Im letzten Jahr fand, initiiert von SPD-Parteivorstandsmitglied Toni Nezi und anderen SPD-Mitgliedern, der erste Christopher Street Day in Erkrath statt. Der zweite CSD am vergangenen Samstag war schon deutlich größer aufgestellt.
Am Samstag, den 29. Juni wurde auf dem Hochdahler Markt der zweite CSD (Christopher Street Day) gefeiert. Mit dem CSD sollte auch in diesem Jahr ein buntes Zeichen für die Akzeptanz und Selbstakzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queers – kurz LGBTQ – gesetzt werden. Bei strahlendem Sonnenschein bot das Wetter beste Bedingungen für die Veranstaltung, bei der die Menschen, um die es an diesem Tag ging, leider nicht in der Mehrzahl waren. Es wären schön gewesen, wenn deutlich mehr Menschen der LGBTQ-Szene vor Ort gewesen wären.
Deutlich größer war die Zahl der politischen Vertreter. Es gab Stände fast aller demokratischen Parteien aus dem Erkrather Rat (SPD, Grüne, FDP, BmU, Linke u. zeitweise auch CDU). Nichtsahnende Besuchern des Hochdahler Markts hätten eine Wahlkampfveranstaltung vermuten können. Dass Politik sich hier klar positioniert ist wichtig. Für die Sache wäre statt der zahlreichen einzelnen Stände ein gemeinsamer Stand aller demokratischen Parteien mit den jeweiligen Beach-Flags aber vielleicht schöner gewesen. Vielleicht im nächsten Jahr?
Neben der Politik waren in diesem Jahr der Jugendrat der Stadt Erkrath, das Aktionsbündnis für Demokratie, die Omas gegen rechts, der Freundeskreis für Flüchtlinge, die Evangelische Kirchengemeinde, sowie der Gendertreff an unterschiedlichen und zum Teil auch gemeinsamen Ständen anzutreffen. Drei ehrenamtliche Kräfte des DRK Ortsvereins Erkrath standen darüber hinaus für den Notfall bereit.
Stimmen der Betroffenen
Toni Nezi, der in Tübingen geboren wurde und italienische Wurzeln hat, erzählte während der Veranstaltung frei und unterhaltsam, wie er im Alter von 10 Jahren feststellte, dass er dem männlichen Geschlecht zugeneigt ist. Er hatte mit Kolleginnen und Kollegen der SPD den CSD in Erkrath im letzten Jahr ins Leben gerufen. Wer Toni Nezis Bericht und anderen, ähnlichen Berichten zuhörte, konnte am Ende nur zu dem Schluss kommen: Es ist schon bedauerlich, dass man sich in unserer Gesellschaft das Recht zu einem selbstbestimmten Leben erkämpfen muss.
In diesem Jahr sollte alles größer, lauter, schöner, bunter und vor allem feierlicher werden. Ein Grund war unter Anderen, dass der Bundestag am 12. April 2024 das Gesetz über die Selbstbestimmung beschlossen hat. Dieses Gesetz gibt den Weg frei zur Selbstbestimmung in Bezug auf den Geschlechtereintrag für alle nichtbinären, trans- und intergeschlechtlichen Menschen.
Zwei, die wissen wie wichtig dieses Gesetz für die Betroffenen ist, haben wir vor Ort getroffen. Nora Baumgarten, die viele noch als Norbert kennen, hat uns gesagt, dass die angenommene Zahl von 5 Prozent Betroffener weitaus größer sei, denn betroffen seien ja immer auch deren Familien und so schätzt sie, dass deshalb etwa 40 Prozent der Bevölkerung im weiteren Sinne betroffen sind. Rita Polte erzählte im Gespräch über ihren langen Weg zur Selbstfindung und zum Outen gegenüber Ihrer Frau. Die beiden sind, genauso wie Barbara und Nora Baumgarten, auch nach dem Coming Out ein Paar. Und so verlas dann auch Barbara Baumgarten die Rede, die Nora für ihren Abschied aus dem Jugendhilfeausschuss verfasst hatte, auf der Bühne. Die wichtigste Botschaft darin: „Wir können nicht selbst entscheiden, ob wir Mann, Frau oder etwas anderes sind, ganz gleich welches biologische Geschlecht wir haben, wir sind es einfach.“ Nora Baumgarten wünscht sich eine freiwillige Selbstverpflichtung der freien Jugendhilfe dazu auch Menschen aus der LGBTQ zu beschäftigen, um sie sichtbar zu machen und jungen Menschen zu vermitteln, dass es in Ordnung und akzeptiert ist, anders zu sein.
Ein Tag so bunt wie die Gesellschaft
Der CSD startete am Samstagmorgen unter dem Slogan „Es ist nichts Besonderes anders zu sein“ mit einem gemeinsamen Regenbogenfrühstück auf dem Hochdahler Markt. Bis 15 Uhr gab es dann ein Programm mit Musik, Tanz und bunten Mitmachaktionen.
Zusammengefasst war es ein schöner Tag mit angeregten Gesprächen und zwanglosem Austausch, der Besuchern die Möglichkeit bot, die eigene Einstellung zu Menschen, die ‚anders‘ sind, zu überdenken. Der Christopher Street Day, der seit vielen Jahren jährlich in deutschen Großstädten mit bunten Paraden stattfindet, erobert in den letzten Jahren auch immer mehr kleine Städte. Seit dem letzten Jahr auch Erkrath. Dort findet er am Hochdahler Markt zwar ohne eine große Parade statt, bietet aber ein buntes Programm mit vielen Informationen für eine bessere Akzeptanz.
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