BMU: Fernwärme droht die „Gasfalle“

BMU Erkrath

Fernwärmeleitungen
Foto: BMU

Die BmU konnte politisch keine Unterstützung finden, Geothermie rechtzeitig von 2019 bis 2027 vorzubereiten und den Prozess gegen EON mit mehr als 10 Millionen € Streitgegenstand bis dahin zum Erfolg zu bringen.

Stattdessen hat eine Mehrheit aus CDU, SPD, Grünen, Linken angeführt vom Bürgermeister den Prozess gegen E.ON aufgegeben und das Fernwärmenetz zu einem ungenannten Preis für die Stadtwerke gekauft. Die BmU warnte diese Akteure vergeblich vor der „Gasfalle“.

Die jetzt gekauften (!) überalterten Anlagen mit 17% Wärmeverlust erfordern kurzfristig eine zumindest Teilerneuerung der Wärmeerzeugung. Das geht nur mit Gas, regenerative Alternativen stehen zwar auf dem Papier oder sind kurzfristig nur zu hohen Preisen zu bekommen. An Gas sei man dann über mehr als einem Dutzend Jahre wirtschaftlich gebunden und komme nur in Trippelschritten in der Zukunft zur regenerativen Versorgung.

Eine sehr teure und klimaschädliche Fehlentscheidung für Hochdahl, welche die meisten Parteien von CDU bis Linke mit dem Kauf des Fernwärmenetzes absehbar getroffen haben. „Ohne jede Strategie“ so der gravierende Vorwurf von Bernhard Osterwind, dem Fraktionsvorsitzenden der BmU. Die Strategie soll angeblich jetzt erst erarbeitet werden!

Bernhard Osterwind: “Das ist so, als ob man ein gebrauchtes Auto kauft und danach „strategisch“ überlegt: Was ist kaputt? Wie kann ich es reparieren? Muss ich Teile komplett ersetzen? Wie kann ich es finanzieren? Bestehe ich die Führerscheinprüfung?”

Die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung, „Osterpaket“ genannt, beschleunigen den Energiewandel und verschärfen u.U. die „Gasfalle“ (BmU Fraktionsvorsitzender Bernhard Osterwind) für die Fernwärme.

Ab 1.1.2024 müssen Heizungen bei Neubauten zu 65 % mit erneuerbaren Energien betrieben werden!

Das ist für gasbetriebene Fernwärme absehbar nicht möglich. Also könnte kein Neubau mehr an Fernwärme angeschlossen werden, wenn es für Fernwärme nicht eine klimaschädliche Ausnahme gibt. Dass Gas eine zu teure Energieerzeugung ist, zeigte sich auch schon vor dem Krieg in der Ukraine.

Zusätzlich teurer wird eine Heizung mit Gas, da die CO2-Steuer (künftig auch für Vermieter) deutlich zu Buche schlägt.

Denn sie wird künftig zwischen Vermieter und Mieter aufgeteilt, wobei Vermieter bis zu 90 % der Kosten zu tragen haben, je nach Modernisierungszustand der Immobilie. Aktuell liegt der Preis für die Emissionen bei 30 € pro Tonne CO2, welches beim Heizen ausgestoßen wird. Bis 2025 wird der Preis auf 50 € steigen. Insgesamt dürften sich die Mehrkosten für eine Mietwohnung in Hochdahl im Bereich einiger hundert Euro bewegen, wenn nicht auch hier bei Fernwärme die Bundesregierung eine klimaschädliche Ausnahme beschließt.

Bernhard Osterwind Foto: BMU

Die Konsequenzen der Ukraine-Krise sind nicht Ursache der „Gasfalle“, sie verschärft sie nur, so Osterwind

EON hatte 2021 jedem Kunden mitgeteilt, der Konzern arbeite bereits an einer regenerativen Umrüstung für Hochdahl. Trotzdem wollten die Parteien, außer der BmU und FDP, möglichst schnell die überalterten Fernwärmeanlagen kaufen und müssen nun zeigen, ob sie der Aufgabe gerecht werden. Osterwind: „Die Stadtwerke sind mit dem Transformationsprozess eines der größeren Fernwärmenetze in Deutschland überfordert.“

Nach dem Konzept der BmU wäre die Stadt 2027 mit rein regenerativer Energieerzeugungsstrategie und ggf. Kapital aus dem Prozess gegen E.ON in den Umbau von Netz und Erzeugeranlagen mit einer Ausschreibung an erfahrene Betreiber gestartet. „Wir hätten eine denkbar preiswerte und zukunftsfeste Wärmeerzeugung für Hochdahl“.
Immerhin hatte die BmU bereits am 28.10.21 Erfolg mit ihrem Antrag: „Es ist ein Gutachten in Auftrag zu geben, bzw. die Gutachten sind zu erweitern, mit dem Ziel einer möglichst raschen vollständig dekarbonisierten Fernwärmeversorgung.“

Weiterhin hat die BmU in einem Schreiben an die Geschäftsführung der Stadtwerke auf mehrere Institute hingewiesen, die eine Machbarkeitsstudie für Geothermie leisten könnten. Nach Kenntnis der BmU ist diese bis heute nicht in Auftrag gegeben.

Im Februar 2021 hatte die BmU darum gebeten, die aus Anlass des Brandes der Grundschule Sandheide im Gelände liegenden Fernwärmeleitungen auszubauen und deren technischen Zustand im Hinblick auf die Fernwärmeversorgung zu dokumentieren und zur Anschauung zur Verfügung zu stellen sowie im Bauausschuss zu berichten. Die Anlagen wurden zwar 2021 ausgebaut, bis zum 6.4.2022 lag aber der Bericht nicht vor.

Im Übrigen mahnt die BmU den nun städtischen Eigentümer des Fernwärmenetzes an, gerade jetzt für gerechte Fernwärmepreise zu sorgen. Es kann nicht sein, dass je nach Straßennamen für die gleiche Leistung unterschiedliche Preise verlangt werden. Dass der Eigenheimbesitzer den Grundanschlusswert auf den tatsächlichen Bedarf auf Zuruf nun senken kann ist gerecht und überfällig, dass das Eigentümer im Geschossbau mit Abrechnung über Quadratmeter (auch diese Einheiten werden mit einem Grundanschlusswert ab Wärmetauscher abgerechnet) aber nicht.

„Wir als Stadt Erkrath glauben, dass wir die Hochdahler Haushalte deutlich kostengünstiger und effizienter mit Wärme versorgen können.“ sagte Bürgermeister Schultz (WZ 26.04.2018). Dem müssen gerade jetzt Taten folgen!

1 Kommentar

  1. Update:
    1. Inzwischen wurde die Machbarkeitsstudie für Geothermie beauftragt.
    2. Die Zusage der Verwaltung, eine Dokumentation des technischen Zustandes der Fernwärme vorzulegen, wurde nicht erfüllt. Die Rohre wurden entsorgt. Allerdings wurde pauschal mitgeteilt, dass die Rohre in so schlechtem Zustand waren, dass die Erwartung bestand, bei fortgesetzter Verwendung auf dem Campus Sandheide würden sie dort sogar Schäden auslösen. Das ist ein weiteres Indiz dafür, dass es falsch war dieses Netz zu kaufen und E.ON mit ihrer Beute ziehen zu lassen.

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