
Der Abschluss der Theatersaison 2023 machten Wanja Mues, bekannt aus dem Fernsehen unter anderem mit der Serie ‚Ein Fall für Zwei‘ und Jacqueline MacCaulay in dem Schauspiel Heiligabend.
Es ist der 24. Dezember, halb elf Uhr abends. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt: Nur genau 90 Minuten hat er Zeit, der Verhörspezialist Thomas, um von einer Frau namens Judith zu erfahren, ob sie tatsächlich, wie er vermutet, um Mitternacht einen – gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Peter geplanten – terroristischen Anschlag verüben will. Sie wurde auf dem Weg zu ihren Eltern aus einem Taxi geholt und zur Polizeistation gebracht. Thomas weiß offensichtlich nicht nur theoretisch alles über sie, ihre Arbeit und ihre gescheiterte Ehe, sondern auch praktisch, z. B. dass ihr Ex-Mann am Tag davor von 14.30 Uhr nachmittags bis 22:52 Uhr am Abend bei ihr war. Was haben sie da besprochen? Im Nebenzimmer wird Peter schon fast zwölf Stunden lang befragt. Ermittler Thomas versucht, wie das bei parallel geführten Vernehmungen üblich ist, den einen über die Aussagen des anderen zu überführen. Aber wo endet List, und wo beginnt unzulässige Täuschung, wenn unbelegte Vorwürfe wie Fakten behandelt werden? Ist das Ganze doch nur eine Übung für eines von Judiths Seminaren, wie die Philosophie-Professorin behauptet? Thomas setzt alles daran, Judith aus der Reserve zu locken. Doch da hat er mit ihr, die sich mit dem französischen Psychiater, Politiker und Autor Frantz Fanon und seinen Thesen über die Rechte Unterdrückter auseinandergesetzt hat, kein leichtes Spiel. Im Gegenteil: Sie beginnt, ihr Gegenüber mit gezielten Fragen aus dem Konzept zu bringen. Die Situation spitzt sich zu. Und die Zeit läuft… Quelle: a.gon Theater GmbH
Leider kamen zu diesem Theaterabend, es handelte sich diesmal um ein Schauspiel, nur knapp 250 Zuschauer. Wenn man die Reaktion der Zuschauer während und nach dem Stück – es wurde ohne Pause aufgeführt – beobachtet hatte, hätte eine Pause wahrscheinlich dazu geführt, dass die Hälfte der Zuschauer schon früher gegangen wäre. Da es sich um ein Schauspiel handelte und kein Unterhaltungstheater, wie etwa die vielen Komödien, die hier häufig aufgeführt werden, gab es keinen Szenenapplaus, und so gut wie keine Reaktion während des Stückes.
Das Positive an diesem Abend war die absolut geniale Leistung der Schauspieler. Wer Wanja Mues nur aus dem Fernsehen kennt, musste feststellen, dass er weit mehr Facetten der Schauspielkunst beherrscht. Er und seine Partnerin Jacqueline MacCaulay boten Schauspielkunst vom Feinsten. Eigentlich trat der Inhalt des Stückes in den Hintergrund und war für den Zuschauer eher Anreiz zu der Frage: „Was wollen die Schauspieler von mir?“ Hier kann das Augenmerk nur auf die schauspielerische Leistung gelegt werden.
Inhalt des Stückes: Mann (Verhörspezialist Thomas) muss von Frau (Philosophieprofessorin) herausbekommen ob sie irgendwo eine Bombe platziert hat, wenn ja, wo und ob ihr Exmann an dem geplanten Anschlag mitbeteiligt ist. Dazu hatte er ca. anderthalb Stunden Zeit und das entsprach der Länge des Theaterstückes. Es war regelrecht ein Psychodrama.
Ich habe selten ein Stück gesehen, welches von den Zuschauern in Ermangelung von Reaktion irgendwelcher Art nicht angenommen wurde. Anderthalb Stunden keinen Muckser keine Geräusche Seitens der Zuschauer. Ich denke die seltenen verstohlenen Lacher, sehr ruhig von sich gegeben, oder ein verstohlenes Hüsteln, wahrscheinlich wusste der jeweilige Zuschauer auch nicht warum und gezwungen ohne Pause, bis zum Schluss zu bleiben, waren deprimierend.
Das Schauspiel war aber auch nicht darauf ausgelegt zu unterhalten, zu mindestens nicht im herkömmlichen Sinne. Es war einfach nur schwere Kost, die sich im Psychobereich abspielte, und das war nicht jedem Zuschauer vermittelbar. Es war eine Psycho-Studie, in der die Schauspieler eine wechselnde Beziehungsdynamik vermittelten und der Zuschauer zu einem ewigen umdenken gezwungen wurde. Fragen wurden gestellt, die weder einfach noch eindeutig beantwortet werden konnten aber beantwortet werden mussten.
Das Ende war genauso ernüchternd. Die Zuschauer leisteten beim Abschluss Applaus lediglich ihren Pflichtanteil und keinen Deut mehr. Ich denke, dass wenigstens die wirklich gute schauspielerische Leistung von beiden mehr hätte honoriert werden müssen.
Ich finde es mutig und auch gut vom städtischen Kulturamt auch einmal etwas mit ernstem Hintergrund anzubieten. Theater soll auch ein Dialog sein, vom Inhalt und der Darstellung. Es soll auch einmal etwas Anderes oder sogar etwas Neues sein. Natürlich lieben die Erkrather die Komödien, die Schenkelklopfer. Wer lacht nicht gerne in einer Zeit, in der es viel zu wenig zu lachen gibt. Aber zu einem guten Kulturangebot gehört eben auch mal eine ernste, nachdenkliche Seite und die wurde schauspielerisch exzellent umgesetzt.
Für die Kulturpause stand an diesem Abend kein Künstler zur Verfügung.
Am 24. Januar 2024 erwartet die Erkrather Stadthalle die Gesellschaftskomödie ‚Nur drei Worte‘ von Joanna Murray Smith unter anderem mit Lisa Wildmann, Julia Bremermann, Natalie O’Hara und René Steinke.
Am 25. Januar 2024 erscheint in der Erkrather Stadthalle Jürgen von der Lippe mit seinem neuen Programm ‚Sex ist wie Mehl‘.
Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.
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