Menschen die, altersbedingt oder auch aus anderen Gründen, keinen Zugang zum Internet haben, sind an vielen Stellen von Informationen und Kontaktmöglichkeiten abgeschnitten. Im AWO Treff Hochdahl finden sie künftig Hilfe.
„Unsere Besucher fragen mich schon jetzt oft, ob ich für sie etwas im Internet nachsehen kann oder per Email etwas erledigen kann, weil sie telefonisch niemanden erreichen“, erzählt Silke Dietz, wie es zur Idee für dieses neue Projekt im AWO Treff Hochdahl kam. So habe etwa eine Besucherin kürzlich einen angekündigten Termin dem MDK absagen müssen und trotz vieler Versuche telefonisch keinen Kontakt bekommen. Es ist nur ein Beispiel von vielen Situationen, in denen Seniorinnen und Senioren vor einem für sie scheinbar unlösbaren Problem stehen, weil sie selbst keinen Zugang zum Internet haben und nicht damit umgehen können. In einer zunehmen digitalisierte Welt sind sie mehr und mehr ‚außen vor‘. „Das betrifft vor allem Menschen, die keine Kinder haben, die das für sie übernehmen können“, weiß Silke Dietz aus Erfahrung.
Informationsbeschaffer*in für Menschen ohne Internet
Der etwas sperrige Projekttitel ist dem Umstand geschuldet, dass es hier keinesfalls zu Verwechslungen mit den Digitalpaten kommen soll. Während diese Senioren Hilfestellung geben mit Smartphone, Tablet und Co. umzugehen und das Internet selbst zu nutzen, richtet sich das Angebot der AWO an Menschen, die das nicht mehr können oder wollen. „Wenn dann einmal jemand dabei ist, der sich doch mit dem Tablet oder Smartphone anfreundet, schicken wir ihn weiter zu den Ditigalpaten“, erklärt Erich Kohs der über den Seniorenrat im Projekt mitwirkt. Ausgeschlossen ist diese Möglichkeit nicht, denn einmal im Monat soll es Montagsmorgens um 10 Uhr eine digitale Zeitungsrunde geben, in der Senioren die digitalen Zeitungsangebote kennenlernen und am I-Pad lesen können. Dadurch könnte der eine oder andere die Scheu verlieren selbst ein digitales Endgerät zu nutzen. Für viele wird das Internet jedoch im letzten Lebensabschnitt ein Mysterium bleiben.
„Ich finde es unmöglich, dass durch die permanenten Online-Angebote ‚analoge‘ Menschen, vor allem hochbetagte, ausgeschlossen werden“, erklärt Monika Riemer, die als Ehrenamtlerin bei der AWO im Projekt mitwirkt, warum sie sich hier engagiert. Das diese Menschen bei der Digitalisierung vergessen werden und es keine Angebote von Bund, Land und Kommunen gibt, kann sie nicht nachvollziehen. „Es kann nicht sein, dass alles auf den Schultern der Ehrenamtlichen passieren muss. Ältere Menschen dürfen nicht vergessen werden.“ Der Meinung ist auch Marion Wenske vom ZWAR Netzwerk, die sich hier ebenfalls als Informationsbeschafferin engagiert. „Was wir hier tun, ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein“, sagt sie und weiß wovon sie redet. Sie hat eine 90-jährige Mutter und erlebt deren Hilflosigkeit in einer zunehmend digitalisierten Welt.
Als Informationsbeschaffer sind künftig neben AWO Treff Leiterin Silke Dietz und AWO Mitarbeiterin Angela Bauer in den Sprechstunden vorerst Erich Krohs vom Seniorenrat, Marion Wenske aus dem ZWAR Netzwerk und Monika Riemer, Ehrenamtlerin bei der AWO aktiv. Für Menschen ohne Zugang zum Internet recherchieren sie beispielsweise Adressen und Kontaktdaten der Pflege- und Betreuungsdienste vor Ort, helfen bei der Suche nach einem Facharzt, beschaffen Informationen zu sozialen Diensten und Hilfsangeboten, suchen Kontaktdaten von Handwerken und Dienstleistern heraus. Allgemeines Auskünfte, wie die Suche nach Bus- und Bahnverbindungen, Behördlichen Informationen und Formulare, Gesundheitstipps und Vorsorgeinformationen gehören genauso zum Rechercheangebot, wie die Suche nach Kulturangeboten, wie Theater, Konzerte oder Ausstellungen. Auch ganz spefizische Recherchen in individuellen Einzelfällen sind möglich.
Drei I-Pads konnte der AWO Treff dank einer Spende der August-Franke-Stiftung für dieses Projekt anschaffen, sodass nicht nur für die ehrenamtlichen Informationsbeschaffer während der Sprechstunden Geräte zur Verfügung stehen, sondern auch für Besucher, die in der Zeitungsrunde Artikel in digitalen Medien lesen wollen. „Wir sind sehr dankbar, dass die Spende uns das ermöglicht hat“, sagt Silke Dietz. „Die Tabletts haben keinen Zugang zum Drucker, aber wenn ein Besucher die Information anschließend auf Papier benötigt oder ein Formular ausgedruckt braucht, dann können wir das natürlich auch über den Festplatz PC aufrufen und ausdrucken“, erklärt Silke Dietz.
Offizieller Start ist am 17. Juli
Zweimal im Monat gibt es eine Sprechstunde, in der Menschen ohne Zugang zum Internet ihre Anfragen persönlich im AWO Treff oder auch telefonisch stellen können. Die Informationsbeschaffer durchsuchen dann das Internet nach den gewünschten Informationen und drucken die Recherche-Ergebnisse auch zum Mitnehmen aus.
Die Sprechstunde findet jeweils von 14 bis 16 Uhr an folgenden Terminen im AWO Treff Hochdahl, Sedentaler Str. 105 (Bürgerhaus) statt:
17. Juli,
7. August,
4. und 18. September,
2. und 16. Oktober,
6. und 20. November,
4. und 18. Dezember 2024.
Telefonische Anfragen: 02104 948698
Das Angebot ist für die Nutzer kostenlos und richtet sich auch an Menschen, die bisher nicht zu den Besuchern des AWO Treffs gehören.
Tolle Idee! Ich hoffe, dass möglichst viele Leute, die diese Hilfe benötigen, auch den Mut haben, es zuzugeben und dieses Hilfsangebot auch annehmen und nicht weiter in ihrer Hilfkosigkeit versinken.