Wimmersberg: Vorschlag zur Alternativbebauung

Am Wimmersberg, Erkrath. Quelle: www.openstreetmap.de
Bildquelle: www.openstreetmap.de

Bei der letzten Sitzung des Planungsausschusses in dieser Amtsperiode befassten sich die Mitglieder nochmals mit dem Thema Wimmersberg. Hans-Ulrich Zastrau, Erkrather Bürger und Fachmann in Fragen des Wohnungs- und Städtebaus, stellte auf Antrag der BmU seinen alternativen Bebauungsplan vor.  

„Meine Alternative entstand nach der Aufforderung an die Bürger, ihre Vorstellungen einzubringen“, erinnert sich Zastrau, der abgesehen von einer freundlichen Eingangsmeldung vom Investor Catella “keine weiteren Rückmeldungen” erhielt. An dem Investor-Plan bemängelt Zastrau, dass die bewohnte Schallschutzwand zum Bahngelände hin eine Gefahr der Ghettobildung birgt. „Und auch die Erschließung ist unvollständig, einige Baufelder sind überhaupt nicht erschlossen, andere unzureichend“, ist sich der Fachmann in seinen Ausführungen sicher. „Allein die Fläche für die Feuerwehr vermehrt die dargestellten befahrbaren Flächen um 40 Prozent.“ Ein weiteres Kriterium: Bei den Schallschutzbauten wurden Tiefgaragen konzipiert, die auf Grund von Keller- und Serviceräume auf Freiflächen umgesetzt werden müssen. „Daher können auf diesen Flächen keine hochwachsenden Bäume gepflanzt werden. Zudem steht das im Wiederspruch zum Ziel, kostengünstige Wohnungen zu schaffen.“

Alternativen zum Catella-Plan

Hans-Ulrich Zastraus Alternative sieht im Wesentlichen eine Ansiedlung von Gewerbe entlang der Bahnstrecke vor. „In Übereinstimmung mit dem Stadtentwicklungskonzept schirmt ein Bürotrakt mit rund 18 600 Quadratmetern (brutto) das Wohngebiet gegen den Bahnlärm ab.“ Auch könnte eine direkte Erschließung zur Bahnstraße erfolgen, ein Übergang im Gewerbegebäude integriert werden.

Zusätzlich greift Zastrau nochmals den Gedanken auf, eine Entlastungsstraße über das Gelände zu führen. Diese könnte die Hochdahler Straße mit dem Kreisverkehr Schlüterstraße verbinden und eine Entlastung für die umliegenden Straßenzüge bringen. Über eine solche Entlastungsstraße wurde bereits 2017 nach dem beauftragten Verkehrsgutachten diskutiert, der Vorschlag wurde seitens der Politik aus mehreren Gründen abgelehnt. „Das Straßenprojekt hat jedoch Einfluss auf den Gesamtplan Wimmersberg. Zastraus Idee: Nutzungsstapelung. Die Nutzung teilt die Kosten. Die Straße verläuft dabei ohne Gefälle durch das Gelände und darüber werden die für die Siedlung erforderlichen Stellplätze gebaut. Zum Teil als Tiefgarage, zum Teil als Palettenparkplätze. Nicht mehr, als unbedingt notwendig.“ Für den Fachmann könnten sich die Kosten somit von vormals schätzungsweise 10 Million Euro auf einen städtischen Anteil von 200 000 Euro minimieren. (Die Kostenminimierung beinhaltet, dass acht Millionen Euro seitens des Investors für den Parkraumbau bezahlt werden, die übrigen zwei Millionen wiederum zu 90 Prozent von BauBG auf die Anwohner umgelegt wird und somit nur ein zehnprozentiger Eigenanteil bei der Stadt bleibt.)

Weniger Verkehr im Wohngebiet

An das südliche Wohngebiet möchte Zastrau am besten Doppelhäuser oder kleine Reihenhausgruppen ansiedeln. Das würde zu einer Reduktion des Verkehrs durch das Wohngebiet führen. Der Zastrau-Plan umfasst 55 000 Quadratmeter Bruttonutzfläche. „Catella sieht 10 000 Quadratmeter mehr vor“, erklärt der Erkrather, der seinen Plan noch nicht final ausgereift sieht. „Optimierungsbedarf, bei den stehenden Bäumen und der Straßenführung, ist noch vorhanden.“

Dass Hans-Ulrich Zastrau erst jetzt dazu kommt, seinen Plan vorzustellen, beschreibt Bernhard Osterwind (BmU) als misslichen Zustand. „Eigentlich hätte Herr Zastrau seine Pläne in der gleichen Sitzung wie Catella vorstellen müssen“, so sein Argument. Dass es nicht dazu kam, macht Osterwind an dem Vorsitzenden Helmut Rohden aus, der seinen Antrag im Vorfeld „beschnitten“ haben soll. „Das Zustandekommen des Offenlagebeschlusses ist demnach nicht richtig.“

Gewerbe als Schallschutzwand

Unterstützung gab es von Peter Knitsch (Die Grünen). „Der formale Antrag ist bereits vor Wochen eingegangen, warum er nicht auf die Tagesordnung gesetzt wurde, ist ungewiss.“ Er dankte dem Engagement Zastraus und gab an, dass ein Satzungsbeschluss noch nicht getroffen wurde. „Ein Gewerbegebiet als Schallschutzwand, dieser Alternativvorschlag ist beachtenswert“, so Knitsch, der sich jedoch gegen den Wegfall der Grünen Mitte aussprach. „Im Zuge der Offenlage kam es zu zahlreichen Einsendungen und dabei werden sicher auch die Vorschläge von Herr Zastrau berücksichtigt“, ist sich der Grünen-Poliker sicher.

Auch Bernhard Osterwind sieht in der Gewerbeimmobilie Vorteile, könnte sich dort sogar öffentliche Gebäude vorstellen. Hans-Ulrich Zastrau schlug vor, an dieser Stelle vielleicht das neue Rathaus zu errichten. In Bezug auf die Entlastungsstraße gab es jedoch eindeutige Stimmen. „Dass wir die Entlastungsstraße nicht weiter verfolgen, ist bereits beschlossen worden“, so der Ausschussvorsitzende Rohden. Und auch die Grünen sprachen sich gegen eine solche Straße aus. „Jede Straße, die zur Attraktivierung des Autoverkehrs führt, ist von uns nicht gewollt.“

+++UPDATE+++

Nach Veröffentlichung dieses Artikels gab es eine Rückmeldung seitens des Investors, der einige Fakten schriftlich widerlegt.

So schreibt Geschäftsführer Klaus Franken, dass “die Planung von Herrn Zastrau weder neu noch unberücksichtigt geblieben ist. Es gab nicht „nur eine Eingangsbestätigung“, sondern eine ausführliche Auseinandersetzung mit seinen Vorschlägen. Bereits bei der frühzeitigen Bürgerbeteiligung wurden seine Vorschläge berücksichtigt und teilweise in unsere Planung übernommen – die nunmehr an der Straße Am Wimmersberg geplanten Reihenhäuser gehen u.a. auf den Vorschlag von Herrn Zastrau zurück.”

Auch geht Klaus Franken nochmal auf die Bürgerbeteiligungsveranstaltungen ein. “Neben den rechtlich vorgeschrieben Veranstaltungen haben wir weitere Bürgerdialoge am 11.September 2018, 12. November 2018, 04. Mai 2019, 10. Juli 2019 und am 25. Februar 2020 mit zum Teil über 200 Besuchern initiiert”, argumentiert Franken. “Die Anregungen der Herren Laferi und Zastrau sind dabei jeweils berücksichtigt worden. Wir haben beide Herren zum Teil mehrfach zu Gesprächen eingeladen. Im Fall von Herrn Zastrau gab es keine Rückmeldung.”

Auch äußert sich der Catella-Geschäftsführer zu den Vorwürfen, dass nicht genügend Erschließungsfläche im Plan enthalten ist. “Die Erschließung ist für alle Gebäude gesichert und mit der Feuerwehr wurde die Planung intensiv abgestimmt. Gegenteilige Aussagen entbehren jeglicher Grundlage und sind schlicht falsch. Ein Tunnelbauwerk mit Kosten von nur 200.000 Euro zu beziffern, ist grob falsch. Da wir grundsätzlich Anregungen aus der Bürgerschaft gerne in unsere Planungen aufnehmen, haben wir uns auch intensiv mit der so genannten Entlastungstraße beschäftigt. Dazu haben wir im Juli des vergangenen Jahres eine Umfrage erstellt, in der wir Bürger u.a. zur Entlastungsstraße befragt haben. Über 70 Prozent der Befragten gaben an, dass eine PKW-Anbindung an die Kreuzstraße nicht gewünscht sei. Darüber hinaus gibt es einen Ratsbeschluss, der die Planung einer Entlastungsstraße ausschließt.”

1 Kommentar

  1. lt. IHK, Quelle Statistik der Bundesagentur für Arbeit, Stand Juni 2019, hat Erkrath mit 81,8% den höchsten Anteil an Auspendler im Kreis Mettmann! Das wird sich durch die Bebauung am Wimmersberg weiter erhöhen.
    Das Verkehrskonzept der Schlüterstraße mit dem Kreisverkehr (der eh schon sehr klein ist) ist dringendst zu überarbeiten. Außerdem müssen dann auch Zebrastreifen am Kreisverkehr geschaffen werden. Das wurde bisher nicht in Betracht gezogen und ignoriert. Weil man ja die Bürger erziehen muss…….
    Umstieg auf den ÖPNV…………

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