Zurück zu sich selbst finden

von Ria Garcia

Foto: Katharina Afflerbach

Katharina Afflerbach, hat drei Sommer genutzt, um als Sennerin auf der Alp geistige Kraft zu schöpfen. Am 3. Mai 2022 liest sie in der Stadtbücherei im Bürgerhaus aus ihrem Buch ‘Bergsommer’.

2014 hat Katharina Afflerbach Übergangszeit genutzt, um einen ganzen Sommer als Sennerin auf der Alp zu verbringen. “Ich stand davor mich selbstständig zu machen und als ich meinen Job in Festanstellung beendet hatte, wollte ich die Zeit nutzen”, erzählt sie uns in einem Gespräch. Vier Monate auf der Alp, fern der Bequemlichkeiten in der Stadt, fern von Social Media, Alltagsstress. In ihrem früheren Berufsleben habe sie ‘nur in der Zukunft’ gelebt, alles hätte sich immer nur um Pläne für die nächsten Monate oder Jahre gedreht. “Auf der Alp zählt nur die Gegenwart. Die Fragen Haben wir sauberes Wasser? Haben wir Strom? Oder haben wir genug Feuerholz? sind das, was wichtig ist”, beschreibt sie ihre Erlebnisse.

In diesem Sommer bemerkte sie, wie sich ihre Aufmerksamkeit veränderte, wie ihre Gedanken klarer wurden und am Ende des Sommers stand für sie fest: “Wenn ich es irgendwie möglich machen kann und es mir leisten kann, komme ich wieder.” Katharina Afflerbach, die sich nach diesem Sommer als Konzeptionerin, Texterin und Coach für Veränderungsprozesse in Unternehmen selbstständig machte, kam wieder. Sie verbrachte zwei weitere Sommer auf der Alp. Drei Wochen vor ihrem dritten Sommer traf sie ein Schicksalsschlag. Sie verlor ihren jüngeren Bruder durch einen tragischen Unfall. Dieses Mal fand sie auf der Alp nicht nur neue Klarheit, sie fand auch Trost. Trost bei den Tieren, in der Natur und in der herzlichen Gemeinschaft auf der Alp. Gestärkt kehrte sie nach Köln zurück. Mit einem neuen Blick auf ihr Leben und ihre Zukunft. Ihre Erfahrungen sind inzwischen in zwei Bücher geflossen, die beide auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet sind.

“Ich fahre auch heute noch auf die Alp. Für wenige Wochen, nicht mehr für einen ganzen Sommer. Das ist dann meine Art von Urlaub”, erzählt sie uns. “Auf der Alp ist es egal, wie Du aussiehst, welche Klamotten Du trägst. Das ist alles bedeutungslos. Es geht nur ums Leben, wie etwa bei der Geburt eines Kälbchens”, beschreibt sie den Unterschied zum Stadtleben in Köln. Es sei eine Verschiebung vom Kopf in den Körper. “Endlich hat der Kopf mal Pause.”

Für Katharina Afflerbach waren die Sommer auf der Alp eine einschneidende Erfahrung. “Ich war vorher in tausend Puzzleteilchen zerbrochen und bin wieder ‘eins’ geworden”, zieht sie ein Fazit und möchte ihren Lesern vermitteln, dass jeder diesen Weg gehen kann. Die Alp steht dafür nur sinnbildlich. Es kann genauso gut der Jakobsweg, eine lange Wanderung oder ähnliches sein. Ein Weg, der mit den Fragen “Was möchte ich im äußeren Leben verändern? Was wartet noch auf mich? Was fange ich an?” beginnt und an dessen Ende vielleicht Klarheit und Einssein stehen.

Lesung in der Stadtbücherei im Bürgerhaus Hochdahl (Sedentaler Straße 105, 40699 Erkrath) am Dienstag, den 3. Mai 2022 um 19.30 Uhr.
Der Eintritt ist frei. Um eine Spende für den Förderverein wird gebeten.

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