Kino immer wieder neu erfinden

von Ria Garcia

Thomas Rüttgers, Weltspiegelkino Mettmann | Foto: Ria Garcia

Dafür steht seit Jahren das älteste Kino Deutschlands, das Weltspiegelkino in Mettmann. Dafür gab es in diesem Jahr den Kinoprogrammpreis und das bereits zum vierten Mal insgesamt und zum dritten Mal in Folge.

2016 übernahm Thomas Rüttgers das Weltspiegelkino in Mettmann und baute es im historischen Gemäuer zu einem der modernsten Kinos um. Darin ist Thomas Rüttgers Profi, denn eigentlich kommt er von der Kinotechnik-Seite. Zum Kinobetreiber wurde er erst viel später. Inzwischen hat er auch Sohn Julian mit dem „Kino-Virus“ infiziert und betreibt gemeinsam mit ihm das Weltspiegelkino in Mettmann, das Studio Kino in Ratingen und seit diesem Jahr auch das Emotion Kino Monheim, der größte der drei Standorte. Dafür, dass in den Kinos immer wieder neueste Technik einzieht, sorgt das parallel existierende Unternehmen Ecco. Während Sohn Julian sich mehr um den Kinobetrieb gekümmert hat, hatte Thomas Rüttgers mehr Zeit für Technik, aber ganz aktuell sieht man ihn wieder mehr im Kino vor Ort. Gerade erst ist er Opa geworden und Julian braucht ein wenig Zeit zum Vater sein. Die kommende Kinogeneration ist also vielleicht schon am Start.

Kinogrogrammpreis 2020, 2022, 2023 und jetzt 2024

Am 13. November 2024 zeichnete die Film- und Medienstiftung NRW zum 34. Mal Kinobetreibende aus Nordrhein-Westfalen mit dem Kinoprogrammpreis aus. 1 Million Euro wurden mit der Auszeichnung an 76 Kinos in NRW vergeben. 8.000 Euro davon erhielt das Mettmanner Weltspiegelkino und konnte sich damit bereits zum vierten Mal über einen Kinoprogammpreis freuen. „Wir fühlen uns da schon bestätigt“, sagte uns Thomas Rüttgers diese Woche im Gespräch. Gemeinsam mit Sohn Julian hat er das Weltspiegelkino zu einem Kino gemacht, das mehr bietet, als nur die neuesten Blockbuster, die Publikum locken. Wichtig sind die natürlich dennoch für die Kinos. Gerade nach den Jahren der Pandemie, die den Kinos Sorgen bescherte.

Thomas Rüttgers | Foto: ©Hojabr Riahi / Film-und Medienstiftung NRW

Während die Kinobranche bundesweit hofft wieder an die Besucherzahlen von 2019 und damit vor Corona zu kommen, ist dem Weltspiegelkino dieser Spagat schon im vergangenen Jahr gelungen. „Ein bisschen haben wir natürlich auch davon profitiert, dass das Kino in Wuppertal zwei Jahre geschlossen hatte“, gesteht Rüttgers. Aber man habe sehr viel positives Feedback von Wuppertaler Kinobesuchern erhalten und ein guter Teil von ihnen bleibt dem Mettmanner Kino auch in Zukunft treu. Treu sind die Besucher des Weltspiegelkino insgesamt. „Deshalb gilt unserem Publikum auch besonderer Dank. Wir stehen immer in einem sehr intensiven Austausch“, sagt Thomas Rüttgers.

Seit der Übernahme des Weltspiegelkinos in 2016 haben sich die Besucherzahlen mehr als verdoppelt und das sie jetzt schon wieder auf dem Niveau von vor der Pandemie lägen, hätte sehr viel mit der Persönlichkeit der Kinomitarbeiter in Mettmann zu tun. „Einige von Ihnen sind von Beginn an dabei und das ist in der Branche auch eher die Ausnahme“, weiß Rüttgers. „Großen Kinos fehlt die Seele.“ Auch in der Pandemie waren Rüttgers und seine Mitarbeiter immer nah am Publikum. Wer erinnert sich in Erkrath nicht gerne ans Autokino auf dem Parkplatz des Neanderbads mit dem das Weltspiegelkino die Tristess der Pandemie vertrieb?

Überzeugen kann das Weltspiegelkino mit vielfältigem Programm, zudem inzwischen mehr als Filme gehören, denn auch Poetry Slam und Puppenbühne locken Publikum. Die VINO-KINO Veranstaltungen, bei denen es neben einem passenden Film Weinproben gibt, sind regelmäßig ausverkauft. Beim letzten Mal ging es für die Besucher filmisch in „Das Land der tausend Weine“ und damit in die Rioja-Region. Erfolgreich läuft seit 1,5 Jahren auch die ukrainische Filmreihe samstags morgens, zu der Besucher aus der ganzen Region kommen. „Die Filme sind fast immer ausverkauft und wir haben wieder etwas dazugelernt. Ukrainer essen Popkorn nicht süß, wie bei uns oder salzig, wie in südlichen Ländern, sie essen am liebsten Käsepopkorn“, erzählt Thomas Rüttgers.

Beliebt sind auch die Sneak Preview (Überraschungsfilme) oder die Ladies Night mit Filmprogramm für Frauen und das Generationenkino, das mit seinen Besucherzahlen bereits die ‚Vor-Corona-Zeit‘ überholt hat. All das und Live-Übertragungen aus dem Royal Opera House, von Konzerten wie Coldplay oder auch das Weihnachtskonzert mit André Rieu und das Silvesterkonzert sind Gründe, warum das Weltspiegelkino den Programmpreis erhalten hat.

Und was kommt als nächstes?

Mit Studio Kino in Ratingen kam für die Rüttgers ein zweiter Standort hinzu. „Wir sind mehr als positiv überrascht. Die Ratinger lieben das Kino“, berichtet Thomas Rüttgers und hofft, dass auch das Ratinger Kino im kommenden Jahr ein Kandidat für den Kinoprogrammpreis ist. Das erst vor kurzem neu eröffnete Emotion in Monheim ist mit 600 Plätzen und sechs Sälen das größte Projekt der Rüttgers. Dabei soll es vorerst auch bleiben. „Jetzt wird erst einmal konsolidiert“, erklärt Thomas Rüttger.

Im kommenden Jahr soll in Mettmann investiert werden. Dann sind wir neun Jahre in Mettmann. Bei der Übernahme hatte er dort aufwändig saniert und umgebaut und in neueste Technik investiert. Während der Pandemie gab es schon eine Erneuerung der Beleuchtung sowie den Umbau in einem Saal, um eine Bühne zu installieren. Auch in die Technik wurde zwischzeitlich investiert und wird es auch noch weiter. Zudem sind neue komfortable Sitze in mindestens einem der Säle geplant. „Damit möchten wir auch unsere Verbundenheit gegenüber unseren Kinobesuchern ausdrücken“, so Rüttgers.

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