Du-Ich-Wir feiert offizielle Einweihung des 2. Standorts

von Susann Krüll

Links im Bild: Dominik Adolphy. Foto: Susann Krüll

Vor Kurzem hatte der gemeinnützige Verein „Du-Ich-Wir“ zur offiziellen Eröffnung ihres neuen Standorts in der Willbeck eingeladen.

Nicht nur das gesamte Team, ihre „Schülerinnen und Schüler der ersten Stunde“, sondern auch zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter ihres weitgespannten Kooperationsnetzwerks samt Sponsoren, Ratsmitglieder und Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung kamen zum Feiern.

Zu Beginn hielten neben Dominik Adolphy, dem Vorsitzenden des Vereins, drei seiner Mitstreitenden sowie ein Vertreter des Rotary Clubs Neandertal und Adolphys Schwager kurze Ansprachen. Adolphy hatte vor Kurzem, wie er nicht nur bei diesem Event betonte, das Bundesverdienstkreuz „für den ganzen Verein“ verliehen bekommen. Alle Redner gaben ihre Sicht auf die erfolgreiche Arbeit des Vereins wieder.

Das hatten Redner und Besucher zu sagen

Dominik Adolphy begrüßte die große Besucherschar, die sich vor dem neuen Büro in der ehemaligen Einkaufszeile an der Willbecker Straße versammelt hatten. Er scherzte, dass er froh sei, nach dem Willkommensgruß an andere Redner abgeben zu können.

Als erste ergriff Kerstin Tegethoff, die in Mettmann als Koordinatorin der Ehrenamtlichen arbeitet, das Mikrofon. Die studierte Biologin schilderte, dass sie auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung im Ruhestand durch die Mettmanner Freiwilligenzentrale auf den Verein aufmerksam gemacht wurde. „Es war Liebe auf den ersten Blick,“ ließ sie die Festgesellschaft wissen. „Integration durch Sprache“ – dieses Konzept habe sie von Beginn an überzeugt. Der Elan, die Energie, die Kompetenz, die hier alle an den Tag legen, das imponiere ihr immer aufs Neue an ihren Teamkollegen. „Ich habe meinen Platz gefunden“, so Tegethoff zum Abschluss.

Mit Laura Pütz richtete eine weitere hauptamtliche Mitarbeiterin persönliche Worte an die Festgesellschaft. Sie sei bereits seit 2015, und damit kurz nach der Gründung dabei, zunächst ehrenamtlich, nun aber hauptberuflich und auch im Vorstand des Vereins. „Durch die Ehrung mit dem Bundesverdienstkreuz bin ich ins Nachdenken über unsere Anfänge in privaten Küchen und Wohnzimmern gekommen. Ich kann es kaum glauben, wie groß und komplex das hier alles geworden ist. Auch wenn wir uns schwierigen Themen und einer großen Verantwortung stellen müssen, ist es der Team-Spirit, der mich bis heute mitreißt.“

Mit Serra, die vor drei Jahren aus der Türkei nach Deutschland kam, dankte eine der vielen Menschen hinter den „Erfolgsgeschichten“, wie Dominik Adolphy sie zu Beginn stolz angekündigt hatte, in ihrer Ansprache dem Verein: „Drei Jahre lang habe ich eine so tolle Sprachpartnerin gehabt, die mir geduldig beigebracht hat, dass es ‚der Tisch‘ und ‚das Haus‘ heißt. Kathrin war immer da, wenn ich etwas nicht wusste. Ohne Du-Ich-wir hätte ich es nicht geschafft, jetzt als Fachkraft in der Kita zu arbeiten. Auch für meine Kinder war der Verein ein Segen. Beide gehen auf das Gymnasium in Hochdahl. In Erkrath gibt es tolle Vereine und ich danke den Ehrenamtlern von Du-Ich-Wir ganz besonders.“

Als nächster Redner berichtete Bernd ter Glane vom Rotary Club Neandertal, warum dieser den „Du-Ich-Wir“ und seine Projekte finanziell unterstützt. „Der Vorsitzende der Stiftung des Rotary Clubs Hilden/Haan/Erkrath gab uns den Hinweis, als wir uns umgesehen haben, welche lokalen Projekte wir unterstützen könnten. Er meinte, der Verein leistet eine extrem sinnvolle Arbeit.“ Als man sich getroffen und gefragt habe, wie die Unterstützung aussehen könne, war kam man schnell überein, eine Unterstützung speziell für ukrainischen Flüchtlinge aufzulegen, da diese länger in Deutschland bleiben werden. Daher sei es wichtig zu unterstützen, dass sie die deutsche Sprache schnellstmöglich sprechen und verstehen. Deshalb habe sein Club es möglich gemacht, ab Juni 2022 erst ein Halbjahr und durch eine Mittelauftockung noch bis Januar/Februar des nächsten Jahres den Sprachunterricht für rund 150 Kinder in 16 Schulen zu finanzieren. „Wir sind froh, dass wir Euch haben helfen können. Auf Eure sensationelle Leistung könnt Ihr so stolz auf Euch sein“, schloss ter Glane.

Josef Pinter, der wie viele im Verein erst als ehrenamtlicher Mitarbeiter startete, leitet nun als hauptamtlich Tätiger die Aktivitäten des Vereins in Hilden. „Ich bin stolz Teil einer großen Community und einem gemeinsamen Projekt für Kids zu sein,“ so der ausgebildete Pädagoge. „Hier wird nicht nur geredet, sondern gehandelt. Ideen entstehen und werden kurz danach schon umgesetzt. So entsteht ein ‚Wirksamkeitsgefühl‘, da wir etwas bei den Menschen bewirken. Aber das geht nur mit unseren Spendern, allen Ehrenamtlern und allen Lehrern.“

Den Abschluss im Reigen der Redner machte Dominik Adolphys Schwager Stefan. Er bekannte, „nicht so richtig im Verein tätig zu sein“. Er ging ebenfalls auf die Anfänge vor acht Jahren zurück: „Damals hätte ich es nicht gewagt zu sagen, ob daraus mehr als eine Freizeitbeschäftigung werden wird. Aber der Verein ist über alles hinausgewachsen, was man absehen konnte“, so sein Fazit. Er habe dann Anfang des Jahres auf Instagram gesehen, dass in diesem Jahr Projekte und Menschen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet werden sollen, die sich mit „Bildung als Chance“ beschäftigen. Da habe er seine Schwager Dominik einfach als Kandidaten angemeldet. „Das war ein langer Weg, der über die Staatskanzlei in Düsseldorf führte“, erzählt er und richtete sich dann mit „Du-Ich-Wir, das seid Ihr alle“ an die Haupt- und Ehrenamtlichen, die gemeinsam mit seinem Schwager die Auszeichnung verdient hätten. Im Gespräch mit unserer Redaktion kam er noch einmal auf den Teamgeist zurück: „Dominik war der einzige Preisträger in Berlin, der von einer ganzen Gruppe erwartet und gefeiert wurde, als er nach Ende der Veranstaltung aus dem Schloss Bellevue kam.“

Unter den Gästen waren viele Vertreter aus Verwaltung und Rat, die mit ihrem Erscheinen zeigten, welchen Stellenwert der Verein inzwischen als lokaler Bildungsträger zukommt. Bürgermeister Schultz kam etwas später und konnte auch nicht lange bleiben, dafür waren seine beiden Stellvertretenden gekommen: Regina Wedding und Marc Göckeritz. Auch verschiedene Ratsmitglieder, u. a. Detlef Ehlert (Fraktionsvorsitzender der SPD), Peter Knitsch (Fraktionsvorsitzender und Sprecher Bündnis 90/Die Grünen), Bernhard Osterwind (Vorsitzender der BmU und des Jugendhilfeausschusses) und Andreas Kuchenbecker (Bündnis 90/Die Grünen, Vorsitzender Ausschuss Sport und Kultur). Aus der Verwaltung waren Stefan Freiberg, Fachbereichsleiter Soziales, und Integrationsbeauftragter Torsten Gumbrecht gekommen sowie Denise Kuhn, Abteilungsleiterin Kinder- und Jugendförderung, und Julia Zinn, Projektkoordinatorin „Soziale Stadt Sandheide“.

Fingerfood-Buffet und Kuchen in Form des Bundesverdienst-Kreuzes

Dominik Adolphy Eltern hatten ein reichhaltiges Buffet zubereitet, das für jeden Geschmack etwas bereithielt. Alle Blicke zog aber der Kuchen auf sich, auf dem ein Bundesverdienst aus Fondant prangte. Sie war so groß ausgefallen, dass es für die gesamte Festgemeinde reichte. „Wir sind sehr stolz, wie sich der Verein von den Anfängen bis heute entwickelt hat. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie Dominik und seine Lebensgefährtin Lena überlegt haben, was sie mit den 500€, die sie aus dem Verkauf unseres alten Autos erhalten hatten, anfangen. Das war die Geburtsstunde von Du-Ich-Wir. Denn sie haben damit Bücher angeschafft und ehrenamtlich Geflüchteten Deutsch beigebracht“, erzählte uns seine Mutter, die sich auch gut an die ersten Treffen mit den ehemaligen Schulfreunden erinnert, die den Verein mitgründeten. Die Treffen hätten zunächst bei ihnen im Haus stattgefunden. Auch Dominiks Adolphys Vater konnte man ansehen, wie stolz er auf seinen Sohn ist: „Als wir bei der Verleihung zusammen mit Lena und meinen Schwiegersohn in dem Raum im Schloss Bellevue saßen, war das schon ein sehr feierlicher Moment. Und vor allem, als Bundespräsident Steinmeier sich die Zeit nahm, um sich nach dem offiziellen Teil bei Dominik zu erkundigen, was genau der Verein mache, war das ein bewegender Moment. Immerhin war Dominik auch der jüngste Preisträger“.

Für den „Service“ während des Festes hatte sich auch Dalal Aldarwish gemeldet, die vor 10 Jahren Dominiks Adolphys erste Nachhilfeschülerin war. „Dominik ist wie ein großer Bruder, weil er immer für mich und unsere gesamte Familie da war und ist. Er ist aber auch so etwas wie mein Idol, da er so viel erreicht hat und so viel für andere Menschen tut“, so Dalal, die im nächsten Semester ein Studium beginnen wird, wahrscheinlich wird es Psychologie werden. Als Vorbereitung hat sie ein dreimonatiges Praktikum bei „Du-Ich-Wir“ absolviert und sich auch bei der TSV Kinder- und Jugendabteilung als freiwillige Betreuerin in den Ferien engagiert.

Die Feier zur Verleihung des Bundesverdienstkreuzes und der Einweihung des zweiten Standorts in der Willbeck bewies, dass der Verein „Du-Ich-Wir“ ein anerkannter Bildungspartner ist, dessen Angebot hoch geschätzt und unverzichtbar ist, über die Grenzen von Erkrath hinaus.

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