160 Jahre alte Schule Bruchhausen

von Susann Krüll

Renate Späth, Vorsitzende des Fördervereins Naturschutzzentrum Bruchhausen, Karin Blomenkamp, Leiterin des Zentrums, und Herbert Bander beim Enthüllen von Gedenktafel und Plakette. Foto: Susann Krüll

Vor Kurzem fand an der Bruchhauser Straße eine Feierstunde anlässlich des1862 errichteten, ehemaligen Schulgebäudes an der Bruchhauser Straße statt.

Herbert Bander, Erkraths ‘persönlicher Archivar’ und Uli Schimschock, seines Zeichens in gleicher Funktion im ‘Eisenbahn- und Heimatmuseum Lokschuppen Hochdahl’ tätig, hatten die Organisation der Feier übernommen, deren Planung Stiftung und Förderverein im März gemeinsam beschlossen hatten. Herbert Bander hatte aufgrund seiner guten Kontakte zahlreiche ehemalige Schülerinnen und Schüler ausfindig gemacht, die zu diesem Schultreffen der besonderen Art gekommen waren. Außerdem informierte er in einem kurzen zeitlichen Abriss über die Ereignisse und Personen rund um das Gebäude. In einem von ihm zusammengestellten Ringbuch konnten die Gäste nach seinem Fakten reichen Vortrag noch einmal nachlesen und Bilder betrachten. Schimschock hatte aus ‘seinem’ Archiv Fotokopien alter Aufnahmen und eine Gemeindekarte aus den 40ern des vergangenen Jahrhunderts samt Stellwände für die kleine Ausstellung im ehemaligen Klassenraum beigesteuert.

Feierliche Enthüllung der neuen Plakette am Gebäude

Die Ansprache bei der Jubiläumsfeier hielt Alexander Schulze, 1. Vorsitzender Stiftung Bruchhausen, die 1989 mit dem Ziel gegründet ‘wesentliche Teile des Natur- und Kulturlandschaftserbes Erkraths in Bruchhausen sowie im Neandertal zu erhalten’ wurde. Er konnte neben zahlreichen Fördern und Ehrenamtlichen, die sich in Stiftung und Förderverein engagieren, sowie den ehemaligen Schülerinnen und Schülern als Vertreter der Stadt Erkrath auch den Stellvertretenden Bürgermeister Marc Göckeritz, begrüßen. Schulze betonte, wie wichtig die Arbeit der Stiftung gewesen sei, um das Gebäude vor einer kommerziellen Nutzung im Falle eines Kaufs oder einem möglichen Abriss zu retten, so dass hier 1994 mit dem Naturschutzzentrum ein Ort entstehen konnte, der nicht nur Schulklassen den Zugang zu Natur und ökologischem Denken und Handeln eröffnet. Einen besonderen Dank richtete er in dem Zusammenhang an Jochen Borchers, den ehemaligen Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft (EG) Hochdahl. „Ohne Sie gäbe es die Stiftung nicht und die vielen Schüler und Schülerinnen wären nicht in den Genuss gekommen, an diesem Ort praktische Erfahrungen zu Natur- und Umweltschutz zu sammeln“, richtete er sich an Jochen Borchers, der gut aufgelegt mit zahlreichen Gästen plauderte. Im Anschluss bat er Karin Blomenkamp, die Leiterin des Naturschutzzentrums, die neue Plakette zu enthüllen, auf der neben einer kurzen Geschichte des Gebäudes auch ein ein QR-Code für online abrufbare Informationen angebracht ist.

Im Anschluss zeigten Renate Späth, Vorsitzende des Fördervereins Bruchhausen, sowie Karola Fritsch, Lehrerin an der GS Erkrath und als Lehrbeauftragte stundenweise im Naturschutzzentrum tätig, anhand einer Kette mit Holzperlen den Zeitraum, über den das Gebäude bereits existiert: „Die blauen Perlen stehen für den Zeitraum, in dem das Gebäude als Schule diente, von 1862 bis 1973. Die gelben symbolisierten die Zeit, in der es verschiedene Zwischennutzungen gab und die grünen bilden die Zeit ab, seitdem Gebäude und das umliegende Gebiet als Naturschutzzentrum Bruchhausen genutzt werden“, erklärt Fritsche. „So können wir den Grundschulkindern, die an vom Landesnetzwerk ‚BNE – Bildung für nachhaltige Entwicklung‘ NRW geförderten Schulungen teilnehmen, die Zeiträume vermitteln“, so die engagierte Lehrerin, die fünf Stunden pro Woche als Lehrerin hierher in das als Regionalzentrum anerkannte Naturschutzzentrum abgeordnet ist.

Ein Potpourri an Informationen

Herber Bander hatte in seinem gut halbstündigen Vortrag – von der Gründung bis hin zum Ende der Schule Bruchhausen samt deren Lehrern inklusive zahlreicher Anekdoten bis hin zur Einordnung in den geschichtlichen und wirtschaftlichen Hintergrund – jede Menge Wissenswertes zu berichten. 1862 sei der erste Schulraum auf dem Gebiet der beiden Bauernhöfe ‘Gut Bonnhaus’ und ‘Gut Bruchhaus’ für die Kinder errichtet worden, die aus Millrath und auch aus dem Neandertal hierher laufen mussten. 1891 sei der Anbau hinzugekommen. Da das Gebäude auf einem Feuchtgebiet errichtet worden sei, sei es zu zahlreichen Ausbrüchen von Scharlach und Masern gekommen. Johann Karl Gottfried Fluss sei mit 39 Jahren als erster Lehrer zusammen mit seiner großen Familie hierher gekommen. Bis 1937 sei die Schule als ‘Einheitsschule’ genutzt worden, nach dem Krieg sei dann die konfessionelle Teilung erfolgt und es gingen nur noch evangelische Kinder hier zur Schule. „Zwischendurch mussten wir mal eine Zeit in die Schule Trills ausweichen. Da wurde auf dem Schulhof ein kleiner Bereich mit Kreide abgetrennt für uns Evangelische“, berichtet Christa Thomas, die als geborene von Foerster hier in Bruchhausen zur Schule gegangen ist. „Aber nach der Schule haben wir dann alle gemeinsam gespielt, da war es egal wer katholisch oder evangelisch war. Und einer unserer Mitschüler hat in der katholischen Kirche Geige gespielt, weil kein anderer das konnte“, fährt die rüstige Mitachtzigern vergnügt fort. Als Herbert Bander auf den Lehrer Erhard Hecht zu sprechen kommt, entfährt ihr und ihrer Schulfreundin, die neben ihr auf einer der im Garten aufgestellten Biertisch-Garnituren sitzt: „Oh, unser Liebling.“ Seit dem Bau der Sechseckschule 1973 wurde das Gebäude dann nur noch sporadisch als Schule genutzt, ist seit Gründung des Naturschutzzentrums Bruchhausen aber wieder ein lebendiger Lernort, zwar nicht mehr für Mathe oder Deutsch, dafür aber für praktische Umweltbildung und Naturschutz.

Infos zu den Naturschutzprogrammen, dem Programm BNE, Freizeitangeboten und aktuellen Angeboten des Naturschutzzentrum Bruchhausen: www.naturschutzzentrum-bruchhausen.de.

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