Am 15. Juni haben Mitglieder des Heimat- und Brauchtumsstammtischs das Karnevalsarchiv von Richard und Angelika Voges besucht und so manch kleine Geschichte rund um den Karneval gehört.
„Wir waren schon einmal zu Besuch hier, aber da nicht alle teilnehmen konnten, haben wir das jetzt noch einmal wiederholt“, erzählt Holger Johan. Eine direkte Verbindung zwischen dem Karnevalsarchiv und dem Heimat- und Brauchtumsstammtisch besteht über Richard Voges, der vor rund 10 Jahren Mitbegründer des Stammtischs war. Der ursprünglich aus Niedersachen stammende Voges hat sein Herz schon früh ans Rheinland und auch an den hiesigen Karneval verloren. Inzwischen hat er vielen ‚Eingeborenen‘ in Sachen Karneval einiges voraus. Lange Präsident der Letzten Hänger, während seine Frau Angelika die Geschäftsführung des Vereins inne hatte, haben die beiden den Karneval so richtig im Blut. Auch Hoppeditz war Richard Voges schon.
Die in Niedersachsen geborene „Rheinische Frohnatur“ hat den Besuchern auch die Entstehungsgeschichte des Archivs erzählt. Die begann eigentlich bei Voges zu Hause. Aktiv im Karneval hatten sich so einige Orden angesammelt, die sein handwerklich begabter Schwiegervater schließlich auf ein Brett montierte, das dann – wie ein Bild – aufgehängt wurde. Eines Nachts fiel die Ordensammlung lautstark von der Wand und landete anschließend es erst einmal in den Keller. Auf Gut Eickenberg fand damals schon der Wagenbau statt und die letzten Hänger hatten in den Räumlichkeiten über der Halle, von Manfred Kleine-Boymann eine Aservatenkammer. „Die war eigentlich nur halb voll. Das brachte mich auf die Idee hier ein Karnevalsarchiv einzurichten“, erinnert sich Richard Voges. Richard Voges teilte den Raum auf und der erste Teil der Ausstellung war seine eigene Sammlung.
Das war 2007. „Das waren gerade einmal sieben Quadratmeter und die Leute haben bei Besuchen gezwungener Maßen Schlange gestanden“, erinnert er sich. „Später habe ich dann den Rest des Raums dazu bekommen.“ Dabei blieb es nicht. Ein frei gewordener Musikraum wurde ebenfalls zum Ausstellungsraum und der Flur davor wandelte sich zur Galerie. Das war auch nötig, denn die Sammlung wächst immer weiter. „Seit ich in Rente bin, ist das ein schönes Hobby“, verrät Richard Voges.
Wer sich die Sammlung ansehen und vielleicht auch einige Geschichten dazu erfahren möchte, sollte das Karnevalsarchiv unbedingt besuchen. Das geht jeden ersten Samstag im Monat beim Schautag oder – wie für die Mitglieder des Heimat- und Brauchtumsstammtischs – nach Vereinbarung.
Karnevalsarchiv, Gut Eickenberg 1, Richard und Angelika Voges, Telefon 0211 / 241309 oder 0162 / 4153430.
Zellteilung
Neue Karnevalsvereine, so Voges, seien oft entstanden, weil es Abtrünnige gab, die eigene Ideen umsetzen wollten und dann einen Teil der Mitglieder mitnahmen. Das erinnert ein wenig an einen Bienenstock, in dem es eine zweite Königin gibt, mit der ein Teil des Bienenvolks ausschwärmt. So einfach, wie noch vor vielen Jahren, ist das mit der Gründung eines Karnevalsvereins heute nicht mehr. Der Karneval hat – auch in Erkrath – wechselvolle Zeiten erlebt. So mancher Verein hat diese Zeiten nicht überlebt, aber immerhin haben viele einen Platz im Karnevalsarchiv gefunden. Der größte Teil des Archivs ist dem Erkrather Karneval gewidmet, vieles stammt aus umliegenden Städten und so manches Teil aus anderen Ländern. Richard Voges kann zu fast allem auch eine Geschichte erzählen. Er ist ein bisschen das „sprechende Karnevalslexikon“.
Erinnerungen an Mettmanner Karnevalsvereine, die es nicht mehr gibt
Unter den vielen Orden finden sich auch einige von den Blötchköppen oder der KG Rot-Weiß, beides Mettmanner Karnevalsvereine, die es heute nicht mehr gibt. „In Mettmann gab es nicht nur die Orden, die haben auch jedes Jahr einen neuen Löffel geprägt“, weiß Richard Voges.
Erinnerungen an längst vergangene Sessionen in Erkrath
Einer, dessen Karnevalserinnerungen heute auch Bestandteils des Archivs sind, ist Wolfgang Scheurer. Wie Richard Voges hat auch er einiges über den Karneval zu erzählen. Wurde ihm das Karnevalsgen doch schon von den Eltern in die Wiege gelegt. Als Mitglied des Heimat- und Brauchtumsstammtisch war er mit zu Besuch und hat uns auf Teile der Ausstellung aufmerksam gemacht, die auch seine Karnevalsgeschichte festhalten. Im jugendlichen Alter war er Präsident der „Wasserratten“, später löste ihn sein Cousin (Foto aus einem Zeitungsartikel von 1971: oben im Bild Wolfgang Scheurer, darunter sein Cousin Thomas) im Amt ab. „Die Wasserratten sind aus der DLRG Jugend entstanden“, erzählt Scheurer, der in Erkrath schon einige „Karnevalsstationen“ durchlaufen hat. Hoppeditz war er auch und sein Kostüm aus dieser Zeit ist im Karnevalsarchiv ausgestellt. Vor einigen Jahren war er dann Prinz, an seiner Seite natürlich seine Frau, Prinzessin Christiane.
Nicht nur Wolfgang Scheurers Hoppeditz-Kostüm hat seinen Weg ins Archiv gefunden, auch die Ornate so mancher Tollitäten erzählen dort ihre Geschichten. Neben zahlreichen Orden steckt die Erinnerung auch in ausgestellten Fotos und alten Presseartikeln, wie einem, der darüber berichtet, dass der Erkrather Karneval prominenten Besuch hatte: Lotti Krekel. Und ein eigens fürs Karnevalsarchiv gestaltetes Bild des Künstler Michele Cataldi gibt es dort auch. Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall.
Ein sehr schöner Bericht – herzlichen dank an erkrath.jetzt in person von Ria Garcia – wenn es erkrath.jetzt nicht mehr gibt fehlt was.