Beate Sarrazin feierte 15 Jahre Theater Anderswo

von Timo Kremerius

Blumen und Glückwünsche zum Jubiläum für Beate Sarrazin. Foto: Timo Kremerius

Zum Jubiläum führte sie „Aduna Refetna – Das Leben ist schön“ auf.

15 Jahre Theater Anderswo. Ein kleines Wohnzimmertheater, dass sie zum Geheimtipp entwickelt hat. Der 16. November 2024 war deshalb auch ein besonderer Theatersamstag, an dem Jubiläum gefeiert wurde und an dem alle Beate Sarrazin herzlich gratulierten. Zur Feier des Tages führte sie das Stück „Aduna Refetna –  Das Leben ist schön“ in einer Zusammenfassung auf. 2021 wurde das Stück schon einmal in zwei Teilen präsentiert. An diesem Samstag wurde es ein Einteiler.

Nachdem das Stück im September wegen einer Notoperation ausfallen musste, freuten sich alle, Beate Sarrazin bei offensichtlich wieder guter Gesundheit anzutreffen. Sichtlich erfreut und ein wenig ergriffen nahm sie die Glückwünsche und die Blumen der Theaterbesucher entgegen. Es ist schon eine Leistung, im privaten, persönlichen Bereich so einen Rohdiamanten zu schleifen, bis daraus ein Brilliant wird. Das ist Beate mit dem Theater Anderswo vortrefflich gelungen.

Über das Stück:
„Eine Reise ins Ungewisse, ein Wagnis, und mein Herz flüstert: Ja, mach das!“ Sie kannten ihren Vater nicht, der vor fast fünfundzwanzig Jahren Deutschland verlassen und in den Senegal zurück gegangen war. Das Bild der Mama war ihnen vor Augen, und Papa war für sie ein schwarzes Loch, das mit Nichts gefüllt war. Er hat nicht gesehen, wie sie heranwuchsen, sich verliebten…
Viola entscheidet sich, ihr eigenes Leben so zu akzeptieren wie es war, ihre Söhne an ihrer Vergangenheit teilnehmen zu lassen und visualisiert so eine Lücke in deren Seele: Wer ist mein Vater? Gemeinsam fliegen sie in den Senegal, in das unbekannte zweite Vaterland ihrer Söhne, was sie zur Hälfte ausmacht und ihnen doch fremd ist: in jenes Land, wo man im Norden schon die Wüste riecht und im Süden die Wälder immer dichter werden…
Das von der Autorin Beate Sarrazin inszenierte Stück beruht auf wahren Begebenheiten. Die Reise ins Ungewisse wird für Viola auch zu einer Begegnung mit sich selbst, bevor es zu spät ist. 
Infoswww.beatesarrazin.de

Das sehr gut gefüllte Wohnzimmertheater, alle Freunde, die über die Jahre das Theater kennen- und schätzengelernt haben, waren zum Jubiläum gekommen. Das Theater Andserwo hat sich über die Jahre zu einem Kleinod und Diamanten der Kultur in Erkrath entwickelt. Eine kurze Ansprache der Hausherrin, innehalten, und schon begann Beate Sarrazin mit dem Vortragen ihres Stückes „Aduna Refetna –  Das Leben ist schön“, das sich ihrer eigenen Lebensgeschichte entlehnt.

Viola, ein junges Mädchen aus einer Großstadt in NRW, lernt den Schwarzafrikaner Boubacar kennen. Aus der zarten Freundschaft, die mit einer Tasse Kaffee begann, wurde in der Folgezeit Liebe. Aus dieser Liebe entsprangen die Söhne Lamine und Fallou. Als die Liebe in den Folgejahren immer mehr in Streit und Aggressivität ausartete, musste Boubacar zurück in seine Heimat Senegal. Das Ende der Familiengeschichte schien besiegelt, doch dabei sollte es nicht bleiben. Fast 25 Jahre später wurde der Wunsch, den Vater kennenzulernen, bei den Söhnen zu groß. Eine „Reise ins Ungewisse“, mit Mutter Viola und einem Koffer voller Erinnerungen begann.

Foto: Timo Kremerius

Viola landet mit Ihren Söhnen in Dakar. Zuerst stellen Lamine und Fallou fest, dass ein angenehmer Duft von Kräutern und Gewürzen in der Luft schwebt. Herzlich begrüßt werden die drei Reisenden von Boubacar und seiner Schwester. Viola wurde auch gewahr, nachdem sie zuerst zu Boubacars Unterkunft gefahren waren, in welch ärmlichen Verhältnissen er wohnte, und dass er sich sein Geld als Eierverkäufer verdiente. Zudem hatte er das Problem in der Gesellschaft ausgegrenzt zu werden, da man ihn aus Deutschland zurückgeschickt hat. Nachdem Boubacar Viola und ihre Söhne einigen seiner Familienangehörigen präsentierte ging es auf die Reise an der Küste entlang nach Ziguinchor. An einem lauschigen Abend auf Deck nahm Boubacar zärtlich Violas Hand. Ein vertrautes Gefühl stellte sich ein.

Unterbrochen wurde die Erzählung von einigen Déjà-vus die Viola hatte und ihr wieder vor Augen führten, wie es war als sie mit ihren Söhnen früher schon einmal im Senegal war, als diese noch klein waren. Immer wurden alle von der Familie Boubacar‘s freundlich und euphorisch empfangen. Nun waren die Söhne aber älter. Amüsiert war das Publikum als Boubacar Viola fragte, ob sie nicht noch einmal heiraten könnten und ob sie nicht 40 Tausend Euro für ein Haus investieren möchte. Er könnte ja dann in dem Haus wohnen (unausgesprochen: mit seiner Erstfrau) und Viola könnte ihn ja ab und zu besuchen. Viola kam ins Überlegen.

In Ziguinchor angekommen wurden Viola und die Söhne mit großem Hallo jedem der Großfamilie vorgestellt. Stolz und mit geschwellter Brust stellte Boubacar jedem der Familie seine Söhne vor. Alle diese Treffen waren geprägt von einer Herzlichkeit und ehrlichen Sympathie. Beate Sarrazin unterbrach die Erzählung immer wieder mit sehr einfühlsamen Gedichten, die die Zuhörer schwärmen ließen. Als die Abreise aus dem Senegal für Viola und Ihre Söhne bevorstand, nahmen sich Boubacar und Viola noch einmal in den Arm mit einer Portion Wehmut auf beiden Seiten. Sicherlich hatte Boubacar in seinem Leben, seit seiner Abreise aus Deutschland, begriffen, dass er eine große Chance verspielt hat. In einem späteren Gespräch mit Viola hat er sich bei ihr entschuldigt für alles, was er falsch gemacht hat. Das Wichtigste, was alle Beteiligten aus der Geschichte lernten, war der Leitspruch des Abends: Das Leben ist schön!

Ein Highlight war dann noch eine Videobotschaft von Boubacar aus dem Senegal, die uns Beate Sarrazin vorspielte. Hier sprach Boubacar die Zuschauer direkt an, er begrüßte alle fröhlich, aber er wies auch ernst darauf hin, dass er sein Verhalten in Deutschland auf das innigste bedauere. Er hat wohl auch festgestellt, dass er mit seinem Verhalten die falsche Ausfahrt des Lebens genommen hat.

Video-Botschaft von Boubachar aus dem Senegal. Foto: Timo Kremerius

Es war wie ein unterhaltsamer Abend, der wie immer bei Beate Sarrazin auch in der Folgezeit zum Nachdenken annimiert und sensibilisiert. Wir haben zwei Welten durch sie kennen gelernt, zwei Mentalitäten, aber auch erfahren, dass Liebe und Verzeihen in beiden Welten  gleich wichtig ist.

Kommentar des Autors: Danke Beate, dass es Dich gibt und Du uns immer mit Deiner Schauspielkunst verwöhnst.

Vorankündigung: Am Sonntag den 12. Januar 2025, Beginn: 16 Uhr, wird im Theater Anderswo das Andersen-Märchenstück „Die Schneekönigin“ aufgeführt. Inszenierung und Spiel: Beate Sarrazin. Für Kinder im Grundschulalter und für Erwachsene.

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