Der Fahrradträumer mit brasilianischen Tanzeinlagen

von Timo Kremerius

Beate Sarrazin in 'Der Fahrradträumer'. Foto: Timo Kremerius
Beate Sarrazin in 'Der Fahrradträumer'. Foto: Timo Kremerius

Am vergangenen Samstag überraschte Beate Sarrazin nicht nur mit einem ihrer besonderen Stücke, sondern auch mit dem Tänzerpaar Didi dos Santos und Patricia Ginnocaro aus Porto Seguro, Bahia, Brasilien mit einer kleinen brasilianischen Tanz-Show.

Wer das Stück „Der Fahrradträumer“ schon mal im Wohnzimmertheater von Beate Sarrazin gesehen hat, erinnert sich an den berührenden Inhalt. Beate Sarrazin vermittelte mit Herzblut und sehr viel Ausdruck wie sich zwischen dem Dichter Pablo Neruda und seinem Postboten eine tiefgehende und sehr berührende Freundschaft entwickelte. Der Dichter, der Anhänger der sozialistischen Regierung Salvador Allendes ist, wird zum Botschafter in Paris ernannt. Voller Sehnsucht bittet er Mario, den Postboten: „Geh mit diesem Recorder durch das Dorf und nimm alle Geräusche und Klänge auf, die Dir begegnen. Das Rauschen der brechenden Wellen, die Möwen. Und wenn Du das Schweigen der Sterne am Himmel hörst, nimm es auf. Hier in Paris ist Winter…“

In der Darbietung der Einpersonenstücke ist Beate Sarrazin einfach genial. Alles, was sie darbietet, nimmt man ihr ab. Jedes ihrer Stücke, die man erlebt hat, werden mit einer Sensibilität und einem Einfühlungsvermögen gespielt, dass man nur atemlos und still genießend dasitzt. So war es auch beim Fahrradträumer. Die anwesenden Gäste waren alle begeistert. Im Moment, indem Beate Sarrazin ihre Gäste begrüßt hat, vergisst sie alles um sich herum und ist anschließend voll in ihrem Element. Mit der Kraft Ihrer Worte, ihrer Mimik und ihrer Gestik, verzaubert sie ihr Publikum. So auch am Samstag mit einer ergreifenden und nachdenklich machenden Geschichte.

Im zweiten Teil des Abends war Bewegung angesagt. Didi und Patricia aus Porto Seguro wirbelten über die kleine Bühne und machten sogar die Zuschauer, die ja eigentlich nur saßen, atemlos. Didi dos Santos und Patricia Ginnocaro waren in Brasilien Mitglieder der berühmten Tanzgruppe Kaoma, die in über 100 Ländern der ganzen Welt Erfolg hatte.

Den Einstieg machte Didi mit seiner Berimbau, dem ersten Saiteninstrument Brasiliens, indem er ein traditionelles Lied vortrug. Traditionell bemalt spielte und sang er es mit Inbrunst und berührte damit auch das Publikum. Beim zweiten Part wirbelte Patricia über die Bühne und zeigte dem Publikum den Timbalada, einen Tanz aus Salvador, Bahia, Brasilien. Zu der Darbietung der Tänze und überhaupt der Musik gehört die traditionelle Bemalung. Diese Kombination beeindruckte das Publikum sehr. Der Samba do Malandro, wobei Malandro so viel wie Schurke heißt, wurde von Didi präsentiert. Wenn man Didi sieht, ein Strich in der Landschaft, ist man nicht erstaunt über die Geschwindigkeit seiner Tanzbewegungen. Abschluss der Tanzeinlagen und des Programms von Didi und Patricia war der Lambada, den Zuschauern bestens bekannt. Didi wirbelte Patricia über die Bühne, dass einem schwindelig wurde.

Didi und Patricia brannten ein Feuerwerk an Musik (Didi mit seiner Berimbau) und Didi und Patricia sowohl solo als auch zusammen, beim Lambada ab. Es war ein kompaktes Gute-Laune-Paket, Didi und Patricia zeigten alles. Sportlichkeit, Dynamik, Einfühlunvermögen, eben alles was man braucht, um mit dem Herzen dabei zu sein und die Herzen der Zuschauer zu gewinnen. Man hätte den beiden noch deutlich länger zuschauen können. Einziger Wermutstropfen, es war nicht erlaubt Fotos von den Darbietungen zu machen, warum auch immer. Es wäre für den Leser sicherlich interessant gewesen die Beiden bei ihrer Darbietung auch in Ihrer Bemalung und ihrem Outfit wahrnehmen zu dürfen. Die gestellten Fotos am Schluss der Veranstaltung geben bei weitem nicht die Qualität des Auftritts wieder, weshalb der Autor dieses Artikels an dieser Stelle darauf verzichtet ‘gestellte Fotos’ einzustellen. Life wäre schöner und ehrlicher gewesen. Der Samstagabend, mit fast zwei Stunden Unterhaltung vom Feinsten, hat auf jeden Fall dafür gesorgt, dass ein zufriedenes Publikum angeregt und entspannt nach Hause gegangen ist.

Die Fans des Theater Anderswo füllten die wenigen Plätze bis auf den letzten Platz. Foto: Timo Kremerius

Der nächste Termin im Theater Anderswo ist der 8. Juni 2024, Beginn: 19 Uhr. Dann erwartet das Publikum „Hommage an Frida Kahlo“ (Autorin und Inszenierung Beate Sarrazin im Theater Anderswo). Im zweiten Teil des Abends werden die Sängerin, Schauspielerin und Texterin Marion Schüller und die Gitarristen Carsten Kaulbars und Sebastian Konietzki mit einer kleinen Performance erwartet.

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