
Heute das größte Hospizzentrum in NRW weckte die Gründung vor 30 Jahren Widerstand. Heute sind die Hochdahler eher stolz darauf Standort für das Franzsikus Hospiz Zentrum zu sein.
Im Hospiz ist Jubiläumsjahr, das von einigen Verstaltungen begleitet wurde und wird. Bis zum Herbst wird es noch drei bis vier Veranstaltungen anlässlich des Jubiläums geben. Gegründet wurde es im Mai 1995 und das wurde am vergangenen Freitag im Paul-Schneider-Haus mit vielen geladenen Gästen, darunter auch der Gesundheitsminister von NRW, Karl-Josef Laumann. Auch Bürgermeister Christoph Schultz, Erkraths Kämmerer Thorsten Schmitz, der seit dem vergangenen Jahr auch zum Vorstand des Hospizvereins gehört und Landrat Thomas Hendele waren zu den Feierlichkeiten gekommen.
„Wie viele Jahre Hospiz hier heute zusammengekommen sind“, begrüßte Wolfgang Soldin, Vorsitzender des Hospizvereins, die Gäste. Zu denen gehörte auch Christiane Dommach (Koordinatorin, Krankenschwester mit Zusatzqualifikation Palliative Care und Trauerbegleiterin), die seit der ersten Stunde an Bord ist. „Am Dienstag haben wir einen neuen Bundeskanzler bekommen, gestern wurde ein neuer Papst gewählt und heute sind wir hier. Besser kann man sich nicht steigern“, zauberte er den Gästen ein Lachen ins Gesicht. Den Verein, dem er vorsitzt, gäbe es schon länger als das Hospiz, erklärte er. Der sei schon 1989 gegründet worden. „Da haben sich so ein paar sture Köpfe zusammengesetzt.“ Einige Jahre später sei dann das Hospiz selbst gegründet worden, dass an diesem Abend gefeiert werde.
Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter seien sehr, sehr wichtig, denn die Qualität der Hospizarbeit habe zu der heutigen Größe des Hospizzentrum geführt. Soldin lobte die Bodenständigkeit von Minister Laumann und kam auch auf den Landrat zu sprechen, der dieses Amt seit 1999 inne hat. „Ihr Amt ist nicht so alt, wie die Unterstützung für das Hospiz“, erklärte er. Hendele war, bevor er zum Landrat gewählt wurde, Beigeordneter in der Stadt Erkrath. „Da warst Du erst acht Jahre alt“, richtete er sein Wort an Bürgermeister Christoph Schultz. „Aber seit dem Du Bürgermeister in Erkrath bist, kümmerst Du Dich ums Hospiz.“
Mit einem lachenden und „einem weinenden Auge“ kommentierte Wolfgang Soldin den Umstand, dass Christhoph Drolshagen von seiner Position als Geschäftsführer bald in eine neue Lebensphase wechselt und dankte ihm für die gute Zusammenarbeit. Auch das Wirken von Schwester Marianne Meyer aus dem Franziskaner Orden und dem Vorstand der Marienhaus Stiftung erwähnte er lobend und erinnerte sich an einen Vortrag von ihr über Mutter Rosa. „Es war, als wenn man selbst dabei gewesen wäre.“ Dann dankte er Diakonin Doris Treiber, Sabine Jachmann und Pfarrer Biskupekt, den Hospizbotschaftern und dem Orga-Team der Veranstaltung.
Hospizleiterin Silke Kirchmann lobte er dafür, dass sie das Hospiz „auf Kurs gehalten hat“. Gemeinsam mit Andreas Feller aus dem Vorstand überreichten die beiden Silke Kirchmann Blumen. Als Silke Kirchmann das Wort ergriff, erklärte sie ihre Ehrengäste am Abend seien ihre Mitarbeiter. Sie habe, als sie das erste Mal ins Franziskus Hospiz kam, den „guten Geist gespürt“, der in den Wurzeln christliche Gedanken verankert. Um den Gästen einen Eindruck vom Hospiz zu vermitteln, verlas sie den Brief von Eltern, deren Sohn im Hospiz verstorben ist. Diese bedankten sich nicht nur dafür, dass ihr Sohn in seinen letzten Tagen so gut und vor allem schmerzfrei aufgehoben war, sie beschrieben auch, was ihnen selbst durch das Hospiz vermittelt wurde, ihnen Angst und das Gefühl „Sie müssen sich doch selbst kümmern“ nahm.
Gottesdienst und Musikalische Begleitung
Ansprachen und der folgende Gottesdienst waren immer wieder durch musikalische Einlagen unterbrochen. Sabine Jachmann und Cornela Wilfert spielten am Klavier und auf der Querflöte, bevor Diakonin Doris Treiber und Pfarrer Christoph Biskupek den Gottesdienst abhielten. „Mit dem Bild des wachsenden Baums blicken wir aufs Hospiz. Am Anfang klein mit wenigen Blättern, wächst die Krone“, leitete Doris Treiber bildhaft ein. Pfarrer Biskupek setzte die Allegorie fort: „Wir sehen in dieser Krone die Menschen, die zu uns kommen. Dort wo alles nach Verfall aussieht, ist das Grün gewachsen.“ Bildhaft setzten sie fort, kamen auf die Jahresringe, die sichtbar werden, wenn man den Stamm durchtrennt. „Der Stamm, das sind die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter und Sie alle, die Sie unterstützen“, beschrieb Pfarrer Biskupek. „Das Wichtigste ist das, was man nicht sieht. Die Wurzeln geben Festigkeit und Halt, ziehen Nährstoffe aus der Erde. Je größer der Baum, desto weiter und tiefer müssen sie sich ausbreiten“, vervollständigte Doris Treiber das Bild. Die Liedauswahl zum Gottesdienst: Großer Gott, wir loben dich, Von guten Mächten, Möge die Straße uns zusammenführen.
Nachfolge von Christoph Drolshagen

Die Aufgaben von Christoph Drolshagen teilen sich künftig zwei in der Nachfolge. Einer, Sebastian Schmeier, sprach während der Feierlichkeiten. „Hier stehen wenige Wochen Hospizerfahrung“, gestand er, nachdem zuvor von den langjährig Erfahrenen die Rede war. „Herr Soldin hat die Messlatte hoch angelegt.“ 30 Jahre gebe es auch die Marienhaus Familie. „Wie wollen wir Sterben und Tod begegnen?“ Bereits seit den 80er Jahren kümmerte sich der Franziskus Orden um Sterbende und Schwerkranke. „Deshalb gibt es heute 14 stationäre Einrichtungen, an denen wir beteiligt sind. „Ohne Unterstützung und Spender wäre das nicht möglich.“ Er dankte im Namen der Marienhaus GmbH für die Arbeit in Hochdahl.
Anschließend überraschte Silke Kirchmann mit einem Künstler, den sie eingeladen hatte. Sie hatte ihn bei einem Talentwettbewerb erlebt. Ben Kutta spielte Querflöte, unterschied sich aber in der Musikrichtung vom Querflötenspiel von Cornela Wilfert und dem Querflötenchor, der bei den Feierlichkeiten auch einige beeindruckende Darbietungen hatte. „Mein großes Vorbild ist Jethro Tull“ kündigte Ben Kutta, der in Düsseldorf lebt, an, bevor er seinem Vorbild alle Ehre machte.
Minister Laumann
Nachdem Karl-Josef Laumann bis zu diesem Zeitpunkt aufmerksam dem Programm und dem Gottesdienst folgte, war nun er an der Reihe. Silke Kirchmann hatte einige Interviewfragen vorbereitet. Der Minister erklärte, dass ein schneller und einfacher Zugang zum Gesundheitssystem notwendig sei. „Es kann nicht sein, dass Privatversicherte so viel schneller einen Termin erhalten. Das muss sich ändern.“ Außerdem bräuchten alle Berufe im Gesundheitssystem die gleiche Wertschätzung. „Eine Krankenschwester weiß oft besser, was gerade hilft, als der Arzt.“
Darauf hin sagte ihm Silke Kirchmann, dass sie auch gelernte Krankenschwester sei. „Meine Frau auch. Kennst Du eine kennst Du alle“, erwiderte Laumann und sorgte für Schmunzeln. Er sprach an, dass sich die Dokumentationspflichten ändern müssten, damit mehr Zeit für die eigentliche Pflege bleibt. „Wer Menschen helfen will, hat keinen Bock auf Dokumentation.“ Es bestünde eine Misstrauenskultur und auf dem Boden von Misstrauen könne nichts Gutes wachsen.
Auch die Einsamkeit war Thema. Laumann appellierte an Kirche und Gesellschaft darauf zu achten, wenn sich Alte und Kranke zurückziehen und sie öfter zu besuchen. „Herr Laumann, die Seniorenheime dürfen uns nicht mehr sagen, wenn es jemandem schlechter geht oder jemand ins Krankenhaus kommt“, wies Pfarrer Biskupek ihn darauf hin, dass der Datenschutz die Kirche von der Information abschneide. „Ja, der Datenschutz ist das Problem“, wusste auch Laumann. Eine Lösung könne eine zuvor gegebene allgemeine Einwilligung sein, dass die Seniorenheime eine Rückmeldung an die Kirche geben könnten. Silke Kirchmann wünschte sich indes von der Landesregierung „dass genug Geld für die Pallativmedizin da ist“. Außerdem sprach sie an, dass die Kassen oft erst sehr spät die Kosten erstatten, was „schwierig sei“.
Der Tarifvertrag für Pflegekräfte, so Laumann, sei Ausdruck sozialer Gerechtigkeit. „Was wir nicht hinkriegen: Alle Pflegeberufe müssen 365 Tage funktionieren. Deshalb sind die Berufe nie so attraktiv von den Arbeitszeiten her, wie andere, in denen von Montag bis Freitag gearbeitet wird.“ Ergänzend fügt er hinzu: „Wenn eine Pflegekraft ein freie Wochenende geplant hat, muss das auch frei bleiben.“ Laumann betonte auch, dass es wichtig sei, dass die Kassen pünktlich zahlen. „Wenn nicht, schreiben Sie mir“, stellte er in Aussicht, sich einzumischen.

Weitere Rednerinnen und Redner
Auf Minister Karl-Josef Laumann, der direkt nach seinem Wortbeitrag zum nächsten Termin eilte, folgten noch weitere Rednerinnen und Redner. Sabine Jachmann erinnerte an die Anfänge: „Ganz am Anfang steht die Begegnung von Gerd Verhoeven und Ralf Jachmann mit ihrem Besuch des Hospizes von Recklinghausen, der ihnen eine neue Blickrichtung auf das Thema Krankheit und Tod vermittelte. Daraus erwuchs der Wunsch, Interessierte zu einem Gesprächsabend hier nach Hochdahl einzuladen. Beim Sterben nicht allein sein, den Tod enttabuisieren. Und mit dem eigenen und des anderen Tod leben lernen. Das kann helfen, angstfreier und intensiver zu leben. Mehr als 120 Menschen aus der katholischen und evangelischen Kirche folgen dieser Einladung an einem Novemberabend im Jahr 1988. Die große Resonanz ist ein eindrucksvolles Zeugnis für das wachsende Verlangen sich mit einem bis dato Tabuthema auseinanderzusetzen und für zunehmende Sensibilität.“
Aber nicht überall fiel die Idee der Hospizgründung auf fruchtbaren Boden. „Die ersten Überlegungen zu einem stationären Hospiz wurden von erbittertem und lautstarken Protest begleitet. Der WDR berichtete und aufgebrachte Bürger kamen zu Wort. „Weg mit den Nonnen!“, „Wir brauchen keine Todesengel über der Stadt!“, hieß es damals von den Gegnern, die sich äußerten, dass die fortan ständig vorbeifahrenden Leichenwagen ihnen gründlich die Freude an Gartenpartys verderben würde. „Es gipfelte in der vornehm formulierten Aussage, die Nähe zu diesem Todesort werden den Vollzug des ehelichen Beischlafes verunmöglichen.“ Da sei Motivationsarbeit nicht nur vonnöten, sondern ein hartes Stück Arbeit gewesen.
Der damalige Widerstand ist heute längst Teil der Geschichte und das Hospiz eine wichtige und von allen anerkannte Institution mitten in Hochdahl. Nach Sabine Jachmann ergriff Landrat Thomas Hendele, der in den Anfängen der Hospizgründung noch Erkraths Beigeordneter war, das Wort. Er drückte den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern gegenüber seine Dankbarkeit aus: „Das Franziskus Hospiz Hochdahl hat in den zahlreichen Städten des Kreises Hospizbewegungen entfacht, die sich dann erkundigt haben, wie das alles so funktioniert. Das sind in der Tat überwiegend ehrenamtlich geführte Hospizvereine, die das Hospizwesen im Kreis Mettmann entwickelt haben und das ist das Verdienst des Franziskus Hospiz Hochdahl. Das kann man gar nicht hoch genug anerkennen!“
Christoph Drolshagen, der „noch nicht ganz“ in der neuen Lebensphase ist, die beginnt in sechs Wochen, kam dann auch noch zu Wort. Nach 20 Jahren als Geschäftsführer der Franziskus-Hospiz für Schwerstkranke Hochdahl GmbH zollte er der Einrichtung Respekt, die „die vielen Bürgern und auch dem Träger Marienhaus GmbH heilig sei“. Es sei ein Modellprojekt gewesen, an dem viele andere Maß genommen hätten. „Viele andere Hospizträger sind nach Hochdahl gekommen, um zu schauen, wie ein Hospiz funktioniert, wie ein Hospiz gebaut wird, aber auch wie Ehrenamtliche geschult werden. Das Ehrenamt-Schulungs-Curriculum ist bundesweit kopiert worden.“
Es war eine denkwürdige Feier zum 30-jährigen Jubiläum. Die Arbeit des Franziskus Hospiz Zentrums geht weiter und über Spenden für diese wichtige Arbeit freut man sich im Hospiz immer.
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