Nach acht Monaten Betrieb hat das Impfzentrum heute zum letzten Mal seine Türen für Impfwillige geöffnet. Die ‚Last-Minute-Nachfrage‘ war groß.
„Viele haben im Radio gehört, dass wir schließen und haben kurzfristig gefragt, ob sie noch zum Impfen kommen können“, berichtet der organisatorische Leiter des Impfzentrums, Mirko Braunheim. Am Vortag seien noch ganze Familien zum Impfen gekommen. Dennoch, ab morgen werden Umzugskartons gepackt. Das Land will es so. Die Impfzentren schließen. Ab morgen impfen überwiegend die niedergelassenen Ärzte.
„Damit geht auch eine tolle Teamarbeit zu Ende. Die Ärzte, die nicht nur in diesem Impfzentrum tätig waren, haben oft gesagt: In Mettmann ist es am schönsten“, erinnert sich Dr. Jürgen Korbmacher, Sprecher der Ärztlichen Leitung des Impfzentrums. Die Teams waren bunt gemischt. Mitgewirkt haben Mitarbeiter der Kassenärztlichen Vereinigung, Ärzte, das DRK, die Bundeswehr, die Apothekenkammer und Mitarbeiter der Kreisverwaltung und natürlich Mirko Braunheim. Bis zu 10 Impfteams, bestehend aus einem Arzt und einer medizinischen Fachangestellten, waren im Einsatz. „Hier waren Kollegen aus allen Fachgebieten im Einsatz.“ Dann schildert er, dass diese ja nicht einfach nur geimpft hätten. Oft seien Einzelfallentscheidungen zu treffen gewesen. „Die ständige Impfkommission hinkte ständig ein wenig hinterher. So gab es vor der offiziellen Empfehlung auch Schwangere, die sich impfen lassen wollten.“ Auch Vorerkrankungen von zu Impfenden mussten berücksichtigt werden. Oft haben die Impfärzte intensive Aufklärungsgespräche geführt. Es gab auch sehr emotionale Momente. Während in der Anfangszeit aufgrund knapper Impfstoffe eine strenge Priorisierung vorgegeben wurde, kamen Schwerkranke zum Impfzentrum, die unter Tränen darum baten geimpft zu werden.
Die Teams im Impfzentrum haben Wechselbäder erlebt. Bevorzugt freitags trafen neue Erlasse aus dem Ministerium ein, die dann jeweils bis Sonntag umgesetzt werden mussten. „Bevor das Impfzentrum am 15. Dezember 2020 an den Start ging, hatten wir genau drei Wochen Zeit ein Impfzentrum einzurichten“, erinnert sich Landrat Thomas Hendele ans vergangene Jahr. „Wir waren pünktlich fertig, aber dann war kein Impfstoff da und erst am 8. Februar 2021 wurden die ersten Impfungen durchgeführt.“ Für 1800 Impfungen täglich war das Impfzentrum im Vollbetrieb ausgelegt, wenn Erst- und Zweitimpfungen durchgeführt wurden. Zum Start im Februar waren es gerade einmal 300 Impfungen täglich. Ab März ging das Impfzentrum dann in den Zwölf-Stunden-Betrieb von 8 bis 20 Uhr an sieben Tagen in der Woche über. Als genügend Impfstoff da war, musste dann vorübergehend sogar erweitert werden. Bis zu 2100 Impfungen wurden vorübergehend täglich durchgeführt.
„Ich bin sicher, wie haben hier Leben gerettet. Die Zahl der Todesfälle und auch die Fälle auf Intensivstationen bei älteren Menschen ist drastisch gesunken. Heute sind es oft jüngere, die im Krankenhaus behandelt werden müssen“, ist Dr. Korbmacher sicher, dass sich der Einsatz im Impfzentrum gelohnt hat. „Wir haben in der ganzen Zeit nicht eine Impfdosis weggeworfen. Wenn abends Impfstoff übrig war, haben wir die Prio-Liste abtelefoniert und gewartet bis die zu Impfenden vor Ort waren, um die Restdosen zu verimpfen.“
Im Kreis Mettmann haben 314.000 Menschen ihre Erstimpfung erhalten. 294.000 sind voll geimpft. Davon waren zum Stichtag 27. September 12.803 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erstgeimpft und 10.361 erhielten ihre zweite Impfung. Die Erstimpfungsquote in der Altergruppe liegt bei 47 Prozent, die Zweitimpfungsquote bei 38,1 Prozent. In der Altergruppe der über 60-Jährigen liegt die Erstimpfungsquote bei 85,7 Prozent und 83,6 Prozent haben bereits ihre Zweitimpfung erhalten.
Zu Risiken und Nebenwirkungen …
Die Impfteams haben den Niedergang von AstraZeneca erlebt, dem Impfstoff, den am Ende niemand mehr wollte, weil es Impfzwischenfälle gegeben hatte. Das Impfzentrum in Mettmann hat in den acht Monaten keinerlei schwerwiegende Nebenwirkungen eines der verimpften Impfstoffe erlebt. „Wir hatten sehr wohl auch medizinische Notfälle, die hatten aber nichts mit der Impfung zu tun“, sagt Dr. Korbmacher. Zu Anfang seien bei den Ü80-Jährigen Menschen gewesen, die seit Monaten ihre Wohnung nicht verlassen hatten. Da seien auch Angina-Pectoris-Anfälle oder Luftnot bei einem COPD-Erkrankten vorgekommen. Impfnebenwirkungen waren eher die, die zu erwarten waren. Gerade bei jüngeren zu Impfenden, sei es auch mal zu ein oder zwei Tagen mit grippeähnlichen Erscheinungen gekommen. „Das mussten wir lernen, als wir ganze Teams von Polizei oder Feuerwehr geimpft haben“, erinnert sich Landrat Thomas Hendele. Später habe man deshalb nicht mehr ganze Teams gleichzeitig geimpft.
Je mehr Impfstoff zur Verfügung stand, desto mehr ließ auch das Impfinteresse nach. Hatten sich die Impfwilligen während der Knappheit um die Termine ‚geschlagen‘, mussten sie im Sommer motiviert werden. Mobile Impfteams sind zu den Moscheen gefahren, haben sich an Markttagen in den Innenstädten platziert oder standen bei Fußballspielen bereit. „Ich möchte mich auch noch einmal beim Kreisjugendrat bedanken, der mit Aktionen bei denen es dann Würstchen und Süßes gab, viele junge Menschen zur Impfung motiviert hat“, vergisst Landrat Thomas Hendele nicht die vielen Akteure. Auch die vielen ehrenamtlichen, die Fahrdienste zum Impfzentrum organisiert haben, um älteren Menschen den Weg zur Impfung zu erleichtern, lobt er. „Ich bin mir dennoch sicher, dass es die richtige Entscheidung war, nur ein Impfzentrum im Kreis einzurichten. Zwei oder drei hätten wir personell gar nicht leisten können“, betont er. 70 Menschen waren im Impfzentrum in einer Schicht gleichzeitig tätig. Ihnen allen, dankt er noch einmal ausdrücklich für ihren Einsatz. Auch dem Vermieter dankt er noch einmal. Auch die neue Leiterin des Gesundheitsamts, Dr. Ruzica Susenburger, dankt allen Beteiligten. „Das hat hier alles sehr gut funktioniert.“
Mit dem Ende des Impfzentrums ist noch lange nicht Schluss
Das Impfen geht nun hauptsächlich in den Haus- und Facharztpraxen weiter. Eine Übersicht über impfende Vertragsärzte hat die Kassenärztliche Vereinigung in einem Online-Register zusammengestellt (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Darüber hinaus wird es eine Koordinierende Covid-Impfeinheit (KoCI), angesiedelt beim Gesundheitsamt des Kreises Mettmann, geben. Sie soll das Impfgeschehen beobachten und bei Bedarf dezentrale Impfaktionen organisieren. Eine Impfung ist der bestmögliche Schutz vor einer Corona-Infektion. „Noch nie war es so einfach wie jetzt, eine Impfung gegen das Corona-Virus zu erhalten. Ich kann den Bürgern im Kreis Mettmann nur ans Herz legen, die Impfangebote wahrzunehmen und sich und andere zu schützen“, so Landrat Thomas Hendele. Eine Übersicht stellt der Kreis Mettmann auf seiner Homepage unter zur Verfügung. Zudem wird die KoCI sich um die Impfungen in den Flüchtlingsunterkünften sowie in der JVA kümmern.
„Sollte sich die Situation wieder ändern, was niemand von uns hofft, sind wir auch darauf vorbereitet, schnell ein neues Impfzentrum einzurichten“, signalisiert Hendele.
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