
‚EO Ese Emme und andere Vorkommnisse‘ heißt die neue Ausstellung von Anna Owsiany-Masa und Klaus Stecher (Klasté) im KunsTHaus Erkrath. Der Ausstellungsname hat eine ganz besondere Geschichte.
Im KunsTHaus warten – anders als in einer Ausstellung gewohnt – Tische und Stühle auf die Besucher und laden ein die ‚Wort-Bild-Kunst‘ von Klaus Stecher näher zu betrachten und mit den beiden Künstlern ins Gespräch zu kommen. „Auch bei unserer ersten gemeinsamen Ausstellung hatten wir Tische und Stühle aufgebaut. Allerdings in der Form, wie sie sonst im Klassenzimmer angeordnet sind. Das hier war ja früher mal ein Klassenzimmer. Das kam gut an und die Besucher sind länger geblieben als üblich, sind mit uns ins Gespräch gekommen“, erklärt Klaus Stecher einleitend, als wir die Künstler vor Ausstellungsbeginn im KunsTHaus besuchten.
„Erzählst Du zuerst oder soll ich anfangen?“, fragt Anna Owsiany-Masa. Schon in diesem Moment spürt man eine tiefe Vertrautheit zwischen beiden. Es ist nicht die erste Ausstellung, die sie gemeinsam ausrichten. „Wir liegen auf einer Wellenlänge“, erzählt Anna. Dass sie beide auch eine tiefere Erfahrung mit schwerer Krankheit hinter sich gebracht haben, hat einen Teil zur künstlerischen Vertrautheit beigetragen.
‚Klasté‘ – Die Verbindung von Wort und Bild
Beim ‚Erzählen‘ lässt Anna Owsiany-Masa schließlich Klaus Stecher den Vortritt, denn es ist seine ganz persönliche Geschichte, die der aktuellen Ausstellung ihren Namen gab. Klastè ist in seinem bürgerlichen Leben beruflich viel herum gekommen. Als Exportkaufmann war er überwiegend im asiatischen Raum unterwegs und häufig geschäftlich in Japan. Kunstinteressiert, aber nicht wirklich künstlerisch aktiv, war es 1975 ein Denkmalschutz-Wettbewerb, den damals die Rheinische Post ausgeschrieben hatte, der ihn mehr oder weniger in das Künstlerleben ‚schubste‘. „Ich hab auf Anhieb den ersten Preis gewonnen. Eine einwöchige Reise mit meiner Frau nach Rom. So etwas gab es damals noch als Hauptpreis“, schmunzelt er bei der Erinnerung.
Seinen Beruf hat er nicht direkt aufgegeben, aber die Kunst setzte sich in seinem Kopf fest. Der gebürtige Wuppertaler begann Kunst zu studieren. Dazu gehörten Studienaufenthalte in den Grafischen Werkstätten Kätelhön bei Soest. Nachdem er sein Berufsleben hinter sich gelassen hatte, studierte er Malerei und experimentellen Holzschnitts bei J.Bukowski (Kunstakademie Reichenhall), die er mit Zertifikat Meisterschüler abschloss.
Klaus Stecher beherrscht die Malerei genauso, wie die Wort-Bild-Kunst, was Besucher der Ausstellung schnell feststellen werden. Sieht man seine kleinen Broschüren oder Leporellos, die auf den Tischen im ‚ehemaligen Klassenzimmers‘ auf die Besucher warten, entsteht die Assoziation von Bilderbuch und fast sofort ist man hin und hergerissen zwischen der ‚Betrachtung des erwachsenen Ichs‘ und dem Kind, das in uns allen immer noch verborgen ist. Zu seinen Bildern erzählt er kurze Geschichten in Schreibschrift und entführt in die Welt der Fantasie.
Wann kommt Emma-Sophie?
Es gibt Momente, da erhält das Leben eine ganz besondere Bedeutung, auch eine neue Bedeutung. Das hat Klaus Stecher erlebt, als er sich plötzlich wegen einer Gehirnblutung auf der Intensivstation wiederfand. Die Synapsen, die im Gehirn sprechen, hören, sehen und reden verbinden, funktionierten nicht wie gewohnt. Er konnte nicht wirklich sprechen. Seine Frau wusste, was er da auf der Intensivstation in diesem Bett am nötigsten brauchte: Stift und Papier. „Da saß ich mit angewinkelten Knien und schrieb: Wann kommt Emma-Sophie? Aber auf dem Blatt stand schließlich wie von Geisterhand EO ESE EMME“, schildert er das Erlebte. Die Sinne und Fähigkeiten kehrten zurück, die Erfahrung, wie schnell sich etwas ändern kann, blieb. Und wer in der Ausstellung im KunsTHaus ‚Platz nimmt‘, lässt sich auf Geschichten, auf Worte und Bilder und vielleicht auch auf sehr interessante Gespräche ein.

Tiefe Erfahrungen verbinden
Neben der sehr ähnlichen ‚Chemie‘, haben Klaus Stecher und Anna Owsiany-Masa auch diese Tiefe Erfahrung gemein. „Plötzlich war ich krank und es schien wie ein Todesurteil“, kann sie heute mit einem Lächeln erzählen. Aber die Erfahrung hat die in Warschau geborene Künstlerin genauso geprägt, wie Klaus Stecher dessen Erfahrung.
Anna Owsiany-Masa war auch in ihrem Berufsleben in einem ‚künstlerischen Teilbereich‘ tätig. Anders als in Klaus Stechers Laufbahn wollte sie schon sehr früh künstlerisch aktiv sein und wählte als Dipl.-Designerin auch einen künstlerisch gestaltenden Beruf. Ihre Leidenschaft drückt sie heute durch Mischtechnik auf Pappe, Papier mit Tusche, Stiften und Acryl aus. „Wir haben Gemeinsamkeiten jedoch in verschiedenen Umsetzungen, meine Werke enthalten ‚versteckte‘ Botschaften“, beschreibt Anna Owsiany-Masa die künstlerische Verbindung zu Klasté, dessen Botschaften viel offener sind.
Für die aktuelle Ausstellung vereinbarten die Künstler im Voraus ein Symbol zur Erinnerung auf die bewegenden aktuellen Ereignisse zu setzen. Bilder in den Medien prägten den Ansatz und viele Emotionen sind in ihren Werken sichtbar. „Kunst ist fast immer auch Emotion“, beschreibt Owsiany-Masa.

Mit dem Wort „co-colores“ beschreibt sie auf ihre eigene Art und Weise neue Lebenssituationen, die sich persönlich, aber auch in der Gesellschaft ergeben. ‚Colores‘ steht dabei für die Farben des Lebens. Sei es Corona oder die Digitalisierung oder auch der aktuelle Krieg in der Ukraine oder die Erfahrung, die auch Anna Owsiany-Masa durch Krankheit erlebte: In ihren Werken findet sich all das wieder. ‚Wie hätte Beuys wohl die Maske getragen, wenn er Corona erlebt hätte?‘ Wie Anna sich das vorstellt, kann der aufmerksame Betrachter in ihrem Maskenbild entdecken. Bilder voller Farbe drücken daneben Freude aus. Freude über dieses Leben, dass auch nach der Krankheit weitergeht. Aber ein Bild löst eher tragische Gefühle aus. Ein Bild auf dem ein Mensch einen anderen trägt. Es weckt die Assoziation zum aktuellen Krieg ohne, dass der Betrachter dies auf den ersten Blick erklären kann. Entstanden ist es vor dem Krieg. Anna hatte auf den ersten Blick in den Medien ein Bild gesehen, dass aussah, als wenn dort ein Mensch mit zwei Köpfen wäre. Erst beim erneuten betrachten sah sie, dass ein Soldat offensichtlich einen verwundeten Kameraden trug.
Die versteckten Botschaften in Annas Bildern laden immer wieder dazu ein genauer hinzuschauen. In vielen Bilder verstecken sich kleine QR-Codes mit Anspielung auf die zunehmende Digitalisierung. „Ein QR-Code grenzt Menschen aus“, sagt sie und erklärt, dass eben längst nicht jeder einen QR-Code scannen und so die Information dahinter erhalten kann.
Anna Owsiany-Masa hat in ihrer ursprünglichen Heimat Warschau das Kunstgymnasium besucht. Anschließend studierte sie an der Kunstakademie in Danzig in den Fachbereichen Malerei, Grafik und Produktdesign und schloss ihr Studium als Diplom-Designerin ab. Seit 1989 lebt und arbeitet sie in Erkrath. Beruflich angestellt als Dipl.-Designerin war sie immer auch parallel freischaffend als bildende Künstlerin, Zeichnerin und Malerin aktiv. Mit über 30 Jahren Erfahrung als Grafikerin beherrscht sie das ‚Handwerk‘ und die Kunst.
Zwei Künstler mit Erfahrung aus zahlreichen Ausstellungen und auch einigen Preisverleihungen laden das Publikum ein Platz zu nehmen, sich auch umzuschauen, in die Tiefe der offenen oder versteckten Botschaften einzutauchen, zu entdecken, zu fragen und ins Gespräch zu kommen.
Die Ausstellung kann bis zum 10. April 2022 samstags von 14 – 18 Uhr und sonntags von 11 – 18 Uhr besucht werden. „Geschichte zu konsumieren macht Spaß“ lädt Klaus Stecher aka Klasté gemeinsam mit Anna Owsiany-Masa Besucher ein mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen. Alle ausgestellten Werke sind auch käuflich zu erwerben. Es gilt 3G und Maskenpflicht.
Ausstellung EO ESE EMME und andere Vorkommnisse vom 25. März bis einschließlich 10. April 2022 im KunsTHaus Erkrath, Dorfstraße 9 – 11. Infos und Kontakt zu den Künstlern: Anna Owsiany-Masa, E-Mail: ania@aom-design.de, https://bbk-duesseldorf.de/mitglied/anna-owsiany-masa | Klaus Stecher Klaste, E-Mail: klaus.stecher@klaste.de, www.klaste.de
Außerdem: Anna Owsiany-Masa hat ihr Atelier im KunsTHaus und nimmt auch in diesem Jahr wieer an den neanderland Tatorten teil, bei denen Künstler ihre Ateliers für Besucher öffnen. Die neanderland Tatorte finden am 30. April und 1. Mai 2022 statt.
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