Mehr als 70 Jahre glücklich

Bürgermeister Christoph Schultz (l.) und Landrat Thomas Hendele (r.) gratulierten Ursula und Gerhard Kolloch persönlich zur Gnadenhochzeit. Foto: RG

Ursula und Gerhard Kolloch feierten in dieser Woche gemeinsam mit der Familie Gnadenhochzeit und erzählten aus der Vergangenheit.

Zu Besuch kamen an diesem Ehrentag auch Landrat Thomas Hendele und Bürgermeister Christoph Schultz, um den Eheleuten zu gratulieren. Gnadenhochzeiten sind schon etwas besonderes und da dürfen sich Paare auch schon mal über ‚hohen Besuch‘ freuen. Gemütlich beisammensitzend erzählten die beiden dann vom Kennenlernen und der langen gemeinsamen Zeit.

„Kennengelernt haben wir uns in der Schulzeit, waren aber dann noch einmal getrennt“, erinnerte sich die 93-jährige Ursula, der man ihr Alter nicht ansieht. Munter erzählte sie, wie alles begann, nämlich mit einem Klaps auf den Po. Das machten die Jungs gern, wenn die Mädchen die Treppe hinunter liefen. Damals lebten die beiden noch in Schlesien.

Nach der Schule verloren sie sich erst einmal aus den Augen. Mit gerade einmal 18 Jahren musste Gerhard, der inzwischen 94 Jahre alt ist, zum Militär und geriet im Krieg in Gefangenschaft. „Zuerst bei den Russen und dann bei den Polen“, erzählte er von den lange zurückliegenden Ereignissen. Aber er hatte Glück. Während er in Gefangenschaft war und zum Putzdienst eingeteilt wurde, fuhr eines Tages eine Limousine vor. Als sich die Tür öffnete sprang zuerst ein Schäferhund heraus, der direkt auf Gerhard zu lief und in stürmisch begrüßte. Als schließlich das Ehepaar ausstieg, dass in der Limousine saß, sagte der Mann zu ihm „Du gehst nicht mehr weg“.

„Der Mann war ein polnischer Jude und holte mich schließlich aus der Gefangenschaft heraus“, erinnert sich Gerhard gerne an das für ihn glückliche Ende. Schließlich traf er nach Kriegsende seine Ursula wieder und die beiden heirateten am 25. Februar 1950 in Hindenburg (heute Zabrze in Polen) standesamtlich. Die kirchliche Trauung war dann am weißen Sonntag. „Ich bin nicht fromm, aber gläubig“, erklärte Gerhard, dass der Glaube für die Familie immer eine wichtige Rolle gespielt habe. Er besitzt noch einen Rosenkranz von 1936, den er immer in Ehren bewahrt hat. Aber Gerhard ist nicht nur gläubig, er besitzt auch eine gute Portion Humor.

„Ich kann mich noch an die Fußballweltmeisterschaft 1954 erinnern, die wir im Radio verfolgten. Als die deutsche Nationalhymne gesungen wurde, hab ich volle Pulle aufgedreht“, erzählte Gerhard verschmitzt. Bis die Familie schließlich ausreisen durften, vergingen noch einige Jahre. Die Kinder waren inzwischen acht und zehn Jahre alt, als sie 1961 zuerst nach Ulm kamen. Dann fand der Schlossermeister Gerhard eine Anstellung in Alt-Erkrath und die Familie zog um.

„Anfangs lebten wir in nur einem Zimmer“, erinnerte sich Ursula Kolloch daran, dass es der Familie nicht immer so gut ging, wie heute. Sie wohnten zuerst in einer Notunterkunft, bis sie schließlich eine Wohnung in der Schlüterstraße fanden. Inzwischen leben die beiden schon seit 22 Jahren im Haus der Tochter ‚Im Sonnenschein‘ in Hochdahl. Dort haben sie eine kleine Wohnung im Obergeschoss. „Hochdahl ist wie ein Kurort“, schwärmte Ursula von dem vielen Grün im Stadtteil.

Die Eheleute erscheinen deutlich jünger als 93 und 94 Jahre. Ursulas Rezept dafür „Ich habe eine glückliche Ehe. Ich würde sie nochmal erleben wollen“. Bürgermeister Christoph Schultz und Landrat Thomas Hendele wünschten den Beiden alles Gute und vor allem weiter gute Gesundheit. In fünf Jahren kämen sie dann zur Kronjuwelenhochzeit wieder und weil Gerhard im Jahr darauf seinen hundertsten Geburtstag feiere, kämen sie dann jährlich, denn ab dem hundertsten Geburtstag gratulieren Bürgermeister und Landrat den Geburtstagskindern persönlich.

Kommentar:

Auch wir von erkrath.jetzt kommen gern wieder, wenn die Kronjuwelenhochzeit ansteht und wünschen den beiden gute Gesundheit und weiter so eine positive Lebenseinstellung.

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