DRK: Üben für den Katastrophenfall

von Ria Garcia

Aufbau der Patientenablage bei Dauerregen. Foto: Lutz Wulfestieg

Sei es ein Unfall mit vielen Verletzten, ein Hochwasser, ein Großbrand oder eine Evakuierung wegen einer Bombenentschärfung: Im Ernstfall muss jeder Handgriff sitzen.

Damit jeder Handgriff sitzt, üben die ehrenamtlichen Helfer des DRK den Ernstfall regelmäßig. Bei einer solchen Übung am 1. April durften wir die Einheit, zu der auch das Erkrather DRK gehört, in den Steinbruch im Neandertal begleiten. Willi Schaefer stellt das Steinbruchgelände schon seit Jahrzehnten für Feuerwehren und seit einigen Jahren auch fürs DRK für Übungen zur Verfügung. An diesem Samstag herrschte Dauerregen. Angesprochen auf das scheußliche Wetter für eine über Stunden dauernde Übung, konterte Nils Springer Zugführer des DRK Erkrath: “Katastrophen nehmen keine Rücksicht aufs Wetter.”

Wir staunten nicht schlecht über den logistischen Aufwand, der von der möglichen Ablage vieler Verletzter über die Versorgung mit Essen bis hin zu mobilen Tankstellen alles beinhaltet. Es ist eine Einheit aus dem Kreis Mettmann die hier übt. Im Rahmen des Katastrophenschutzes hält das DRK drei Einheiten (Nord, Mitte, Süd) mit jeweils 33 Helfern vor, die im Ernstfall zum Einsatz kommen. Der Ortsverein Erkrath gehört zusammen mit den Ortsvereinen Ratingen, Mettmann, Haan und Gruiten zur Einheit 2 (Mitte). Eine Einheit besteht aus einem Führungstrupp, einer Sanitätsgruppe, einer Betreuungsgruppe und einer Gruppe Technik und Sicherheit.

Verpflegung im Katastrophenfall – Übung der Betreuungsgruppe

Als erstes besuchten wir die Betreuungsgruppe, die sich mit modularer Kochausstattung um die Verpflegung kümmert. Ein ganzer LKW voll bepackt mit Küchentechnik steht der Einheit dafür zur Verfügung. Schnell wird klar, warum auch hier Aufbau und Anwendung geübt sein müssen, denn bevor es an eigentliche Kochen gehen kann, gibt es angefangen beim passenden Anschluss für Strom, einiges zu wissen. Schon bei den Aluminiumkochbehältern, denn die sind nicht grundsätzlich fürs Kochen auf Induktionsfeldern geeignet. Einige haben deshalb unterhalb eine zusätzliche Platte, die das Kochen mit Induktion möglich macht.

Jan Feldmann, Zugführer und einer der Einsatzleiter der Einheit und damit zum Führungstrupp gehörend, erklärt uns, dass die Ausstattung vom Land NRW im Rahmen des Katastrophenschutzes gestellt wird. “Das ist das Verpflegungsmodul. Mit der Ausstattung des LKWs haben wir Küchentechnik zur Verfügung, mit der sich rund 250 Menschen verpflegen lassen”, erklärte er uns. Mit kleinerem Gerät, sogenannten ‘Hockerkochern’ lässt die Zahl der Menschen die so versorgt werden können, sogar noch etwas aufstocken. Das Verpflegungsmodul bietet technische Ausstattung, die sowohl das Kochen und Warmhalten als auch die Kühlung von Speisen und Getränken ermöglicht. Wer sich noch an die ‘gute alte Gulaschkanone’ erinnert, die früher für die Verpflegung zum Einsatz kam, staunt nicht schlecht, welch technische Ausstattung mittlerweile die Versorgung vieler Menschen im Notfall sichert. Der modulare Aufbau der Versorgungseinheit ermöglicht aber auch den bedarfsgerechten Einsatz, wenn weniger Menschen über einige Stunden betreut werden müssen, wie etwa bei einer Evakuierung zur Entschärfung einer Weltkriegsbombe, bei der es vielleicht nur wenige Anwohner trifft.

Bei der Übung im Steinbruch wird natürlich nicht nur aufgebaut und erklärt, es wird auch gekocht, denn schließlich soll die Einheit am Ende der Übung nicht hungrig nach Hause gehen müssen. Und ohne zu kochen, wäre es ja auch keine richtige Übung. Nicht nur – aber auch – für die Einheit muss man dabei bedenken, dass es immer mehr Menschen gibt, die kein Fleisch essen, Vegetarier sind. Deshalb gibt es auch hier eine vegetarische Alternative beim Mittagessen.

Patientenablage – Übung der Sanitätsgruppe

Was sich als Begriff im ersten Moment anhört, als gehe es um die Akten in einer Arztpraxis oder im Krankenhaus, hat wenig mit ‘Papier’ zu tun. An der nächsten Station, die wir bei der Übung des DRK besuchten, wurde der Ernstfall mit vielen Verletzten geprobt, denn die müssen – zum Beispiel bei einem Unfall mit vielen Verletzten, etwa einem verunfallten Bus – schnell geborgen und dann durch Notarzt und Rettungsdienst erstversorgt und nach schwere der Verletzungen in umliegende Krankenhäuser transportiert werden. Auch hier gibt stehen für die Helfer des DRK erst einmal logistische Aufgaben an, die innerhalb einer halben Stunde erledigt seien müssen. Ein aufblasbares Zelt muss platziert werden, dass mit einer automatischen Pumpe aufgeblasen wird. 10 Ablageplätze werden auf dem Boden des Zelts platziert, für zwei davon gibt es ein ‘Tischgestell’, dass dem Notarzt schnelles hantieren ermöglichen soll. An jedem Ablageplatz wird ein Notfallrucksack mit den wichtigsten Materialien und Instrumenten platziert, um eine Erstversorgung zu ermöglichen.

Das Zelt wird mit einem Heizmodul ausgestattet, denn – je nach Wetterlage – unterkühlen Verletzte schnell. Schnell wird uns klar, dass auch hier jeder Handgriff stimmen muss, um innerhalb einer halben Stunde alles aufgebaut und platziert zu haben. Neben den Ablagen im Zelt gibt es eine entsprechende Anzahl Tragbaren, mit denen die Verletzten vom Unfallort zur Patientenablage getragen werden können. Sanitäter und Notarzt begutachten im Zelt die schwere der Verletzungen. Mit einer farblichen Kennzeichnung an den Plätzen wird nach leichtverletzt (grün), verletzt (gelb) und schwerverletzt (rot) markiert, welche Patienten kurzfristig in eine Klinik überführt werden müssen.

Einsätze, bei denen die Patientenablage zum Einsatz kommt, nennt man NA10 Alarm, wie uns Nils Springer, Bereitschaftsleiter im DRK OV Erkrath, erklärt. “Das bedeutet, dass es 10 oder mehr Verletzte gibt. Dieser Wagen unserer Einheit ist dann der erste, der losfährt”, führt er weiter aus. Von den insgesamt 33 Helfern der Einheit 2 im Kreis Mettmann, sind im Ernstfall fünf für Aufstellung und Betrieb der Patientenablage eingeteilt. “Für die Aufgabe muss man Sanitäter sein und gleichzeitig mit Technik und Heizung umgehen können”, verrät uns Springer.

Ein starker Teamgeist beim DRK

Was aber vor allem bei solchen Einsätzen notwendig ist: Ein gut eingespieltes Team. Und das sind die Helfer der DRK Einheit offensichtlich, die trotz widriger Wetterumstände schnell und zielgerichtet ‘arbeiten’ und dennoch gute Laune ausstrahlen. Es gibt Helfer, die absolvieren ehrenamtlich 1000 Stunden im Jahr, erfahren wir und sind beeindruckt. Voraussetzung sei das natürlich nicht. Es gäbe auch Helfer, die nur ein oder zweimal im Jahr zum Einsatz kämen. Das richte sich ganz nach den persönlichen Umständen der Ehrenamtler und von denen hätte auch das DRK gerne noch mehr, denn auch hier fehlt ein wenig der Nachwuchs. Aktuell gehören 13 Helfer aus dem DRK Ortsverein Erkrath zur Einheit 2 (Mitte) im Kreis Mettmann.

“Wir haben im Ortsverein auch Familien mit Kindern. Jeder kann sich bei uns nach seinen eigenen zeitlichen Möglichkeiten einbringen”, erklärt Wolfgang Cüppers, stellv. Bereitschaftsleiter im Ortsverein Erkrath und lädt interessierte ein, die Arbeit des DRK kennenzulernen und sich einzubringen.

Wenn es einen ‘Totalausfall’ gibt – Übung der Gruppe Sicherheit und Technik

Wenn bei einer größeren Katastrophe die Stromversorgung ausfällt, stehen die Einheiten des Katastrophenschutzes noch vor ganz anderen Herausforderungen. Da sogar der Betrieb einer Tankstelle ohne Stromversorgung nicht möglich ist, könnten die Fahrzeuge des DRK nicht nachbetankt werden. Hier kommt die Gruppe Sicherheit und Technik zum Einsatz, deren Leiter in der Einheit 2 (Mitte) Rainer Wiemann ist. “Wir haben im Ernstfall Baustellentankanlagen zur Verfügung. Insgesamt sind es drei Stück. Zwei davon fassen je 700 Liter, eine sogar 1000 Liter Benzin”, erklärt er uns. Es erklärt sich von selbst, dass damit vorsichtig agiert werden muss, dass Umwelt- und Brandschutz beachtet werden müssen. Auch hier wird natürlich Strom für den Betrieb benötigt, der allerdings mit 12 Volt Fahrzeugstrom oder 230 Volt Stromaggregaten sichergestellt werden kann.

Das Übungsgelände im Steinbruch von Willi Schaefer bietet hier optimale Bedingungen, denn hier gibt es bei den Betriebsgebäuden noch eine kleine Tankstelle, auf deren Fläche an diesem Tag die Baustellentankanlage aufgestellt werden konnte. Mit einem Leergewicht von 300 Kilo, befüllt 1.300 Kilo für die große Anlage, ist auch hier erst einmal entsprechend logistischer Aufwand notwendig, um für den Notfall eine solche Tankstelle einrichten zu können. Die hält dann im Katastrophenfall auch fest, wie viel Benzin an die einzelnen Einsatzfahrzeuge vertankt wurde, um die Übersicht zu behalten und Einsätze weiter planbar zu machen.

Die Gruppe Sicherheit und Technik ist auch für die drei größeren Stromaggregate zuständig, die zum Beispiel für das Verpflegungsmodul und die Patientenablage zum Einsatz kommen. Jeder Ortsverein verfügt über eine gewisse Anzahl von Stromaggregaten. Bei Übungen kommen zwei davon zum Einsatz, ein größeres und ein kleineres Aggregat.

Katastrophenschutz in NRW und vor Ort

Während im Rahmen der überörtlichen Hilfe im Katastrophenschutz in NRW das Verpflegungsmodul vom Land zur Verfügung gestellt wird, müssen die Ortsvereine ihre Einsatzfahrzeuge und vieles andere aus Spenden finanzieren. Der modulare Aufbau der vom Land zur Verfügung gestellten Ausrüstung ermöglicht allerdings auch die Nutzung für kleinere Einsätze vor Ort, während die überörtliche Hilfe im Katastrophenschutzkonzept für die Feuerwehren und Rettungsdienste geregelt sind, das auch vorsieht, dass die Kreise jeweils vier Einheiten im Sanitäts- und Betreuungsdienst vorhalten, die jeweils 33 Helfer und acht Fahrzeuge vorhalten. Im Kreis Mettmann stellt das DRK drei dieser Einheiten. Eine weitere stellen die Johanniter.

Wie komplex die überörtliche Hilfe im Katastrophenschutz in NRW geregelt ist, zeigt ein Blick in die Konzepte und Präsentationen zum Thema. Verständlich, dass all das regelmäßig geübt sein will. “Einmal jährlich sind die Übungen für alle Einheiten vorgeschrieben. Wir üben in der Regel sogar dreimal im Jahr”, erklärt uns Nils Springer und gibt uns und sicher auch unseren Lesern das Gefühl, dass wir im Notfall im Kreis Mettmann gut aufgehoben sind.

Wer sich den DRK Ortsverein Erkrath unterstützen möchte, sei es als aktiver Helfer oder durch eine Vereinsmitgliedschaft oder Spende, findet alle Informationen und Kontaktmöglichkeiten auf der Homepage.

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