Im Theater Anderswo – Jenseits des Kilimandscharo

von Timo Kremerius

Beate Sarrazin in 'Jenseits des Kilimandscharo'. Foto: Timo Kremerius

Voller Neugierde auf das Stück, das auf einer wahren Begebenheit beruht, führte der Weg am 12. November 2022 wieder in das kleine Wohnzimmertheater von Beate Sarrazin.

Es ist schon ein Ritual. Man erklimmt die Treppenstufen bis in die dritte Etage. Natürlich geht man bedächtig, um Kraft und Konzentration für das Stück zu sammeln und wird freundlich von der Hausherrin begrüßt. Menschen, die Sie länger kennt und schätzen gelernt hat, werden auch wieder herzlich gedrückt. Also fast alle.

Da noch etwas Zeit ist, ist es möglich mit den Gästen, inzwischen kennen sich viele untereinander, einen zwanglosen und unterhaltsamen Smalltalk zu führen. Langsam ist die Zeit gekommen und man begibt sich in den Theaterraum. Das verkürzt unbemerkt die Wartezeit. Beate begrüßt noch einmal das Publikum, legt den Schalter um und dann los.

Was sehr romantisch und mit einer Leichtigkeit begann, endete mit fortschreitender Dauer des Stückes im Chaos. Ein junges Mädchen, welches mit ihrem Freund Urlaub in Afrika macht, ist in dem Moment als sie einen gutaussehenden, eindrucksvollen Massai erblickt hin- und hergerissen. Sie reist nicht mit ihrem Freund zurück in die Schweiz, sondern bleibt in Afrika. Kurz darauf gibt sie ihr Geschäft in der Schweiz auf und begibt sich auf die Suche nach ihrem Massai, den sie letztendlich in einem kleinen Dorf in der Nähe des Kilimandscharos wiedertrifft. Anfänglich war ihr Leben sehr harmonisch, sie gebar eine Tochter, aber mit zunehmender Dauer des Zusammenlebens wurde aus der Leichtigkeit durch die krankhafte Eifersucht von Ketinga eine unerträgliche Leidenszeit für Corinne.

Bühnenbild. Foto: Timo Kremerius

Viele Ereignisse, die auch gravierende Folgen hatten, zum Beispiel verlor eine Mutter ihr Kind, weil ihr Mann untätig war und andere Interessen hatte, spiegelten den Stellenwert der Frau in Afrika zu mindesten in diesem Theaterstück wider. Mit zunehmender Dauer des Stückes bekam man unwillkürlich Hassgefühle gegen Ketinga. Sein egoistisches patriarchalisches Verhalten wurde deutlich und machte den ins Stück vertieften Zuschauer wütend. “Wir leben nicht mehr im Mittelalter. Frauen müssen nicht beschnitten werden. Man schneidet Männern ja auch nichts ab”, steigen stille Gedanken hoch.

Beate Sarrazin hat das Stück wieder mit Herzblut und vollem Einsatz aufgeführt. Es war sehr beklemmend, sie schafft es immer wieder, die Emotionen auf die Zuschauer zu übertragen und sie mitzunehmen. Bei dem einen oder anderen Zuschauer warf es viele Fragen auf und bei einigen wurde das Weltbild neu definiert und bewertet. Wie immer ein sehr schöner Abend, der zum Nachdenken anregte.

Mehr über das Stück von Beate Sarrazin (Quelle Theater Anderswo):

Liebe hat keine Nationalität und kann zwischen ganz unterschiedlichen Kulturen entstehen. Sie ist wie ein Vogel: mal wie ein Kondor mit gewaltigen Flügeln, der davonfliegen will, mal wie ein Kolibri, bunt und zart; wenn man ihn zu sehr festhält, wird er zerdrückt, wenn man ihn loslässt, fliegt er fort auf Nimmerwiedersehen.

Das von Beate Sarrazin inszenierte Theaterstück „Jenseits des Kilimandscharo“ beruht auf einer wahren Begebenheit. Eine Frau gibt für die Liebe ihr bisheriges Leben in Europa auf und lebt stattdessen in einer ihr völlig fremden afrikanischen Welt. Ein Wagnis mit ungewissem Ende. Das Stück wurde durch den Roman “Die weiße Massai” inspiriert und durch lyrische Zwischentexte von Beate Sarrazin ergänzt.

Es ist ein Ur-Impuls, dass kennen zu lernen was uns fremd ist. „Es trifft mich wie ein Blitzschlag. Da steht ein junger, dunkelhäutiger Mann, mit seltsamen Zeichen bemalt, und schaut die ganze Zeit zu uns herüber…“

Inszenierung und Spiel: Beate Sarrazin. Infos: www.beatesarrazin.de

Vorankündigung: Am Samstag, den 14. Januar 2023, Beginn: 16:00 Uhr, wird im Theater Anderswo das Stück “Pinocchio” aufgeführt. Inszenierung und Spiel: Beate Sarrazin. Für Kinder im Grundschulalter und für Erwachsene. 

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