Zeitsprung: Erkrather Pressefundstücke

von Ria Garcia

Symbolbild: Myriams Fotos / Pixabay

Zeit einmal wieder eine Zeitreise zu unternehmen. Heute entführen wir Euch in die Presseberichterstattung von Erkrath im Jahr 1827.

Verkauf des Kalkumerhofs

Der Verkauf des Kalkumerhofs scheint im Dezember 1826 nicht abschließend gelungen zu sein, aber es gab einen ersten Bieter und damit einen Termin für den abschließenden Verkauf, bei dem der Bieter den Zuschlag erhielt, wenn es niemanden mehr gab, der ihn überbot.

Aus heutiger Sicht wird einem Journalisten schwindelig ob des langen Textes, der in einen einzigen Satz gepackt wurde.








Schließlicher Verkauf des zu Erkrath gelegenen Kalkumerhofs. Auf den Grund der von dem königl. Landgericht zu Düsseldorf am 14. Dezember 1825 und siebenten Dezember letzthin erlassenen Erkenntnisse und auf Ansuchen des Heinrich Liethen und Winand Nothen, Ackerwirthe, in der Gemeinde Erkrath wohnhaft, dieser als Gegen- und der erste als Hauptvormund des zu Haan wohnhaften minderjährigen Bäckers Wilhelm Liethen als Theilungskläger, so wie auf Requisition der Ehe- und Ackersleute Jakob Lingmann und Agnes Nothen, ebenfalls zu Erkrath, ferner des an demselben Orte wohnhaften Ackersmanns Stephan Oberhe als natürlicher Vormund seiner bei ihm ohne Gewerb domizirten minderjährigen Kinder Franz und Wilhelmine Oberhe, über welche der Ackerwirth Peter Nothen zu Rothensteinhof Nebenvormund ist, Theilungsbeklagte, wird der unterzeichnete zu Gerresheim wohnhafte Notar, Samstag den dritten Februar d. J., Vormittags zehn Uhr, im Hause des Schöppen Krautstein zu Erkrath das obbesagte zu 7607 Thaler 24 Sgr. 8 Pf. gerichtlich tarierte Gut, welches Wohn- und Deconomie-Gebäude circa 60 Morgen Baumhof, Garten und Ackerboden, 7 Morgen 25 Ruthen Wiesen und Erlen, 27 Morgen 93 Ruthen Buchenhochwald, und 2 Morgen 79 Ruthen Niedergehölz enthält, für das im Termin darauf geschehene Gebot von 6000 Thaler nochmals ausstellen, und hiefür, falls kein Aufgebot erfolgt, vermöge des letztern Erkenntnisses definitiv zuschlagen.
Die Bedingungen, unter welchen dieser Verkauf statthaben wird, können im Verkaufslokale sowohl, als bei dem Unterzeichneten eingesehen werden.
Gerresheim, am 9. Januar 1827. Kempgens

Verkauf eines Ackerstücks

Auch hier geht es wieder um den Verkauf von Grundstücken im Namen minderjähriger Mündel, deren ‘Gegenvormund’ Gottfried Blind in Erkrath ansässig war.

Verkauf eines Ackerstücks.
Durch Beschlüsse des königlichen Landgerichts zu Düsseldorf vom 26. August und 16. Dezember letzhin beauftragt und auf Ersuchen der Wittwe von Johann Peter Eickenberg, Franzisca geborene Löhberg, Land wirthin in der Bürgermeisterei Wülfrath, Gemeinde Oberdüssel wohnhaft, in eigenem Namen und als Vormundin ihrer ohne Gewerb bei ihr domizilirten minderjährigen Kinder Peter Joseph, Theodor und Caroline Eickenberg, auch auf Begehren des großjährigen Johann Peter Eickenberg, Ackerwirth bei seiner vorgehörten Mutter und dessen Schwester Maria Catharina Eickenberg geehelichte Franz Dörner, Fuhrmann zu Wülfrath wohnhaft, wird der unterzeichnete zu Gerresheim wohnhafte Notar, Beisenns des zu Erkrath wohnenden Ackerwirthes Gottfried Blind, Gegenvormund über die besagten Minderjährigen aus dem in der Gemeinde Ober-Düssel gelegenen den besagten Requirenten und Minorennen zugehörigen Scheiderfelde 60 und eine Ruthe Ackerboden, für die vorliegende gerichtliche Tare zum Ankauf öffentlich ausstellen.
Der Termin zum vorläufigen Zuschlag ist auf den zehnten und jener zum definitiven Verkauf auf den 22. Februar dieses Jahres, jedesmal nachmittags zwei Uhr, in dem Gerichtssaale zu Mettmann vorbestimmt, in welchem bereits die Vorwarden zur Einsicht offen gelegt sind. Gerresheim, am 13. Januar 1827.
Kempgens.

Gendergerechte Sprache ging schon 1827: Vormundin.

Der unbekannte Tote auf dem Weg nach Hilden und Erkrath

Wer er war, der unbekannte Tote, werden wir wohl nie erfahren. Angezeigt wurde sein Fund und eine Beschreibung, damit Angehörige ihn möglicher Weise identifizieren können.

Anzeigen. Bekanntmachung.
Am Sonnabend den 27. dieses, Morgens zwischen 6 und 7 Uhr, wurde unweit hiesiger Stadt auf dem Wege von hier nach Hilden und Erkrath ein Unbekannter, halb erstarrt und sprachlos, jedoch ohne Spuren verübter Gewalt gefunden; alle angewandten ärztlichen Mittel blieben fruchtlos und er verschied am nämlichen Tage Nachts um 11 Uhr.
Zur Nachricht für die Angehörigen des Gestorbenen und dessen Ortsbehörde lasse ich die von demselben aufgenommene Beschreibung und Bekleidung nachstehend folgen. Mettmann, den 29. Januar 1827.
Der Bürgermeister Feldhoff.
Beschreibung.
Größe 5 Fuß 4 Zoll, schwarz graues Haar, niedrige Stirne, schwarz graue Augenbraunen, braune Augen, stumpfe Nase, längliches Kinn, grauer Bart, ovales Gesicht, wahrscheinliches Alter 50 bis 55 Jahr; er war bekleidet mit einem blauen tuchenen Ueberrock mit gewirkten Knöpfen und blauem Futter, einem halbseidenen Halstuch, roth, weiß und hellblau gestreift, einer Weste von Wollcord, gründ roth, weiß und hellblau mit metallenen gelben Knöpfen, mit einer schwarzen manchesternen kurzen Hose mit wollenen Kniebändern, blauen wollenen gestreiften Kniebändern und gelben metallenen Knöpfen, einer blauen wollcords Unterhose mit hellblauen Kniebändern, blauen wollenen gestreiften Strümpfen mit Leinen belegt, einem flächsenen Hemden ohne Zeichen, Schuhen mit Riemen, einem alten blauen geflickten Kittel und einem abgetragenen feinen runden Hut. In seinen Taschen befand sich: eine hölzerne Pfeife mit Kupfer beschlagen und kurzem Rohr, ein Tabaksbeutel von einer Blase, Feuerstahl und Stein, ein Brandweinfläschchen von rötlichem Glase ganz mit Franzbranntwein gefüllt; an Geld, ein halber brabänder Kronenthaler und 11 1/2 Sgr. Scheidemünze und einige verrufene Kupfermünzen.

Die Beschreibung des Verstorbenen gibt uns eine Ahnung der Kleidung dieser Zeit. Kaum vorstellbar, wie ‘bunt’ der Herr offensichtlich unter dem grauen geflickten Kittel gekleidet war. Und was sind eigentlich ‘verrufene’ Kupfermünzen? Vielleicht gibt es einen Historiker unter unseren Lesern, der aufklären kann.
Ergänzung: Einer unserer Leser konnte unsere Frage mit einem Link zu einem Wikipedia-Artikel zum ‘Münzverruf’ beantworten. Ganz herzlichen Dank dafür.

Ziegelsteine für die evangelische Pfarrkirche

Das ist sicher ein besonders interessantes Fundstück, denn hier geht es offensichtlich um den Bau der evangelischen Pfarrkirche.

Verding einer Lieferung von 400.000 Ziegelsteinen.
Dienstag den 10. dieses Monats, Vormittags 10 Uhr, soll bei dem Wirthe Kleinilbek zu Erkrath, Bürgermeisterei Gerresheim, die Lieferung von viermal hundert tausend Ziegelsteinen für die daselbst zu erbauende evang. Pfarrkirche, an den Wenigstfordernden öffentlich verdungen werden. Unternehmer werden hierzu mit dem Bemerken eingeladen, daß die näheren Bedingungen der Lieferung in der hiesigen Verwaltungs Stube zur Einsicht offen liegen.
Gerresheim, den 1. April 1827.
Im landräthlichen Auftrage.
Der Bürgermeister Leven.

Der neue Leichenhof und das Pastorat Gartenhaus

Ebenso schön, wie der Bau der evangelischen Pfarrkirche dürfte dieses Fundstück sein, denn hier geht es um den neuen ‘Leichenhof’ und das evangeliche Pastorat Garten-Haus.

Anzeigen.
Im landräthlichen Auftrage wird die Einfriedigung, Planierung und Einrichtung des neuen Leichenhofs zu Erkrath, veranschlagt zu 81 Thlr. 18 Sgr. 9 Pf., sodann die Herstellung des evang. Pastorat Garten-Hauses zu 26 Thlr. veranschlagt, am Freitag den 15. dieses Morgens 9 Uhr, bei dem dasigen Wirthe Kleinilbeck, an den Wenigstfordernden öffenlich verdungen werden, bis wohin Kostenanschlge und Bedingnisse bei mir einzusehen sind.
Gerresheim, den 4. Juni 1827.
Der Bürgermeister
Leven

Alle Texte erschienen in der Düsseldorfer Zeitung 1827 und wurden digital über zeit.punkt NRW recherchiert.

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