CSD – alle guten Dinge sind drei

Von Timo Kremerius

Foto: Timo Kremerius

Was klein in Hochdahl begann, im zweiten Jahr schon gewachsen war, ist jetzt im dritten Jahr sozusagen erwachsen. Nach den ersten beiden Jahren in Hochdahl fand der Christopher Street Day (CSD) in diesem Jahr in Alt-Erkrath statt.

Bunt und mit viel Liebe begegneten sich Veranstalter und Teilnehmer am Samstag beim diesjährigen CSD (Christopher Street Day) auf dem Bavier-Platz unter der Markthalle, der mit vielen Informationen und Aktionen gefeiert wurde. Von Jahr zu Jahr wird der CSD in Erkrath etwas größer und war in diesem Jahr in Alt-Erkrath bei schönstem Sommerwetter sehr gut besucht. Initiiert wurde die Veranstaltung unter anderem von den Erkrather Parteien, mit einer Ausnahme.

Die Organisatoren haben ein anspruchsvolles Programm auf die Beine gestellt und mit Food & Drinks auch fürs leibliche Wohl gesorgt. Es gab Musik von den Vintage Notes und Sventertainment, Flashmob, Bauchredner und Zaubertricks, Spiele und Kinderschminken für die Unterhaltung und eine Podiumsdiskussion sowie Infostände. Vor Ort war auch das DRK, um erste Hilfe zu leisten, wo erste Hilfe gebraucht wird. Bei den hohen Temperaturen gilt der Blick der Ersthelfer besonders dem Kreislauf der Besucher.

Christopher Street Day – Jeder feiert, wie er kann
CSD ist die Abkürzung für „Christopher Street Day“, ein Fest-, Gedenk- und Demonstrationstag von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Intersexuellen, der am 28. Juni gefeiert wird. In Metropolen wie Berlin und Köln wird mit großen Umzügen für die Rechte dieser Gruppen sowie gegen Diskriminierung und Ausgrenzung demonstriert. In den vergangenen Jahren haben auch kleinere Städte mitgemacht. Erkrath ist seit 2023 dabei und nutzt den CSD auf seine Weise: In diesem Jahr wurde auf dem Bavier Platz in Alt Erkrath rund um das Themenspektrum informiert und gefeiert.

Mit dem CSD sollte erneut ein starkes Zeichen für die Akzeptanz und Selbstakzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgender und Queers – kurz LGBTQ – gesetzt werden. Die Bedingungen am Samstag waren perfekt. Es war warm und sonnig, das Wetter hätte nicht besser sein können. Allerdings fehlten dann doch ein bisschen jene Menschen, um die es eigentlich ging, nur einige wenige waren präsent. Dafür waren neben dem Jugendrat, dem Aktionsbündnis für Demokratie, den Omas gegen Rechts, dem Freundeskreis für Flüchtlinge sowie dem Gendertreff auch die Ortsvereine von SPD, Grünen, FDP, CDU, BmU und Linke ausgesprochen präsent.

Mitorganisator Toni Nezi erläuterte im Nachgang bezüglich der politischen Präsenz: „Der CSD ist per se eine politische Veranstaltung.“ Nezi ist in Tübingen zur Welt gekommen, hat italienische Wurzeln und erzählte frei und unterhaltsam, wie er bereits im Alter von zehn Jahren feststellte, dass er dem männlichen Geschlecht zugeneigt ist. Was spricht denn eigentlich dagegen, jeden Menschen so leben zu lassen, wie er fühlt, wenn er andere nicht schädigt oder in ihrer Freiheit einschränkt, möchte man die fragen, die sich als Gegner der menschlichen Vielfalt zeigen. Um diese Toleranz, um dieses Respektieren ging es beim CSD. Auch die sehr einfühlsame Rede unseres Bürgermeisters Christoph Schultz brachte das zum Ausdruck. Kernaussage seiner Rede war: „Solange queere Jugendliche Angst haben sich zu outen, solange Menschen wegen ihrer Identität beleidigt, benachteiligt oder sogar angegriffen werden, solange es Mut kostet, einfach man selbst zu sein, so lange braucht es den CSD!

Der CSD baut Vorurteile ab, zeigt, dass es um Menschen und um Liebe geht. Wie bei Rita Polte, die von ihrem langen Weg zur Selbstfindung bis hin Coming out gegenüber ihrer Ehefrau berichtete. Trotz der großen Veränderung sind beide bis heute ein Paar und sind damit kein Einzelfall. Gemeinsam mit der Vorsitzenden des Gendertreffs eV. Xenia Eßbach beklagte sie, dass in diesem Jahr die Messe & Fachtagung Trans* wieder nicht in Erkrath stattfinden kann, da das Bürgerhaus immer noch nicht den Erkrathern Bürgern zur Verfügung steht. Es sei für einen Erkrather Verein bedauerlich ins ‚Ausland‘ ausweichen zu müssen.

In einem Gespräch mit Nora Baumgarten betonte diese, dass gerade junge Menschen in Erkrath Referenzmodelle im Hinblick auf Geschlechtervielfalt und um ihr persönliches Empfinden bräuchten. „In unserer Gesellschaft und im Beruf muss jeder Mensch, ganz gleich, ob Hetero oder LGBTQ+, seinen Platz finden. Auch in der Jugendhilfe muss jede Lebensform unterstützt werden. Ob ein Kind mit zwei Müttern oder Vätern aufwachse, habe keinen Einfluss auf seine geschlechtliche Prägung“, so Nora. Ein Appell von Nora Baumgarten: Mit dem CSD solle eine freiwillige Selbstverpflichtung aller örtlichen Jugendhilfeakteure starten, in ihren Einrichtungen auch Mitarbeiter zu beschäftigen, die zur Gruppe der LGBTQ+ gehören.

Mit dabei waren auch wieder die Evangelischen Kirchengemeinden Erkrath und Hochdahl mit der Botschaft: „Alle sind willkommen. Weil Gott alle Menschen liebt, müssen Glaubensräume für alle Menschen sichere Räume sein.“ Der Kirchenkreis Düsseldorf-Mettmann hatte ebenfalls Grüße übermittelt, die Besucher direkt an der Candybar fanden.

Es war ein schöner und entspannter Nachmittag mit viel Toleranz und Liebe im Herzen. Da freut man sich direkt auf den CSD 2026. Danke an das Organisatorenteam.

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