7000 Querdenker in Düsseldorf

Demozug durch Düsseldorf am 8. Januar 2022. Foto: Sebastian Hansen

Woche für Woche ziehen sie samstags auf die Straße. In der vorherigen Woche kassierte ein Gericht ein Verbot des Demonstrationszugs durch Düsseldorf ein. Und auch gestern marschierten sie wieder.

Eine genaue Zahl der Teilnehmer ist für den 8. Januar schwer zu ermitteln. Angemeldet waren 2000. Die Zahl wurde deutlich überschritten. Während sich die Fernsehsender auf die Angabe mehrere Tausend Teilnehmer beschränkte, nannte die RP die Zahl 6000. Waren in der Vergangenheit vor allem die Einschränkungen durch die jeweils geltenden Corona-Schutzverordnungen Thema, ist in den letzten Wochen eine drohende Impfpflicht Hauptthema.

Gestern zogen sie wieder durch Düsseldorf und legten stellenweise den Verkehr lahm. Laut WDR waren es 7000 Demonstranten. Angemeldet waren 2500 Teilnehmer. Die Düsseldorfer Polizei berichtet, dass eine deutliche Präsenz von Einsatzkräften den Demonstrationszug begleitete, der um 15.45 Uhr vom Johannes-Rau-Platz startete und nach dem Zug durch mehrere Stadtteile auch dort gegen 18.22 Uhr wieder endete. Dem Bericht zufolge mussten unterwegs zahlreiche Teilnehmer immer wieder auf die Einhaltung von Abständen und die Maskenpflicht hingewiesen werden. Von mehreren Dutzend Unbelehrbaren habe man die Personalien festgestellt und ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet. Einen Teilnehmer nahm die Polizei in Gewahrsam, weil man bei ihm, nachdem er wegen Verstoß gegen die Maskenpflicht kontrolliert wurde, ein Messer fand. Er wurde aus der Versammlung ausgeschlossen und eine Strafanzeige geschrieben.

Ein großer Teil der Demonstranten hätte sich aber an die Maskenpflicht gehalten und die geforderten Abstände eingehalten. “Selbst wenn man seine Kritik an Maßnahmen Ausdruck verleihen will, sollte man mit Rücksicht auf seine Mitmenschen die Schutzmaßnahmen einhalten. Abstand zu halten und einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen sind von jedem zu erwarten”, so der Leiter des heutigen Einsatzes Polizeidirektor Thorsten Fleiß. Insgesamt sei die Demonstration weitgehend störungsfrei und friedlich verlaufen.


Ein Blick auf die Pandemie und eine mögliche, allgemeine Impfpflicht

Die Inzidenz steigt täglich. 73 Prozent der Infizierten sind mit der Omikron-Variante infiziert. Noch ist die Situation in Deutschland überschaubar, aber die WHO warnt, dass in den kommenden zwei Monaten 50 Prozent der europäischen Bevölkerung infiziert seien könnten. Immer öfter vernimmt man ‘früher oder später trifft es jeden’. Auch wenn der Verlauf von Omikron in den meisten Fällen milder ist: Zu viele Infektionen auf einmal bedeuten eine Gefahr für kritische Infrastrukturen (Ärzte, Pflegepersonal, Feuerwehr und Rettungsdienste, Polizei, Stromversorgung usw.). Und auch bei milden Verläufen treten durchaus Spätfolgen auf, wie das Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf kürzlich veröffentlichte.

Noch verläuft die Ausbreitung langsamer, als in einigen anderen Ländern und genau darauf kommt es vielleicht gerade an: Zu verlangsamen, verhindern, dass zu viele Menschen auf einmal erkranken und ausfallen. Längst stecken sich auch inzwischen Geboosterte mit der Variante an. Ein angepasster Impfstoff soll im März kommen. Erste Medikamente, die vor schweren Verläufen schützen sind zugelassen, beziehungsweise zur Zulassung empfohlen.

Am 12. Dezember 2021 wurde die einrichtungsbezogene Impfpflicht beschlossen, die ab dem 16. März 2022 gilt. Ob eine allgemeine Impfpflicht kommen wird, die seit Wochen in der Politik diskutiert wird, ist indes unklar. Aktuell werden verschiedene Modelle diskutiert, wie Tagesschau.de berichtete. Inzwischen hat sogar der Ethikrat seine Empfehlung relativiert. Die Landeszentrale für politische Bildung in Baden-Württemberg hat Positionen für und gegen eine Corona-Impfpflicht zusammengetragen.

Kommentar: Während all dieser Entwicklungen ziehen Woche für Woche Tausende durch die Straßen, um gegen Corona-Schutzmaßnahmen und die drohende Impfpflicht zu protestieren. Unter Ihnen Corona-Maßnahmen-Gegner, Rechte, die die Proteste für sich zu nutzen wissen und generelle Impfpflichtgegner. Es stellt sich unwillkürlich die Frage, ob nicht gerade in der wachsenden Zahl von Menschen, die Woche für Woche – zum Teil ohne ausreichend Abstand und ohne Masken – die größte Gefahr liegt. Sie könnten, während man versucht die Welle zu verlangsamen, am Ende die Beschleuniger sein, die dafür sorgen, dass die kritische Infrastruktur doch ins Wanken gerät.

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