Freundeskreis für Flüchtlinge bittet zum Sprachcafé

von Susann Krüll

In der Gruppe der Besucher, die Ehrenamtler Soroush Farshbaf (3. von li.) und Bernhard Meyer (3. von re.). Foto: Susann Krüll

Sprachkompetenz ist einer, wenn nicht der entscheidenden Schlüssel, damit Integration gelingt.

Um Erkrather Neubürgern mit Flucht- und Migrationshintergrund dabei zu unterstützen, laden Ehrenamtliche donnerstags in die Begegnungsstätte Hand in Hand am Europaplatz ein, um in Caféhaus-Atmosphäre in die Feinheiten des Deutschen einzutauchen.

Immer donnerstags wird die Begegnungsstätte zum Sprachcafé

Auf den Beistelltischen in der gemütlichen Sitzecke stehen Teller mit Plätzchen, Tassen mit Kaffee und Tee sowie Gläser für Saft und Wasser. Es ist Donnerstagnachmittag und Zeit, in gemütlicher Café-Runde, die Eigenheiten der deutschen Sprache zu ergründen. „Unser Angebot versteht sich keinesfalls als Sprachkurs, wie ihn die Volkshochschule und andere Bildungsträger offerieren. Bei uns braucht es keine Bücher oder Hefte zum Mitschreiben und es gibt keine Hausaufgaben oder gar Prüfungen. Wir unterhalten uns in lockerer Atmosphäre, wie man das so macht, wenn man sich mit Bekannten trifft“, beschreibt Ehrenamtler Bernhard Meyer das Angebot, das sich an Menschen aller Nationalitäten richtet. Dies macht bereits der Flyer deutlich: Er lädt in Deutsch, Englisch, Ukrainisch, Arabisch und Farsi zur Teilnahme ein.

Ein besonderer Service ist die Kinderbetreuung für Mütter und Väter, damit sie in Ruhe ihre Gespräche untereinander führen können. Eine Ehrenamtliche aus dem zurzeit vierköpfigen Team spielt, bastelt und malt währenddessen mit den Kids. „Natürlich kommen die Kinder immer auch mal zu den Eltern, aber das gehört zum Konzept. Wir wollen ein niederschwelliges Angebot vorhalten. Ganz unabhängig von den individuellen Sprachkenntnissen kann sich jede und jeder zu uns gesellen. Ein völlig unbekanntes Wort oder auch mal ein ganzer Satz wird auch mal in die Muttersprache übersetzt, wenn auch Umschreibungen nicht klar machen, worum es geht“, fügt Soroush Farshbaf hinzu. Der gebürtige Iraner lebt seit 2016 in Erkrath, gehört zum Vorstand des Freundeskreises und ist im Mini-Job in der Beratung im Hand in Hand tätig. Hauptamtlich studiert er Soziale Arbeit in Düsseldorf. Im Laufe der Monate – das „Sprachcafé“ existiert seit Mai letzten Jahres – hat sich ein geflügelter Satz eingebürgert, wenn Gespräche vollständig in die Muttersprache abgleiten: „Und nun das Ganze noch einmal auf Deutsch.“ Um dann von den Gesprächen untereinander, die ausdrücklich auch zum Nachmittag gehören, zum gemeinsamen Gesprächsthema zurück.

Karneval – oder warum ist das Rheinland einmal im Jahr jeck?

Als unsere Redaktion an Altweiber das Sprachcafé besuchte, drehte sich das Gespräch natürlich auch um Karneval und Verkleiden. Einig waren sich die Frauen und Männer aus dem Iran und Afghanistan, den Herkunftsländern der Besucher dieses Nachmittags, dass sie den Grund nicht kennen, warum sich Kinder und auch Erwachsene verkleiden. Das bunte Treiben gefiele ihnen aber gut. Bernhard Meyer übernahm es, die Wurzeln dieses rheinischen Brauchtums zu erklären. Er ging auf dessen Anfänge ein, die in der katholischen Tradition des Rheinlands begründet sind. Darauf, dass Kirche und Staat nur in der persiflierten Form kritisiert werden konnten, in Fantasie-Uniformen, die heute noch die ‘Offiziellen’ tragen. Auch die Unterschiede zwischen den Rosenmontagsumzügen und der Feiertradition in den rheinischen Hochburgen Düsseldorf und Köln wurden thematisiert. „Unseren Kindern macht es sehr viel Spaß verkleidet in die Kita und die Schule zu gehen“, bekräftigte eine Afghanin, die seit dem Umzug aus Oberfranken erst seit drei Monaten mit ihrer Familie in Erkrath lebt.

Und schon ging es um Dialekte in den verschiedenen Gegenden Deutschlands. „Ich verstehe auch nicht immer alles, wenn andere untereinander in ihrem Dialekt sprechen“, bekannte daraufhin Bernhard Meyer und löste Erstaunen aus. Das veranlasste ihn und seine Mitstreiter dazu, zum Beispiel die unterschiedlichen Begriffe für Tomaten, Brötchen und anderes aufzuzählen. Daraufhin erklärten die in Iran und Afghanistan Geborenen, dass sie sich untereinander verstünden, denn: „Dari, das wir in Afghanistan sprechen und das Farsi, das unsere iranischen Nachbarn sprechen, sind so ähnlich, dass wir uns untereinander verstehen“, wusste ein gebürtiger Afghane zu erzählen, der bereits seit 30 Jahren in Deutschland lebt. Soroush Farshbaf erklärte, dass es natürlich auch komplett andere Begriffe gäbe und nannte entsprechende Beispiele. „So ist das immer, wenn wir uns miteinander austauschen. Jeder lernt vom anderen, denn Sprache dient immer auch dem interkulturellen Austausch, der gegenseitiges Verständnis fördert“, so die einhellige Meinung der Native Speaker und derer, die die Sprache ihrer Heimat noch verbessern möchten. Integration stellt keine Einbahnstraße dar. Eine Erfahrung, die gern noch weitere Interessenten teilen könnten: Weitere ehrenamtliche Muttersprachler werden immer gesucht, die die Deutschkenntnisse der Erkrather Neubürger aus den verschiedenen Herkunftsländern vertiefen helfen möchten.

Info: Das Sprachcafé des Freundeskreises für Flüchtlinge e. V. findet donnerstags von 16h-18h in der Begegnungsstätte Hand in Hand in der Beckhauserstr. 16g statt. Kontakt: (0157) 37946318 oder info@fkfe.de. Weitere Infos unter: www.fkfe.de.
  

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