Erfolgreiche Premiere der Kleidertausch-Börse

von Susann Krüll

Hier wurde gestöbert ... Foto: Susann Krüll

94 Personen kamen am Samstagnachmittag mit bis zu 10 Kleidungsstücken zur Kleidertausch-Börse im AWO-Treff im Bürgerhaus und durften entsprechend der Anzahl, die sie aus ihrem Kleiderschrank aussortiert hatten, Neues mitnehmen.

Eine positive Idee, dem vorherrschenden Trend der „Fast Fashion“ entgegenwirkend, bei dem viele, weil günstig produziert, Kleidungsstücke gekauft, nach kurzer Zeit aussortiert werden und massenweise in Kleider-Container oder im Müll landen. Mit der Premiere sind die Veranstalterinnen, Silke Dietz, Leiterin des AWO-Treffs, Dr. Ursula Moldon, Leiterin der VHS, und Anne Heimansberg-Schmidt, Leiterin der Stadtbücherei so zufrieden, dass bereits zum Ende der Veranstaltung feststand: Es wird eine Wiederholung geben, die Häufigkeit wird im Team noch abgesprochen werden.

Frauen sind unter den Besuchenden in der Mehrzahl

Wohl nicht sehr überraschend, stellte sich der Mix der Tauschwilligen, die zwischen 14h und 17h mit ihren aussortierten Schätzen in die AWO kamen, so dar: 80% Frauen und 20% Männer. Unter diesen waren nicht nur solche, die nur als Begleitung ihrer Partnerinnen mitgekommen waren, sondern auch, vor allem jüngere, die mit dem klaren Wunsch erschienen waren, Aussortiertes gegen neue Schätze zu tauschen. Viele, vor allem ältere Besucherinnen hatten andere Erfahrungen über den Umgang ihrer Partner mit ihrer Kleidung zu berichten: „Mein Mann trägt seine Sachen wirklich so lange, bis man sie nur noch entsorgen kann.“ Und eine weitere Erkenntnis in Bezug auf secondhand besorgte Kleidung lautete: „Wir als Ältere können von der jüngeren Generation lernen, dass es nicht immer Neuware sein muss. Secondhand zu kaufen, der Trend muss sich bei uns Älteren erst durchsetzen“, gibt Besucherin Renate Ott freimütig zu, findet aber sichtlich Spaß gemeinsam mit einer Bekannten die Pullover- und Hosen- Stapel auf den Tischen und die Jacken und Kleider auf den Kleiderstangen durchzuschauen. Eine Jeansjacke mit bunten Stickereien am Kragen und am Bündchen hatte es ihr schließlich angetan.

Auch einige Mutter-Tochter-Gespanne waren unter den Besuchern: „Uns gefällt besonders gut, dass man hier, anders als auf den Flohmärkten, die wir oft zusammen besuchen, Kleidung tauscht und nicht secondhand kaufen muss.“ Als beide nach einiger Zeit mit jeweils gleich vielen, neuen Teilen, wie sie mitgebracht hatten, wieder an dem „Kontrolltisch“ vorbeikamen, fügte die 17-jährige Merle hinzu: „Wir haben mehrere Runden gedreht, weil ja immer wieder neue Besucherinnen mit neuen Sachen kamen. Das hat echt Spaß gemacht“.

Kleidertausch-Börse schafft Gemeinschaft

Hinter den beiden Kleiderstangen hatte das Team um Silke Dietz, alles Ehrenamtler, zum Teil aus den verschiedenen ZWAR-Gruppen, wie Claudia Hetmann, oder auch Mitglieder der Gruppen, die von der AWO angeboten werden, eine provisorische Umkleide aufgebaut. Hier berieten sich die Tauschwilligen gegenseitig, ob Farbe und Schnitt ideal waren. Viele waren mit einer Freundin gekommen. So wies man sich schon mal gegenseitig auf ein Teil hin: „Schau mal diesen Pullover, das sind doch genau Deine Farben“, war da nicht nur einmal zu hören. Und die Freundinnen behielten zumeist Recht mit ihrer Einschätzung, so dass die angepriesenen Teile zumeist in die mitgebrachten Tüten wanderten.

Zum gemütlichen Ausklang des Kleidertausches, bei dem fast alle, die vorher beteuert hatten, nur Sachen abgeben und nichts Neues mitnehmen zu wollen, ihr selbst gegebenen Versprechen brachen, ging es in das improvisierte Café im Nebenraum des Tauschbereichs: Neben Kaffee und Kuchen gab es auch frisch gebackene Waffeln. Hier zeigte man/frau sich gegenseitig, welche Tausch-Schnäppchen jede und jeder gemacht hatte.

Das Fazit

Auch Silke Dietz hatte angesichts des tollen Tauschangebots ihr Vorhaben, nichts mit nach Hause zu nehmen, gebrochen: „Dieses rosa Wollcape hat es mir einfach angetan“, strahlte die Leiterin des AWO-Treffs. Sie hatte jeder und jedem Teilnehmer/-in beim Kommen einen Zettel gegeben, auf dem die Anzahl der mitgebrachten Kleidungsstücke notiert war. Beim Gehen gab es nur stichprobenhaft eine Kontrolle, ob das, was mitgenommen wurde, auch der notierten Zahl entsprach. „Da vertrauen wir den Leuten schon“, so Dietz. Sie erzählte dann, dass die Kleidung, Schuhe oder Taschen, die keinen neuen Besitzer gefunden hatten, an das SKFM-Kaufhaus Rundum gehen.

Info: Die Kleidertausch-Börse wurde von einer Ausstellung begleitet, die anschaulich dokumentierte, wie viel Energie bei der Produktion einer Jeans in den Schwellenländern verbraucht wird und wie viel CO² beim Transport bis in die Geschäfte bei uns vor Ort anfällt. Karl-Heinz Ott, Mitglied der Nachhaltigkeitsgruppe der NRW-SPD, hatte die sieben Schautafeln von der Organisation FUGE (Forum für Umwelt und gerechte Entwicklung e. V., Hamm) zur Verfügung gestellt bekommen. Diese werden noch in der Stadtbücherei im Bürgerhaus gezeigt.

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