Die Kirchenmaus geht in den Ruhestand

von Ria Garcia

Pfarrer Günter Ernst mit Huhn Agathe im Pfarrgarten. Foto: Ria Garcia

Der Pfarrer mit dem grünen Daumen und der bergisch-rheinischen Frohnatur sieht seinem Abschied entgegen. Im kommenden Monat geht Pfarrer Günter Ernst in den Ruhestand.

In Wuppertal-Barmen aufgewachsen, ist Pfarrer Günter Ernst immer in der Region geblieben. Vor 24 Jahren kam er nach Erkrath und wurde am 26. September 1999 hier als Pastor eingeführt. Zuvor war er drei Jahre lang Kaplan in Düsseldorf-Unterrath und vier Jahre Kaplan in Ratingen. Wenn er nun im Ruhestand Erkrath verlässt, wie in der katholischen Kirche üblich, so bleibt er doch auch dann in der Region. Seine neue Heimat, die wie in Erkrath, in einem alten Pfarrhaus liegen wird, wird Düsseldorf-Kalkum sein. Mathilde, Agathe, Bertha und Henriette – die vier Hühner, die im Pfarrgarten leben – ziehen mit ihm um. Aktuell gibt es in Kalkum nur Rasen ums Haus herum. „Ich hoffe, ich kann mir ein 10×10 Meter Stück abzwacken“, plant er schon wieder einen Garten. Aber dieses Mal kleiner mit weniger Pflegeaufwand und ‚altersgemäß‘.

Henriette (braun), Mathilde (grau), Agathe
(grau-weiß) und Bertha (schwarz) ziehen mit
Pfarrer Günter Ernst nach Düsseldorf-Kalkum.
Foto: RG

Günter Ernst war nicht sein ganzes Berufsleben lang ‚ein Mann der Kirche‘. „Nach der Schule habe ich eine Ausbildung in der Druckindustrie gemacht“, erzählt er uns. Erst später habe er sich entschlossen sein Abitur nachzuholen und Theologie zu studieren. Da war er bereits 30. Am schwersten fielen ihm Latein, Griechisch und Hebräisch, Sprachen, die er fürs Studium lernen musste. Die Entscheidung kam nicht von ungefähr. Schon immer sei er sehr engagiert in der Gemeindearbeit gewesen und irgendwann war es für ihn einfach die logische Konsequenz seine Berufung in der Arbeit als Pfarrer zu sehen. „Ich wollte immer einfach nur Pastor sein“, drückt er aus, dass ihn die Tätigkeit erfüllt hat.

Nach fünf Jahren Studium und dem praktischen Teil der Ausbildung war Günter Ernst bereits 37 Jahre alt, als er zum Priester geweiht wurde. Sein ‚erstes Berufsleben‘ hat er nie vergessen. „Ich bin bis heute Gewerkschaftsmitglied geblieben. Zuerst war es die IG Druck und Papier und inzwischen ist es Verdi. Vor ein paar Jahren habe ich die goldene Anstecknadel für langjährige Mitgliedschaft erhalten.“

24 Jahre in Erkrath

Pfarrer Günter Ernst blickt auf eine schöne Zeit in der Gemeinde in Erkrath zurück. „Eine Gemeinde ist immer so aktiv, wie ihre Mitglieder. Hier hat immer alles gut funktioniert. Es hat nie gekracht“, hat er viel Lob für den Gemeinderat. Als er nach Erkrath kam, war Elisabeth Bayer Pfarrgemeinderatsvorsitzende und hat ihn begrüßt. Vor zwei Jahren hat auch sie sich aus ihrem Ehrenamt in den Ruhestand verabschiedet. Aus sie folgte Angelika Weber. „Ich hab die Menschen immer gerne ‚machen lassen'“, denkt er zurück. Dazu gehörten auch neue Gottesdienstformate.

Gut erinnert er sich noch an die Einweihung des Hochkreuzes im Jahr 2000 und auch an die Fusion der beiden Gemeinden St. Johannes der Täufer in Alt-Erkrath und Mariä Himmelfahrt in Unterbach. Eine ganz besondere Erinnerung hat er an den Weltjugendtag 2005. „Da waren viele junge Brasilianer in der Stadt. Für die Gottesdienste sind wir in die Halle von Blücher auf dem Pose Marrè Gelände gezogen, in der extra eine Bühne aufgestellt wurde.“

Aber auch an die Fahrten nach Rom mit der Gemeinde und die der Stiftung St. Johannes der Täufer auch nach Frankreich, denkt er gerne zurück. Nach Rom reiste er mehrmals mit Messdienern. „Ich erinnere mich an viele gute Gespräche. Inzwischen verheirate ich die Messdiener von damals oder taufe deren Kinder“, schmunzelt er darüber, wie schnell die Zeit vergangen ist.

Im Karneval haben viele Erkrather die bergisch-rheinische Frohnatur in einer ganz anderen Rolle kennengelernt, immer dann, wenn er als ‚Kirchenmaus‘ Interna aus dem Leben einer Kirchenmaus
erzählte. So fantasievoll wie die Geschichten der Kirchenmaus waren mitunter auch seine Kostüme zum Karneval. Als Gartenliebhaber erschien er dann auch schon einmal mit einer Gießkanne auf dem Kopf. Und da wären wir auch schon bei einem besonderen Thema, denn ein Herzensprojekt von Pfarrer Günter Ernst ist der Pfarrgarten in der Kirchstraße hinterm Pfarrhaus, den viele an den Tagen der offenen Gartenpforte kennengelernt haben. „Als ich hier damals einzog standen hinterm Haus noch 64 Fichten“, erzählt er. Und tatsächlich: Wenn man sich die Kirch- und die Kreuzstraße auf den historischen Luftbildern im Geoportal des Kreis Mettmann anschaut, kann man die Veränderungen gut nachverfolgen. 2001 durfte Pfarrer Günter Ernst das Gelände hinterm Pfarrhaus zum Pfarrgarten umgestalten lassen. Über den Pfarrgarten und seine Zukunft berichten wir noch gesondert.

Luftbilder Erkrath Kirchstraße 7

Quelle: Stadtplanwerk Ruhrgebiet 2.0 © Regionalverband Ruhr und Kooperationspartner (Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0), Datengrundlagen: ALKIS, ATKIS – Land NRW/Katasterämter (Datenlizenz Deutschland – Zero – Version 2.0) und © OpenStreetMap – Mitwirkende (License: Open Database License) Powered by Esri

Gute Geister in einem gastfreundlichen Haus

„Ich habe versucht, ein gastfreundliches Haus zu pflegen“, sagt Pfarrer Ernst über das Pfarrhaus. Dabei hätte er immer viele Helfer gehabt, zu denen auch seine Eltern gehörten. Die haben am „Elternsprechtag“, wie er die Besuche rückblickend schmunzelnd nennt, dann gleich auch Bügelwäsche oder Gartenarbeit übernommen. Als seine Mutter dann starb, fehlte ihre Unterstützung im Haushalt. „Fragen Sie doch mal Elisabeth Adelskamp, die ist doch gerade in Rente gegangen“, brachte ihn ein Tipp zur „guten Fee des Pfarrhauses“. Sie kam aus einem Gartenbaubetrieb und hatte nicht nur Ahnung von Haus und Garten, sondern auch Freude daran zu unterstützen. „Mein Vater hat später einmal gesagt: Die Frau Adelskamp kann alles.“

Dazu gehörte auch die Ernte von Gemüse und Kartoffeln aus dem Pfarrgarten. Dreimal in der Woche kommt sie ins Pfarrhaus. „Als ich 2017 mein silbernes Priesterjubiläum feierte, gab es mehr Applaus für sie, als für mich“, verdeutlicht er, wie wertvoll diese Hilfe die ganzen Jahre für ihn war. Wenn er Urlaub machte und zurückkam, fand er das Haus oft vor, als wenn während seiner Abwesenheit Heinzelmännchen vor Ort gewesen wären. „Dann waren alle Fenster geputzt und sogar der Holzfußboden neu geölt.“ Mit Pfarrer Ernst geht auch die ‚gute Fee‘ des Pfarrhauses endgültig in den Ruhestand, denn inzwischen ist die rüstige ‚Alleskönnerin‘ 84 Jahre alt.

Eine sich wandelnde Kirche

Schon längere Zeit war in der Gemeinde bekannt, dass die Stelle von Pfarrer Günter Ernst nicht nachbesetzt wird und in naher Zukunft werden mehrere Gemeinden zusammengelegt. Alt-Erkrath, Unterbach, Unterfeldhaus, Hochdahl, Haan und Hilden sollen dann eine pastorale Einheit bilden. Vieles ist in Veränderung und wie der Wirtschaft die Fachkräfte ausgehen, mangelt es der Kirche inzwischen an Nachwuchspriestern. Neben Pater Leonard und Pater Andrew wird deshalb ab dem 1. September Pater George als weiterer Pater der Apostel Jesu aus Kenia seinen Dienst in Erkrath aufnehmen. Nach dem Umzug von Pfarrer Ernst nach Kalkum soll Pater Leonard im Pfarrhaus in Alt-Erkrath wohnen, während Pater Goerge ins Unterbacher Pfarrhaus zieht.

Pfarrer Günter Ernst ist froh, dass es trotz der Pandemie noch gelungen ist, das Pfarrzentrum zu renovieren und damit der Gemeinde einen wichtigen Ort der Begegnung zurückzugeben. Aber die Pandemie hat auch einiges verändert. Waren es zuvor noch 10 bis 15 Prozent der Gemeindemitglieder, die in die Gottesdienste kamen, sind es nach ihrem Ende nur noch etwa 5 Prozent. Wenn die Menschen nicht in die Kirche kommen, kommt die Kirche zu den Menschen. Seit drei Monaten trifft man immer am letzten Freitag im Monat von 10 bis 12 Uhr Gemeindemitglieder auf dem Bavierplatz. Unter dem Titel ‚ANSPRECHBAR – unsere Gemeinde vor Ort‘ kann man zwanglos bei einer Tasse Kaffee ins Gespräch kommen. „Es sollen ja auch weiter Ansprechpartner vor Ort sein“, sagt Pfarrer Ernst. „Ich habe dabei viele Bekannte getroffen, die ich schon lange nicht gesehen habe, aber auch viele, die ich nicht kenne.“

Auch wenn Pfarrer Günter Ernst am 30. September in den Ruhestand gehen wird, bleibt die Gemeinde ansprechbar und vielleicht kommen Gemeindemitglieder und Interessierte ja bald mit Pater Leonard ins Gespräch.

Am 23. September von 15 bis 21 Uhr wird erst einmal bei einem Mini-Pfarrfest Abschied gefeiert.

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