr natürlich das gleiche Ziel: die Bekämpfung der Klimakatastrophe. Auf diesem Weg, der an manchen Tagen auch sehr ermüdend und frustrierend ist, macht es mir sehr viel Freude neue Leute kennenzulernen die andere Wege zu einem gemeinsamen Ziel sehen.

Für mich persönlich lehne ich zivilen Ungehorsam als Protestform weiterhin ab. Ich sehe die Mehrheitsfindung bzw. die Mobilisation von Massen als wichtige Stütze für meinen Protest.

Andererseits sehe ich auch die Dringlichkeit der Klimakatastrophe. Viele junge Menschen sind verzweifelt, sehen im zivilen Ungehorsam einen Weg. Historisch gesehen haben Menschen schon viel damit erreicht, ich sehe den zivilen Ungehorsam auch als legitime Protestform. Auch wenn die Gesellschaft dadurch in Teilen gespalten wird, haben auch solche Protestformen ihre Daseinsberechtigung, eine starke Demokratie sollte das aushalten. Demonstrationen sind ein wichtiger Baustein der Demokratie.

Leider sehe ich in letzter Zeit immer mehr Videos in denen Aktivist*innen von Passant*innen verletzt werden während diese versuchen die Aktivist*innen von der Straße zu ziehen. Körperverletzung ist keine Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat.

Äußerst problematisch sehe ich hier auch die Reaktionen auf diese Körperverletzung. Täterinnen werden als Heldinnen gefeiert. Solche Sichtweisen gefährden unsere Demokratie.

2 Kommentare

  1. „Projektion bezeichnet in der Psychoanalyse allgemein – und von Schulen unabhängig – einen Abwehrmechanismus. Der Begriff Projektion umfasst das Übertragen und Verlagern innerpsychischer Inhalte oder eines innerpsychischen Konfliktes durch die Abbildung eigener Emotionen, Affekte, Wünsche, Impulse und Eigenschaften, die im Widerspruch zu eigenen und/oder gesellschaftlichen Normen stehen können, auf andere Personen, Menschengruppen, Lebewesen oder Objekte der Außenwelt. Die „Abwehr“ besteht dabei darin, dass durch Projektion vermieden wird, sich mit Inhalten bei sich selbst auseinanderzusetzen, die man beim anderen sieht.“ [Quelle: Wikipedia]

    Oder einfach ausgedrückt: Wenn einem das eigene Spiegelbild nicht gefällt (Bevölkerung) hilft es nichts den Spiegel (Klimaaktivisten) zu zertrümmern.

    Deutsche sind auch für mehr Tierwohl, solange es Billigfleisch bei Aldi gibt.

    Finde den Fehler.

  2. Lieber Lars,
    vielen Dank für Deinen Beitrag, der wirklich so überlegt und analytisch ist, dass ich mir wünschte, da würden sich viele, die 3 bis 4 bis 5-fach älter sind als Du, abgucken, wie man argumentiert ohne zu polemisieren oder das Gegenüber verspottet, verhöhnt oder herabwürdigt. Chapeau, freue mich, mehr vorn Dir zu lesen!
    Grüße Susann

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*