Wo geht es denn hier in die Innenstadt?

Friederike Blum von Stadt+Handel begleitete die Teilnehmer auf dem Weg durch die Innenstadt und notierte immer wieder eingebrachte Anregungen. Foto: RG

Alt-Erkrath ist etwas für Insider. Das wurde bei einem Innenstadtrundgang deutlich, der im Rahmen der Neugestaltung der Innenstadt stattfand.

Etwa ein dutzend Menschen versammelten sich um Friederike Blum von Stadt+Handel, um mit ihr einen Blick ‘von außen’ auf die Innenstadt in Alt-Erkrath zu werfen. Vorangegangen war eine Impulsveranstaltung in der Aula der Realschule Erkrath. Die Teilnehmer waren eingeladen einen ‘Blick auf ihre Innenstadt’ zu werfen. Es galt Schwachstellen aufzuzeigen und Verbesserungspotential zu entdecken. Die Route führte vom Rathaus kommend über die Bahnstraße, dann ein Stück über die Kreuzstraße, um über die Bavierstraße bis zur Gerberstraße zu gelangen.

Friederike Blum, die selbst in Haan wohnt, hatte sich vor dem Rundgang, dessen Route sie vorher skizziert hatte, Gedanken gemacht. Von wo gelangen die Menschen in die Innenstadt und wie sehen diese Zugänge aus? Dazu gehörten die Fragen: Welche Parkmöglichkeiten gibt es und wie sieht von dort der Zugang zu Innenstadt aus? Wie sieht es mit Fahrradabstellplätzen aus? Wie findet ein Ortsfremder vom Bahnhof oder Bushaltestelle auf die Bahnstraße oder zum Baviercenter?

Fassadenbrüche, Pflanzbeete, das Fehlen eines einheitlichen Bildes

Der Herbst ist vielleicht nicht ganz die Jahreszeit, in der man die Schönheit und das Leben in der Innenstadt betrachten kann. Der Tag war regnerisch und kühl und Außengastronomie findet derzeit in der Bahnstraße zu gut wie nicht statt. Auf dem Weg kamen auch die Leerstände zur Sprache und Erkraths Wirtschaftsförderer Vincent Endereß berichtete, dass es für die ehemalige Apotheke am Eingang zur Fußgängerzone einen neuen Mieter aus dem Fachhandelsbereich gäbe, dieser Leerstand bald ein Ende hätte. Mit der Förderung, die für Startups zu Beginn 80 Prozent der Mietkosten übernähme, sei vor kurzem auch Violas in einen der bisherigen Leerstände gezogen. Friederike Blum machte die Teilnehmer unterwegs auf die vielen Fassadenbrüche aufmerksam, die kein einheitliches Erscheinungsbild möglich machen. Zwischen hervorgehobenen Altbaufassaden finden sich verklinkerte Fassaden, dunkel geflieste oder auch mit Granitplatten verkleidete. Ähnliche Unterschiede zeigen sich auch in der Angebrachten Außenwerbung der Gewerbetreibenden.

Während in einigen Nachbarstädten Cafés und Restaurants aufeinander abgestimmte Außenbestuhlung, vor Sonne und Regen schützende große Schirme bis hin zu wärmenden Decken oder Heizpilzen bieten, ist dies in der Bahnstraße bisher nicht zu bemerken. Kurz wird diskutiert, ob es möglicher Weise Fördermöglichkeiten gibt, die bei einer Neugestaltung der Außenbestuhlung helfen könnten. Fördermöglichkeiten für die äußerliche Gestaltung könnte auch ein Haus- und Fassadenprogramm bieten. Eine Gestaltungssatzung, die in Grundzügen festlegt, welche Gestaltungselemente in der Innenstadt zu berücksichtigen sind, gibt es bisher nicht.

Auch über die großen rechteckigen Pflanzbeete um die Bäume der Innenstadt wurde gesprochen. Was bringt die mehrmals im Jahr stattfindende Neubepflanzung. Sind die Beete ein optisches ‘Highlight’ oder eher fantasielos? Sollte man Pflanzpatenschaften anregen, die Beete gar an Gärtnereibetriebe verpachten, die mit ihrer Bepflanzung auch Werbung fürs eigene Unternehmen verbinden können oder bietet sich eine insektenfreundliche Staudenbepflanzung an, die ganzjährig für einen schönen Anblick sorgt? Würden Holzverkleidungen zum Sitzen und Verweilen um jede zweite Baumscheibe mehr Aufenthaltsqualität bieten? Friederike Blum notierte unterwegs immer wieder die Anregungen, die die Teilnehmer gaben.

Fußgängerzone, Shared Space, Parkmöglichkeiten und Zugänge

Die Frage, wie sinnvoll es war, die Bahnstraße in großen Teilen zur Fußgängerzone zu erklären, kam auch auf. Friederike Blum begrüßte, dass der Bürgerbus die Bahnstraße anfahre und so weniger mobilen Bürgern den Zugang erleichtere. Architekt Georg Krautwurst berichtete von Shared Space Beispielen, bei denen die gleichberechtigte Nutzung eines Bereichs zwischen PKW-, Fuß- und Fahrradverkehr wunderbar funktioniere. Vielleicht sei das ja eine Option, die verbunden mit der Möglichkeit 15 Minuten auf der Bahnstraße zu parken, um kurze Besorgungen zu ermöglichen.

Unterwegs wurde klar, dass allein von den Teilnehmern viele ganz unterschiedliche Parkmöglichkeiten nutzen und damit auch ganz unterschiedliche Wege in die Innenstadt. Einige Parkmöglichkeiten und deren Bedingungen waren nicht einmal den Teilnehmern bekannt. An der Ecke Kreuzstraße war schnell zu bemerken, dass hier die hör- und fühlbare Grenze des Innenstadtbereichs ist. Eine Unterhaltung ist in der Teilnehmergruppe kaum möglich. Nach einem kleinen Stück über die Kreuzstraße geht es links wieder Richtung Baviercenter und hier zeigt sich eine Optik, die nicht gerade einladend auf die Innenstadt aufmerksam macht. Man schaut auf den seitlichen ‘Ladebereich’ des Baviercenters. Hier würde allenfalls eine optische Gestaltung mit Wandmalerei eine Einladung suggerieren, sich Richtung Innenstadt zu bewegen. Sehr viel anders ist der Anblick auch von der Bongardstraße aus kommend nicht, denn hier blickt man auf die nicht ansprechend gestaltete Rückseite des Baviercenters, die Fußgängern keinen Zugang zum Center ermöglicht.

Bei der Zufahrt zur Tiefgarage sind die ‘Parkbedingungen’ mit bloßem Auge nicht zu erkennen. Parken für ‘Insider’. Foto: RG

Genauso fehle auf dem Zuweg zwischen Baviercenter, Markthalle und Bahnstraße etwas, was Besucher motiviere sich Richtung Bahnstraße zu bewegen. Vielleicht ein oder zwei kleine, mobile Marktstände? Oder wechselnde Foodtrucks? Letzterem widerspricht André Kowalcyk, der befürchtete, dass Foodtrucks eine Konkurrenz für Gastronome auf der Bahnstraße bedeutend könnten. Georg Krautwurst macht ihn darauf aufmerksam, wie viele Menschen inzwischen auf dem Pose Marré Gelände arbeiten, von denen die wenigsten in der Mittagspause zum Essen den Weg auf die Bahnstraße einschlagen würden. Es gäbe also durchaus Zielgruppen, die man auf diesem Weg überhaupt erst einmal in die Innenstadt locken könne.

Richtung Bavierpark versperren Infokästen, den Blick auf den Park. Hier sind sich alle einig: Das ist suboptimal. Vielleicht könnten die auf die andere Seite neben das Baviercenter ziehen?

Unterhalb der Fläche zwischen Baviercenter und Markthalle erstreckt sich eine Tiefgarage, deren Zufahrt von der Gerberstraße aus möglich ist. Ist das Parkhaus eigentlich öffentlich? Ist es kostenpflichtig? Die Fragen konnte keiner der Teilnehmer auf Anhieb eindeutig beantworten. “Ich habe hier noch nie geparkt”, gestand André Kowalczyk der in den nächsten Monaten mit seiner Finanzberatung von der Neanderstraße auf die Bahnstraße ziehen wird. Sein bisheriges Büro wurde ein ‘Flutschaden’. Damit gehört er aber künftig auch zu den Akteuren, die sich Gedanken darüber machen sollten, wie die Bahnstraße wiederbelebt werden kann. “Schön, dass sie in die Innenstadt ziehen. Das allein erhöht ja schon ein wenig die Frequenz”, kommentierte Friederike Blum den anstehenden Umzug. Was aus ihrer Sicht auf der Bahnstraße fehle, sei ein ‘Ankermieter’. Das müsse kein Lebensmittelladen sein, wie einst Kaisers. Es müsse nicht einmal unbedingt ein Händler sein. Auch Gastronomie könne sich zu einem Anker entwickeln.

Auf dem letzten Stück des Weges wird noch ein Zugang zur Bahnstraße sichtbar, der eher ‘Hinterhof-Charme’ als Einladung zum Zugang ausstrahlt: Der Zuweg von der Gerberstraße zur Bahnstraße. Viele dieser unterschiedlichen Zuwege werden von Erkrathern häufig genutzt, ohne dass sie sich Gedanken darüber machen. Für Ortsfremde hingegen, deuten diese Wege oft nicht einmal an, dass sie in die Innenstadt führen. Damit Bavierstraße und Bahnstraße eines Tages vielleicht eine kleine ‘Wohlfühl-Oase’ werden, die man gerne besucht und dort genauso gerne verweilt, muss offensichtlich noch einiges geschehen.

Der nächste Schritt auf dem Weg zur Neugestaltung der Innenstadt wird eine Strategie-Werkstatt sein.

1 Kommentar

  1. Meint man ernsthaft mit einer Vereinheitlichung der Häuserfronten in der Bahnstraße auch nur 1 Kunden mehr nach Alt-Erkrath zu bekommen? Ich habe lange Jahre in diesem Stadtteil gewohnt; m. M. liegt das Problem in den weit auseinander liegenden Stadtteilen, die keine größere “Innenstadt” möglich machen. Mangels interessanter Geschäfte zieht es den Erkrather in die Nachbarstadt Hilden, die mit der Vielfalt einfach wesentlich interessanter ist.
    Ich denke, dass beispielsweise eine bessere und preiswertere Vernetzung der Ortsteile mit Alt-Erkrath mit dem ÖPNV ein Anreiz sein könnte. Ein Ausflug von Unterfeldhaus nach Alt-Erkrath mit dem Bus kostet genau so viel wie nach Hilden, dann fahre ich doch dorthin, wo das Angebot größer ist. Warum kein “”Billig-Ticket innerhalb Erkrath ohne umständliche Umsteigerei.

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