Wie hoch wird der Preis sein?

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Weihnachten und Silvester im Kreise unserer Lieben. Ein schöner Gedanke, aber nur solange wir ausblenden, was möglicherweise im Januar auf uns zukommt.

Corona hat unserer aller Leben in nicht geahnter Weise verändert, sozial, kommunal und wirtschaftlich. Während den Kommunen Gewerbesteuereinnahmen wegbrechen, in einigen Branchen Kurzarbeit und Entlassungen Alltag sind, es erste Insolvenzen in der Gastronomie gibt, boomen andere Branchen, wie etwa die IT-Branche. Die Digitalisierung rollt schneller über uns herein, als zu Jahresbeginn gedacht.

Jahresbeginn … wie weit weg Corona da noch schien. Wir feierten ausgelassen Karneval. Alles war eigentlich wie immer. Bis zum 3. März. Da gab es den ersten Corona-Verdachtsfall im Kreis. 18 Tage später, am 21. März, gab es bereits den ersten Verstorbenen. Großveranstaltungen wurden abgesagt und schließlich folgte der Lockdown, weil die ergriffenen Maßnahmen nicht reichten um die Fallzahlen – inzwischen stufte die WHO Corona als Pandemie ein – zu senken. Am 21. April waren im Kreis bereits 24 Menschen an den Folgen des Corona-Virus verstorben.

Furchtbare Bilder aus Italien erreichten uns. Krankenhäuser, in denen die Ärzte und Pfleger nicht mehr in der Lage waren allen zu helfen, eine steigende Zahl von Todesfällen und eine weltweite Ausbreitung dieses Virus. Wir erfuhren, wie wenig Zeit zwischen einem ganz normalen und vergnügtem Leben und dem Verzicht auf jeden unnötigen Kontakt liegen kann. Wir sind durch den ersten Lockdown gekommen und konnten den Sommer über etwas aufatmen, doch das Szenario einer ‘zweiten Welle’ stand immer im Raum.

Die Inzidenz

Am 7. Mai veröffentlichte der Kreis zum ersten Mal den ‘Inzidenz-Wert’ (Zahl der Erkrankungen pro 100.000 Einwohner innerhalb der letzten 7 Tage). Er sollte uns künftig als Messwert gelten. Wenn er über 50 steigt, wird es wieder kritisch, hieß es. An diesem Tag lag er bei 4,9. Bis zum 18. Juni verstarben im Kreis 79 Menschen an den Folgen des Virus.

Am 12. Juni war die Inzidenz mit 12,6 erstmals zweistellig. Von der kritischen Marke 50 blieben wir dennoch weit genug entfernt. Nach dem 28. August sank die Inzidenz vorübergehend sogar wieder in den einstelligen Bereich, bis er ab dem 18. September wieder anstieg. Am 2. Oktober lag er bei 21,4 . Zwölf Tage später hatten wir die magische Grenze überschritten. Die Inzidenz lag am 14. Oktober bei 54,4. Am 25. hatten wir die Marke von 100 überschritten, sechs Tage später die 150 Marke bis zum höchsten Inzidenzwert von 202,9 am 6. November. Die zweite Welle war angekommen.

Der R-Wert

Wie war das doch noch im Frühjahr? Wir schauten auf den ‘R-Wert’, die Reproduktionsrate, die anzeigt, wie viele weitere Menschen ein Infizierter innerhalb 7 Tagen ansteckt. Dieser Wert liegt laut Robert-Koch-Institut heute bei 1,06, also noch nicht ganz so besorgniserregend, da man davon ausgeht, dass das Infektionsgeschehen stagniert, solange der Wert um 1 schwankt. Steigt dieser dauerhaft über 1, nehmen die Fallzahlen insgesamt wieder zu.

Seit dem 4. November gilt für uns der Lockdown light. Der sollte vorerst bis Ende November gelten, wurde aber inzwischen bis zum 10. Januar verlängert. Ausnahmen soll es für Weihnachten und Silvester geben.

Die Zahlen sind gesunken, aber nicht so, wie viele es erhofft hatten. Gestern, am 7. Dezember, betrug die Inzidenz im Kreis Mettmann 122,5 heute, am 8. Dezember, liegt sie schon wieder bei 145,6. Kein Grund zum Aufatmen also.

176 Menschen sind im Kreis inzwischen an einer Corona-Infektion verstorben. Selbst der Abschied von unseren Verstorbenen darf in der Pandemie nicht den Raum haben, den wir ihm normaler Weise geben. Hochzeits- und Familienfeiern werden verschoben und Geburten in Krankenhäusern unterliegen strengen Regeln, die die Freude junger Eltern trüben. Kranke durften zeitweise gar keinen Besuch erhalten und auch jetzt sind Besuche stark eingeschränkt. Selbst der Besuch am Sterbebett war vielfach nicht möglich. Corona verlangt uns allen viel ab.

Aber jetzt feiern wir erst einmal Weihnachten?

Bisher plant die Regierung zu Weihnachten und Silvester den Lockdown light zu lockern. Was aber erwartet uns in Januar, wenn Familien mit größerer Anzahl Menschen in einem Raum Weihnachten und Silvester gefeiert haben? Wie sehen die Fallzahlen dann im Januar aus und welche Maßnahmen werden dann erforderlich?

Ist der Preis, den wir alle für die Lockerungen zu Weihnachten und Silvester zahlen, nicht vielleicht viel zu hoch?

Was denken unsere Leser darüber? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an: redaktion@erkrath.jetzt.

1 Kommentar

  1. Die Lockerung zu Weihnachten ist nicht rational gegenüber der Pandemie sondern in der Demokratie der Kompromiss gegenüber einem zunehmend mürrischen und unverständigen „Volk“. Letzteres kostet Menschenleben.

    Es bleibt die Reaktion der mündigen Bürger das zu machen und zu unterlassen, was sinnvoll ist, auch wenn es nicht verboten ist.

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