Corona-Spaziergänge – Gegenbewegung formiert sich

Mit Kerzen für die Erkrather Corona-Toten, empfingen die Impfbefürworter die 'Spaziergänger'. Foto: SK

Am Montagabend trafen sich vor der Ev. Kirche auf der Erkrather Bahnstraße erneut um die 80 Personen, um pünktlich um 18 Uhr durch die Erkrather Innenstadt aufzubrechen.

Da über den Telegramm Kanal „Erkrath-denkt-anders“ Impfgegner aufgefordert werden, sich montags um diese Uhrzeit zu treffen, liegt die Vermutung nahe, dass die Teilnehmenden dieses Spaziergangs ebenfalls gegen Impfen und/oder eine allgemeine Impfpflicht sind. Eine Anmeldung bei Ordnungsamt liegt genauso wenig vor, wie Plakate oder Spruchbände bei den Teilnehmern auf diesen Zweck des Treffens hinweisen würden.  

Foto: SK

Oberhalb der Bahnsteighalle trafen sie auf Impfbefürwortern und jene, die unter dem Motto „Schaut hin, mit wem ihr spazieren geht“ auf eine mögliche Unterwanderung dieser Spaziergänge, die es in derselben Art in zahlreichen anderen Städten Deutschlands gibt, durch rechte Gruppen warnen wollten. Beim Ordnungsamt angemeldet hatte diese Versammlung/Demonstration wie auch schon in der Vorwoche Michaele Gincel-Reinhard, Ratsmitglied von Die Linke Erkrath. Sie hatte auch angeregt, dass alle Ratsfraktionen sich zu einem Bündnis mit dem Namen ‘Solidarisches Erkrath’ zusammenschließen. Im angestrebten Bündnis geht es darum, dass Impfbefürworter Flagge gegen ‘Spaziergänge’ mit möglicher Beteiligung von rechten Gruppierungen zeigen. Diese Fraktionen werden den Vorschlag als einen Beschluss der am vergangenen Freitag stattgefundenen Zoom-Konferenz mit den Mitgliedern ihrer jeweiligen Partei besprechen: Die Linke, Bündnis 90/Die Grünen sowie die SPD. Da sich Ralf Lenger als Vorsitzender der FDP an diesem Abend entschuldigte wird ihm der Beschluss per Protokoll mitgeteilt wie auch der BmU, die ebenfalls nicht vertreten war. Dr. Christian Untrieser, Fraktionsvorsitzender der CDU, hatte sich ausbedungen, seine Teilnahme als nicht in offizieller Funktion zu betrachten. Ebenfalls anwesend bei der Online-Veranstaltung waren Mitglieder der Ortsgruppen von ‘Omas gegen Rechts’ und ‘Fridays for Future’, die sich bereits für die Bündnis-Gründung aussprachen.

66 Grablichter für die Erkrather Corona-Toten

Rund 50 Teilnehmende der angemeldeten Veranstaltung hatten sich, als sich der Zug der Spaziergänger um 18 Uhr in Bewegung setzte, mit brennenden Kerzen in einer Reihe aufgestellt. Darunter erneut Vertreter der Fraktionen von Die Linke, Bündnis 90/Die Linken, SPD und FDP sowie der Erkrather Ortsgruppen von ‘Omas gegen Rechts’ und ‘Fridays for Future’. Auch mehrere Erkratherinnen und Erkrather, die keiner der genannten Parteien oder Organisationen angehörten, hatten sich eingefunden, um ‘Flagge gegen rechts zu zeigen’, wie ein der Autorin bekanntes Mitglied des Erkrather Integrationsrats, das seinen Namen nicht veröffentlicht sehen möchte, es nannte.   

Berührung zwischen den Gruppen verläuft friedlich   

Von den jungen Vertretern der FFF-Gruppe wurde der Zug der Spazierenden mit Sprechchören empfangen, die übrigen Teilnehmer empfingen den rund 80 Personen starken Zug stumm. Einen Teilnehmer mit einem großen Pappschild mit der Aufschrift ‘Pass auf, mit wem Du spazieren gehst’ sowie ‘FCK NZS’ (Fuck Nazis – Anm. der Redaktion) sprachen zwei mitlaufende Frauen an und fragten aufgebracht: „Wo sind denn hier Nazis, zeig mir die doch. Die wollen wir hier auch nicht.“ Allerdings ließen sie sich dann nicht auf eine nähere Diskussion ein und zogen kopfschüttelnd ihren Unmut kundtuend weiter. Ein anderer Teilnehmer, den die Autorin bereits am Montag vor einer Woche im Zug gesehen hatte, hatte ebenfalls ein brennendes Grablicht in der Hand. Ob als Provokation oder Solidarität im Gedenken an die Verstorbenen gemeint, wäre reine Spekulation. Da der Zugweg des Spazierganges diesmal ein anderer war, kam der Zug nach einer kurzen Runde über den Platz unter der Markhalle, am Baviercenter vorbei auf die Kreuzstraße einbiegend, ein zweites Mal an den Teilnehmern der angemeldeten Veranstaltung vorbei. Ein Austausch von Meinungen fand nicht statt.

Montag-Spaziergang endet erneut vor dem ‘La Passione’   

Etwa die Hälfte der Teilnehmer des Spaziergangs nutzen das Außer-Haus-Angebot des italienischen Restaurants. An einem Tisch neben dem Eingang gab es warmen Punsch, auf einer Schiefertafel wurde Pizza außer Haus angeboten. Von beiden Angeboten machten die Spaziergänger, in kleineren Grüppchen mit ein wenig Abstand zueinander zusammenstehend, Gebrauch. Vom Tragen einer Maske, auch beim Anstehen am Getränkestand, hingegen nicht. Konsequent, denn auch beim gemeinsamen Spaziergang in der Gruppe fehlte bei allen Teilnehmenden diese Schutzmaßnahme gegen eine potenzielle Ansteckung mit dem Corona, Grippe- oder einem anderen Virus.

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