Diamantene Hochzeit –Toleranz ist das Rezept

Der stellvertretende Bürgermeister Marc Göckeritz (l.) gratulierte gemeinsam mit der stellvertretenden Landrätin Martina Köster-Flashar dem Jubelpaar zur Diamantenen Hochzeit. Foto: Susann Krüll

Am 24 August 1961 läuteten für Gerda und Werner Grützky die Hochzeitsglocken. Das Rezept der Hausfrau und des begeisterten Karnevalistin und des Diplom-Ingenieur sowie langjährigem Ercroder Jongen lautet: Dem Partner Freiräume zu gewähren.  

„In bin der letzte echte, lebende Neandertaler“, scherzt Werner Grützky, der im Mai seinen 90. Geburtstag feierte. „Ich bin hier im Dorf geboren, habe immer hier gewohnt und werde bis zum Ende auch hier wohnen bleiben“, so der gebürtige Erkrather, dessen Vater mit der Familie in den 1920er Jahren nach Erkrath zog, um in der Papierfabrik Bernsau als Ingenieur zu arbeiten. „Als ich zur evangelischen Grundschule ging, wohnten etwa 7.000 Leute hier“, erzählt der Jubilar, der sein Abitur am Düsseldorfer Görres Gymnasium machte, damals noch eine reine Jungenschule.
Seine Frau Gerda hingegen stammt gebürtig aus Glogau: „Mit meiner Mutter bin ich 1952 erst nach Uelzen geflohen, später sind wir nach Düsseldorf gezogen“, so die temperamentvolle 86-Jährige, die in der Landeshauptstadt die Liebe zum Karneval entdeckte. „Mit meiner Mutter bin ich damals zum Zoch gegangen und da habe ich mich mit dem ‚jecken Virus‘ angesteckt,“ berichtet sie und fügt hinzu: „Leider  kann ich wegen meines Alters nicht mehr aktiv dabei sein. Ich vermisse das schon sehr. Das war mein Leben“, zuckt sie bedauernd die Schultern, um dann strahlend zu berichten: „Zwei Frauen aus meinem früheren Club, ‚Die lustigen 19‘, waren gerade mit einem wunderschönen Blumenstrauß zum Gratulieren hier“. Den „Damen-Club“ hätten sie gegründet, weil ihre Männer alle bei den Ercroder Jonges waren, bei denen keine Frauen zugelassen gewesen wären. Viel Spaß habe es ihr gemacht, mit dem eigenen Club-Wagen beim Karnevals-Zug durch die Stadt zu ziehen.

Erfülltes Berufs- und Privatleben

Überhaupt habe sie viele soziale Kontakte gehabt: „Mein Mann ist morgens aus dem Haus gegangen, um zum TÜV nach Köln zur Arbeit zu fahren und ist abends erst spät zurückgekommen. Ich habe mich um Haus und die Kinder gekümmert,“ so Gerda Grützky, die einräumt, dass sie sich erst einmal daran gewöhnen habe müssen, als ihr Mann nach der Pensionierung, „den ganzen Tag da war“. Auf die Frage des Stellvertretenden Bürgermeisters, Marc Göckeritz, der Glückwünsche und Geschenke im Namen der Stadt überbrachte, wie sie es geschafft hätten, heute Diamantene Hochzeit zu feiern, lautet Gerda Grützkys Antwort: „Mein Mann ließ mich meiner Wege gehen. Er weiß, wie sehr ich meine sozialen Kontakte brauche“, lächelt sie ihren Ehemann an, der verschmitzt hinzufügt: „Als Rentner hat man den ‚geh mal, hol mal, mach mal‘-Job. Wenn man das befolgt, funktioniert es mit einem harmonischen Zusammenleben.“

Zwei Kinder und vier Enkel

Kennengelernt hat sich das sympathische Jubel-Paar in der damaligen TÜV-Außenstelle in Düsseldorf-Derendorf. „Alle mussten dorthin, um sich den Lohn abzuholen. Den bekam man damals noch bar ausgezahlt. Meine Frau war für die Auszahlung und auch für die Abrechnungen zuständig,“, erzählt Werner Grützky und fügt verschmitzt hinzu. „Sie wusste ja, was die Junggesellen alle so verdienten.“ Es sei dann „eins zum anderen gekommen“: erst seien sie zusammen ausgegangen und dann „haben wir ziemlich schnell beschlossen, dass wie heiraten könnten“. Ein Jahr später wurde ihr Sohn geboren und als in Erkrath Baugrundstücke in der Fasanenstraße verlost wurden, nahm Gerda Grützky teil und bekam den Zuschlag für das Grundstück, auf dem das Ehepaar ein Doppelhaus baute. „Damals wohnten  meine Eltern und meine Schwester nebenan“, erzählt ihr Mann. Heute lebt ihr Sohn mit Frau sowie Enkelsohn und -tochter dort. „Unsere Tochter wollte immer schon nach Südfrankreich, schon in der Schule. Und dort lebt sie auch heute mit Mann und zwei Söhnen“, berichten die beiden weiter. Per Fleurop sei heute früh schon ein großer Strauß eingetroffen. Und während Marc Göckeritz und die stellvertretende Landrätin Martina Köster-Flashar zum Gratulieren und Überbringen von Grüßen aus dem Rathaus und dem Kreis da sind, ruft die Tochter an. Höflich, aber bestimmt bittet die Mutter darum, dass sie später noch einmal anruft. Schließlich hatten die Gratulanten auch Geschenke mitgebracht, wie den Korb mit Leckereien ‚Made im Neanderland‘.

„Ich finde es so schön, Gäste zu haben und mich zu unterhalten“, so Gerda Grützky, die wie ihr Mann interessiert zuhört, was ihre Gäste zu berichten haben. Mit Marc Göckeritz fachsimpelt ihr Ehemann über seine Lieblingsorte „im Dorf“, wie beide Männer ihren Geburtsort Erkrath liebevoll nennen. „Das Neandertal und die Höhe am Römerweg, da sind wir früher viel spazieren gegangen“, so der Jubilar, dem aber auch gefällt, wie sich das Umfeld um das Museum verändert hat. Ein Gesprächsstoff, bei dem Köster-Flashar einiges beizutragen hat. Vorher hat sie mit Gerda Grätzky über Düsseldorf, gefachsimpelt, wo sie aufgewachsen und die Jubilarin gern gewohnt hat. Beiden habe der Trubel der Großstadt anfangs gefehlt, beide fühlten sich aber, als die Kinder kamen in Erkrath respektive Mettmann nun sehr wohl. „Man muss sich eben dann den Lebensumständen anpassen“, so das Resümee des diamantenen Ehepaars, ein weiteres Rezept für 60 Jahre Eheglück.   

2 Kommentare

  1. Von hier aus herzliche Glückwünsche liebe Gerda und lieber Werner! 60 Jahre Ehebund bedeutet daß man sehr viel Toleranz in verschiedenen Lebenssituationen haben muss. So wie es aussieht habt ihr beide alles richtig gemacht. Ich erinnere mich noch an rauschende Neujahrsfeste bei den Ercroder Jonges wo auch Gerda in lustiger Weise zu einem gelungenen Fest beitrug. Ich wünsche euch beiden viel Gesundheit und noch viele gemeinsame Jahre. Habt euch lieb! Euer Holger

  2. Lieber Werner Grützky,
    auch vom Verein der Ehemaligen des Görres alles Gute zur Diamantenen Hochzeit.
    Dein Abitur liegt glatte 10 Jahre länger zurück. 🙂

    Viele Grüße aus Düsseldorf

    Philipp Schuch

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