Erwartungen trotz Risiken positiv

Die Corona-Konjunkturkrise ist zwar noch nicht überwunden und der Aufwärtstrend aufgrund verschiedener Belastungen gestoppt, aber dennoch sind die – leicht eingetrübten – Erwartungen der Unternehmen im Kreis Mettmann deutlich positiv, ein Einbruch ist nicht in Sicht.

An der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage haben sich rund 250 Betriebe mit 20.600 Beschäftigten beteiligt, wie der IHK-Konjunkturexperte Gerd Diestler beim digitalen Konjunktur-Pressegespräch der IHK erläuterte. Das waren deutlich mehr Betriebe als bei der letzten Umfrage im Herbst.

„Es gibt deutliche Unterschiede, wenn man die einzelnen Branchen betrachtet“, so Diestler. „Die Baubranche liegt trotz gestiegener Einkaufspreise an der Spitze der Branchen, die Industrie holt weiter auf und trotzt den Risiken.“ Der Großhandel sei zwiegespalten, dem Einzelhandel im Kreis gehe es aber besser als in Ballungsgebieten, zum Beispiel Düsseldorf oder dem Rheinkreis Neuss. „Vielleicht hat das mit der während der Corona-Zeit abgenommenen Pendlertätigkeit zusammen“, vermutet der IHK-Experte.

„Bei den Dienstleistern muss man unterscheiden zwischen den kontaktintensiven Bereichen wie dem Gastgewerbe, Kultur, Sport und Freizeit, die mehr Schwierigkeiten haben als die nachgefragten Bereiche IT und Kommunikation“, erläutert Diestler. Digitalisierung, Homeoffice und Klimaschutz haben diese Branchen eher gestärkt. „Die Erwartungen seit Oktober 2021 sind nur wenig gedämpft und bei allen Wirtschaftszweigen im positiven Bereich. Es herrscht allerdings Unklarheit darüber, ob bestimmte Risiken eintreten und den Aufwärtstrend bremsen.“

Die Nachfrage bleibe hoch, steige aber kaum noch. Die Industrie werde skeptischer, hat die IHK festgestellt. „Die Konjunkturrisiken liegen aber nicht bei der Nachfrage, sondern im Bereich der Probleme bei der Rohstoffversorgung, der gestiegenen Rohstoffpreise und der explodierenden Energiepreise.“ Auch geopolitische Krisen, wie beispielsweise der Konflikt in der Ukraine seien eine mögliche Belastung für die Konjunktur, erklärt Diestler. Der Regierungswechsel habe bisher aber keinen erkennbaren Einfluss.

Inflation und Fachkräftemangel hätten die Arbeitskosten nicht auffallend erhöht. „Aber die Betriebe bemerken verbreitet Lieferschwierigkeiten und Preissteigerungen, da gibt es eine Betroffenheit in allen Bereichen.“ In der Industrie seien die Preissteigerungen zu rund 90 Prozent auf Lieferschwierigkeiten zurückzuführen. „Aufträge können trotz hoher Nachfrage nicht zeitig abgearbeitet werden.“ Im Baugewerbe sei dieser Einfluss durch Lieferschwierigkeiten geringer.

Gleichzeitig haben die Unternehmen wenig Hoffnung auf Besserung bei der Rohstoffversorgung. „Nur jeder zehnte Betrieb rechnet mit einer Entspannung bis zur Jahresmitte, ein Drittel immerhin bis Ende 2022. Die Unsicherheit ist groß, für jeden zweiten Betrieb im Großhandel und insgesamt für fast 30 Prozent der Betriebe“, so Diestler.

Die Auslastung der Betriebe bleibe aber fast stabil, die Auftragspolster vergrößern sich sogar noch. „Auch die Bauwirtschaft hat die Herbstdelle überwunden.“ Es gäbe zwar keinen Investitionsboom, aber die Investitionsabsichten seien leicht gestiegen. „Der Einzelhandel nicht, aber alle anderen Branchen planen Expansionen“, weiß Gerd Diestler. Der Umweltschutz nehme an Bedeutung für die Betriebe zu, bringe oft Ersparnisse.

Auch der Arbeitsmarkt sei gut durch die Coronakrise gekommen – dank Kurzarbeit. „Die Einstellungspläne überwiegen, aber der Fachkräftemangel bleibt hoch“, so der Experte. Die „Konjunkturuhr“, die zeige, wo die Entwicklung hingehe, spiegele die Hoffnung wider, dass sich die Aufwärtsentwicklung beschleunige. „Aber Risiken bleiben“, so Diestler abschließend.

Sein Kollege Marcus Stimler, Leiter der IHK-Zweigstelle in Velbert, berichtet auf Nachfrage, dass die Lage der Autumobil-Zulieferer in Velbert immer noch vom Verkauf der Verbrenner-Pkw-Modelle abhänge.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*