5-Jahres Jubiläum des Poetry Slam mit Moderator Jan Schmidt

von Susann Krüll

Von li nach re: Luca Swieter Oskar Malinowski Alex Burkhard Janna Schmidt Moderator Jan Schmidt. Foto: Susann Krüll

Mettmann | Mit seiner Veranstaltungsreihe „Neanderland-Slam“ ist der gebürtige Wülfrather Jan Schmidt, selbst ein deutschlandweit bekannter Poetry-Slamer, nun schon seit fünf Jahren Gast im Weltspiegel Kino in Mettmann. Zum Jubiläum battelten am vergangenen Freitag vier Teilnehmende um den Sieg.

Gemeinsam hatten die zwei Frauen und zwei Männern, dass sie allesamt schon einmal einen von Schmidt veranstalteten Slam gewonnen hatten. Jan Malinowski, der diesmal knapp die Nase vorn hatte vor Alex Burkhard, holte sich schon zum zweiten Mal den Titel in Mettmann. Mit Janna Schmidt war eine gebürtige Mettmannerin „zurückgekehrt“, nicht nur in ihre Heimatstadt, sondern auch auf die Bühne im Weltspiegel-Kino. Auch Luca Swieter ist keine Unbekannte in der Kreisstadt, hat auch sie auf dieser Bühne schon mit ihren pointierten Texten um den Sieg gebattelt.

Bevor es los ging – „Einpeitschen“ á la Jan Schmidt

Gewohnt mitreißend und charmant fiel die Begrüßung des Moderators Schmidt aus: „Unsere große Geburtstagsshow ist ausverkauft! Aber hej, da sind zwei Sitze frei, die sind leider tot“, stellte er in gewohnt flapsigem Ton fest, nachdem er sich ausgiebig über das 5-jährige Jubiläum gefreut hatte. Dass „die Slamer Schlange stehen, um hier in Mettmann aufzutreten, weil Ihr so ein Hammer-Publikum seid“, hatte er vorher berichtet. Dann folgte die Belehrung, welche Regeln, die Auftretenden einzuhalten haben, als da sind: „Alle Texte müssen selbst geschrieben und dürfen nicht länger als sechs bis sieben Minuten dauern. Danach fang ich an zu schubsen und zu treten, da kann ich richtig gemein sein, damit sie von der Bühne gehen. Und schließlich: keine Kostüme und keine Requisiten. Auch wenn eine rote Pappnase oder ein Hamster, den man ins Publikum schmeißen kann, sicher reizvoll sind.“ Mit der vierten Regel wandte er sich dann an das Publikum: „Die geht an Euch und ist wohl die wichtigste: respect the poetics. Das ist Spanisch und heißt: Respektiert die Poeten.“ Denn das Publikum könne mit ihrer Bewertung Karrieren aufbauen, aber auch zerstören. Auch für die fünf Jury-Mitglieder, die sich schnell gefunden hatten und die – frisch ausgedruckten, weil Schmidt seine vergessen hatte – Sätze mit Punkttafeln von 0-10 entgegennahmen, hatte er noch eine Ermahnung bereit: „Es gibt so krass dumme Jurys, die denken, vielleicht kommt ja noch was Besseres, da gebe ich nicht gleich zu Anfang eine 10. Nein, bitte nicht, haut gleich die 10 raus, wegen der Texte und nicht wegen des Publikums, weil Ihr denkt, die schmeißen mich gleich um, wenn ich noch eine Sieben gebe. Liebe Jury, lasst Euch nicht beeinflussen.“

Danach wandte sich der Moderator, der selbst ein im deutschsprachigen Raum bekannter Poetry Slamer ist, an das Publikum: „Wir üben jetzt das Ein-applaudieren. Wie klingt denn ein drei Punkte Applaus für einen Text, von dem Ihr denkt: So hatte ich das Alphabet nicht in Erinnerung, dieser Text hätte nicht geschrieben, der Autor nicht geboren werden dürfen?“ Nach der Probe aufs Exempel fiel sein Fazit so aus: „Das tat mir jetzt persönlich weh.“ Auch die fünf Punkte Probe fiel durch: “Das war kurz vor ZDF-Fernsehgarten.“ Doch mit den Klatschproben für die weiteren Punkte war er dann zufrieden, so dass „mit einem 10-Punkte-Applaus, den ich vor jedem Auftritt ab jetzt hören möchte“ der erste Vortragende auf die Bühne gerufen wurde.

Poetry Slam vom Feinsten – zehn Texte von lustig bis besinnlich

Alex Burkhard aus Düsseldorf hatte sich für seinen ersten Auftritt die Geschichte von „Max und Moritz“ vorgenommen. Er hatte die, doch recht antiquiert wirkenden Streiche, die Wilhelm Busch vor 150 Jahren erdacht hatte, in die Gegenwart transformiert. Mit viel Wortwitz und schwarzem Humor ließ er die Neuzeit-Ausgaben der beiden Rotzlöffel an den Mitmenschen scheitern, die die sieben zeitgemäßen Scherze nicht als solche erkannten, weil sie selbst noch viel schlimmer, abgestumpfter oder korrupter waren, wie ein Produzent von (Stall-)Hühnern oder ein Nazi. Die Jury war sich einig ob der Leistung und vergab jeweils neun Punkte.

Vor dem nächsten Auftretenden streute Jan Schmidt eine seiner berühmten Einlagen ein, damit die Erinnerung an den zuletzt gehörten Text auf jeden Fall aus den Köpfen, vor allem der Jury, verschwunden war. Gemeinsam wurde über die Farbe der Stifte abgestimmt, in der die Punkte notiert werden sollen, mittels Lauten, die den vier zur Auswahl stehenden zugeordnet wurden. Grün machte das Rennen.

Janna Schmidt betrat als Nächste die Bühne und ließ das Publikum wissen, dass sie von 1997 bis 2018 in Mettmann gewohnt und das Konrad-Herresbach-Gymnasium besucht habe. Hier habe ihr Physiklehrer, den sie bei einem späteren Besuch erzählte, was sie denn jetzt studiere, nämlich Mathe und Deutsch auf Lehramt in Bonn, kommentiert: „Das ist eigentlich ungewöhnlich für ein Mädchen.“ Somit habe sich nichts zu den im Text geteilten Erfahrungen in Sachen Mädchen, die eine Begabung für Naturwissenschaften haben, geändert. Dafür gab es jeweils acht Punkte von den Juroren.

Alex Burkhard. Foto: SK
Janna Schmidt- Foto: SK

Mit Oscar Malinowski betrat ein Kandidat die Bühne, der bereits gezeigt hatte, dass er in Mettmann siegen kann. Sein Text berichtete von den Erfahrungen eines „Landeis“, das zum Studium in die Großstadt, in seinem Fall nach Aachen, geht. Wie er hier aufblüht, und „den urbanen Raum als Spielplatz“ für zahlreiche Scherze entdeckt, mit denen er ihm unbekannte Mitmenschen irritiert, erzählte er sehr unterhaltsam. Dafür erntete er 27 Punkte.

Als letzte in der ersten Runde ließ Luca Swieter, ebenfalls keine Unbekannte in Mettmann, die Zuhörer wissen, welches wahre Erlebnis sie in der Titelgebenden Geschichte mit „Die beste Bank an der Promenade“ verbindet. Ihre „leidige Tendenz zum Klugscheißen“ habe sie es zu verdanken, dass nach verschiedenen Gesprächspartnern ein mittelalter Mann sitzenbleibt, der meint, eine Gleichgesinnte in Sachen Sado-Maso gefunden zu haben.

Luca Swieter. Foto: SK
Oskar Malinowski. Foto: SK

Vor der Punktvergabe, es wurden 24, gab es die obligatorische Abfrage, aus welchen Städten im Kreis die Zuschauerinnen und Zuschauer kamen: Aus Wülfrath waren es neben der Oma des Moderators, die neben dem gebügelten weißen Hemd auch die Aufsteller gebrachte hatte, nur zwei weitere Personen. Aus Mettmann kamen die meisten, aber auch aus Erkrath, Hilden waren einige angereist sowie eine Person aus Langenfeld, niemand aus Hilden, Heiligenhaus oder Monheim.

Nach der Pause kam die Entscheidung für die Endausscheidung

Die zweite Runde startete in der umgekehrten Reihenfolge, so dass Luca Swieter begann. Diesmal hatte sie keine wahre Geschichte dabei. Diese handelte von einem Date im Planetarium, das nicht so läuft, wie erhofft. Auch ihre Gedanken zu Astrologie als Ersatzreligion ließ sie die Zuhörer wissen.

Nachdem per Abstimmung geklärt war, mit welcher Farbe Jan Schmidt die Punktezahl, Swieters kam auf 24, diesmal notiert, blau gewann, ging es mit Oscar Malinowski weiter. „Der Bildung ist das Schlüssel zum Erfolg“, hatte ihm sein aus Polen stammender Vater früh eingeimpft. Die Folge: Er lernte als kleiner Junge demnach das Lexikon von A bis Z für eine Karriere als Slam Dog Millionär auswendig. Für diese rasante, witzige Anekdote zur Bedeutung von Bildung erhielt er 26 Punkte.

Janna Schmidt trug eine „Liebeserklärung“ an ihre kleine Schwester vor. Sie teilte ihre Gedanken, die sie ihr in einer Nacht „schickt“, als diese zum Schüleraustausch in Neuseeland weilte. Für diesen Text, der als einziger ihrer Slam-Texte in Mettmann entstand, gab es 27 Punkte.

Der letzte im Bunde, Alex Burckhard, bekannte, dass er gehadert habe, ob Poetry Slam noch sein Format sei, trug dann aber beherzt eine Text über das Elternsein vor, der mit 27 Punkten belohnt wurde.

Damit stand fest, dass es die beiden Männer in die Endrunde geschafft hatten, in der per Applaus des gesamten Publikums der Sieger gekürt wurde. Das wurde von Jan Schmidt gewohnt mit dem Ruf „Finale“ und der Antwort des Publikums „o ho“ belohnt wurde. Oskar Malinowski setzte sich mit einem weiteren witzigen Text gegen einen eher ernsten seines Mitfinalisten durch. Der Applaus-Check fiel eindeutig aus. So verneigte sich Jan Schmidt vor dem Wahl-Aachener und überreichte ihm einen Lolli, der sich in der Tüte fand, die das Publikum mit allen möglichen Geschenken gefüllt hatte.

Lolly für Oskar Malinolwski. Foto: SK

Mit der Aufforderung: „Macht es gut und werdet keine Nazis“ entließ Moderator Jan Schmidt sein Publikum, nicht ohne den Termin für die nächste Poetry-Slam-Veranstaltung im Weltspiegel-Kino im Weltspiegel-Kino anzukündigen: 19 April 2024.

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