Zumindest, wenn die, die strickt, Roswitha Bohmann ist. Wir haben zum Welttag des Strickens ihre Ausstellung m l s m l s im Kunsthaus besucht.
Das Geheimnis um den ungewöhnlichen Ausstellungsnamen hatte sie bei der Vernissage zur Ausstellung gelüftet: „Ergänzen Sie die Buchstaben um a und o.“ Im Ergebnis heißt die Ausstellung dann mal so mal so und das bezieht sich auf viele Ihrer Exponate, die je nachdem wie herum man sie aufhängt, zu ganz neuen Kunstwerken werden.
Alle Ausstellungsstücke sind aus Magnetbändern alter Videokassetten und aus Streifen zerschnittener Rettungsdecken gestrickt, zum Teil auch gehäkelt. Das sorgt für das ‚Knistern‘ bei der Arbeit. Ein klein wenig piksen die Bänder auch, wenn man sie zu Kunstwerken „verstrickt“. Das konnten einige Besucherinnen, die zum Welttag des Strickens bei einer Mitmachaktion im KunsTHaus selbst einmal mit dem Material strickten, feststellen. „Das Material habe ich gestellt“, sagt Roswitha Bohmann. Als wir am frühen Nachmittag im KunsTHaus waren, hatten sich schon zehn Besucherinnen „an die Nadeln getraut“. Einige von ihnen gehören dem Strick und Klöntreff in Hilden an, der vom 26. September bis 6. Oktober eine Ausstellung im Atrium St. Jacobus mit Roswitha Bohmann bestreitet, in der diese auch von den Damen gefertigte Strickteile mit in ihre Objekte eingearbeitet hat.
Der Nachschub an Magnetband geht ihr nicht aus, weil in den letzten Jahren immer wieder Ausstellungsbesucher auf die Idee kommen, ihr ausrangierte Videokassetten mitzubringen. „Die Rettungsdecken sind zugekauft“, verrät sie. Die habe sie gleich im 100er-Pack besorgt. Anders, als bei Magnetband muss sie diese vor dem Stricken in Streifen schneiden. Die aktuelle Ausstellung mit Werken aus den letzten zwei Jahren ist von den Farben schwarz, gold und silber geprägt. Während kleinere Elemente, zum Teil mit Heißluft bearbeitet, um ihnen zum Teil eine härtete Strucktur zu geben, als Skulptur auf Säulen stehen, sind große Objekte eher wandfüllende Deko-Elemente, die – wie der Ausstellungstitel verrät – mal so und mal so hängen können.
Kein Urban Knitting
Bäume umstricken wollte Roswitha Bohmann, wie manch andere Strickerinnen, nicht. „Ich wollte immer Kunst machen“, erklärt sie. 2001 hat die ehemalige Realschullehrerin, die nicht etwa Kunst studierte, sondern Mathematik und Sozialwissenschaften, dann ihre Kunstausbildung am Institut FREIEkunstAKADEMIE des Künstlers Jürgen Meister in Grevenbroich-Kapellen mit Seminare und Einzelcoachings aufgenommen. 2010 folgten dann die ersten Ausstellungsbeteiligungen. Ab 2013 konnte man Werke von ihr auf der LOKart (inzwischen Erk@art) sehen. Auch auf der neanderlandART war sie schon vertreten und auf vielen weiteren, auch Einzelausstellungen außerhalb von Erkrath. Roswitha Bohmann ist Mitglied im Förderkreis Kunst und Kulturraum Erkrath e.V., im Kunsthaus Einbeck e.V. und im KUNST STUTTGART INTERNATIONAL e.V.
„Ich kann auch bunt“, erklärt die Upcycling-Künstlerin, die überwiegend mit Materialen arbeitet, die eine Zweitverwertung erfahren. Mal gesellen sich bunte Baumwollfäden zu den Magnetbändern, mal zerschneidet sie Einkaufstüten, Obst- und Gemüse- oder Müllbeutel zu Bändern und ein anderes Mal benutzt sie Geschenkband für ihre Strick- und Häkelkunst. Titel gibt sie ihren Kunstwerken nicht. Viel zu spannend sind die Interpretationen, die Ausstellungsbesucher für ihre Werke finden. Damit sie die Vielzahl ihrer Objekte noch unterscheiden und zuordnen kann, ordnet sie ihnen Buchstabenfolgen zu. Viele Ihrer Kunstwerke eignen sich aufgrund ihrer Größe nur wenig für den „privaten Raum“, es sei denn man hat große, freie weiße Wände zur Verfügung. Aber Bohmann hat auch kleine Skulpturen hergestellt, die dann eher mal im Flur oder Wohnzimmer einen Platz finden könnten. Als Deko-Elemente in Cafés, Friseur- oder Kosmetiksalons, aber auch in Besprechungsräumen oder Eingangshallen von Unternehmen dürften die großen Exponate jedoch zu echten Hinguckern werden. Mehrfach wurden ihre Werke auch schon für Kunstpreise nominiert.
Für die Zukunft schwebt ihr noch eine „bewegte Ausstellung“, einen Catwalk vor, bei der Modelle Kostüme aus ihren Werken tragen. Das Publikum darf schon einmal gespannt sein.
Die Ausstellung m l s m l s Faserkunst ist noch bis zum 16. Juni 2024 im KunsTHaus Erkrath, Dorfstraße 9, zu sehen.
Öffnungszeiten: Samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr oder nach Vereinbarung, Email: kontakt@roboart.de.
Mehr zu Roswitha Bohmann auf der Homepage www.roboart.de.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar