Weniger Straftaten auch in Erkrath

Leiter der Direktion Kriminalität, Thomas Schulte, Abteilungsleiterin Ursula Tomahogh und Landrat Thomas Hendele präsentierten die Polizeiliche Kriminalstatistik. Foto: RG

In NRW und im Kreis sind die Gesamtstraftaten im letzten Jahr erneut gesunken. Das gilt auch für Erkrath. Allerdings nicht bei allen Straftaten.

Am Montag präsentierte Landrat Thomas Hendele gemeinsam mit Abteilungsleiterin Ursula Tomahogh und dem Leiter der Direktion Kriminalität Thomas Schulte die Kriminalstatistik des Kreises Mettmann. Die Kriminalitätshäufigkeitszahl (Straftaten pro 100.000 Einwohner) betrug im Kreis im letzten Jahr 5.265. Im Vergleich zum Vorjahr (5.296) ist das ein Rückgang von 31 Straftaten pro 100.000 Einwohner (-6,6 Prozent). Damit liegt der Kreis Mettmann deutlich unter der Kriminalitätshäufigkeitszahl des Landes NRW (6.703). Soweit die grobe die Statistik.

Die niedrigsten Zahlen seit 12 Jahren

Trotz eines leichten Anstiegs in einzelnen Bereichen ist die Gesamtentwicklung positiv. “Das ist das beste Ergebnis der letzten 12 Jahre”, freut sich Landrat Thomas Hendele, der bei dieser Gelegenheit einen herzlichen Dank an die Kolleginnen und Kollegen bei der Polizei richtete. “Sie alle haben auch unter Coronabedingungen einen ungeheuer guten Job gemacht.”

Behördenschwerpunkte im Kreis Mettmann

“Die Bürger im Kreis Mettmann können sich auf ihre Polizei verlassen”, betonte Abteilungsleiterin Ursula Tomahogh bei der Präsentation der Kriminalstatistik. Sie versäumte auch nicht, sich herzlich bei den Bürgern zu bedanken, die auch im letzten Jahr häufig Zivilcourage bewiesen und damit zu Ermittlungserfolgen beigetragen hätten.

Die Polizei im Kreis Mettmann habe sich Behördenschwerpunkte gesetzt, führte sie aus. Einer davon seien Straftaten zum Nachteil älterer Menschen. Die seien zwar im letzten Jahr um 14,6 Prozent zurückgegangen und nur 3,16 Prozent der Straftaten hätten vollendet werden können, aber die hätten zu rund 1 Mio. Euro Schaden geführt. “Die Polizei ruft niemals mit der Nummer 110 an”, verdeutlicht Tomahogh noch einmal, woran man den Anruf sogenannter falscher Polizisten erkennen kann. Auch wenn die Zahl vollendeter Straftaten vergleichsweise gering sei, wären gerade sogenannte Schockanrufe sehr belastend für den Senioren.

Intensive Präventionskampagnen im Kreis mit Flyer und Info-Mobil hätten dazu beigetragen, dass ältere Menschen, deren Angehörige und selbst Angestellte in Bankfilialen sensibilisiert wurden und so hätten viele Straftaten verhindert werden können.

Ein weiterer Schwerpunkt sei die Bekämpfung krimineller Gruppierungen unter Berücksichtigung von Betäubungsmittelkriminalität. Im vergangenen Jahr habe es hier 12 Schwerpunkteinsätze gegeben, in denen insgesamt 33 Objekte durchsucht worden seien. 52 Sicherstellungen habe es gegeben, darunter Glücksspielautomaten und unversteuerter Shishatabak. Schlagzeilen machten im vergangenen Jahr die Entdeckung mehrerer Cannabisplantagen in Mettmann. Die Rauschgiftkriminalität steht im Zusammenhang mit kriminellen Gruppierungen. 17.000 Cannabispflanzen konnten im letzten Jahr NRW sichergestellt werden, ein Drittel davon im Kreis Mettmann. In allen Fällen waren die Betreiber albanischer Herkunft. Zu den Hintergründen nannte Ursula Tomahogh den bis 2014 umfangreich bestehenden Anbau von Cannabis in Lazarat in Albanien. Nachdem der Anbau in diesem Tal bekämpft worden sei, hätte sich die Gruppe über ganz Europa zerfasert.

Die Fallzahlen im Bereich Betäubungsmittelkriminalität seien im vergangenen Jahr um 11.76 Prozent gesunken. Einen Rückgang gab es auch im Bereich der Raubdelikte. Taschendiebstähle seien um 20 Prozent gesunken, Wohnungseinbrüche sogar um mehr als 75 Prozent. Auch die Zahl der jungen Intensivtäter sei deutlich zurückgegangen. Hier hätte das Projekt ‘Kurve kriegen’ Wirkung gezeigt. Bei Gewaltdelikten sei kein dauerhafter Anstieg zu verzeichnen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeige einen ‘Zickzack-Kurs’. Zugenommen habe in den letzten Jahren die Gewalt gegen Polizeibeamte, was erst vor kurzem durch ein Tötungsdelikt gegenüber Beamten tragisch eskalierte.

Lüdgte wirkt bis in den Kreis Mettmann

Gestiegen seien die Zahlen im Bereich Sexualdelikte, hier vor allem im Bereich Kinderpornografie und Kindesmissbrauch, teilte Thomas Schulte, Leiter der Direktion Kriminalität, mit. Von 334 Fällen im Vorjahr ist die Zahl in 2021 auf 509 Fälle gestiegen. Die gestiegene Fallzahl erkläre sich insbesondere durch eine erhörte Sensibilisierung der Gesellschaft in Bezug auf Kinderpornografie nach den umfänglichen Ermittlungn in Lüdge, Bergisch Gladbach und Münster. Auch die neue Verfahrensweise im Zusammenhang mit sogenannten ‘NCMEC’-Verfahren (National Center for Missing and Exploited Children) hätte dazu beigetragen. Dabei werden Verdachtsfälle von Kindesmissbrauch und Kinderpornografie an deutsche Behörden gemeldet. Als Beispiel nennt Schulte ein Kinderpornografieverfahren aus 2021, bei dem sich aus einem einzelnen Ursprungsverfahren aus welchem sich 160 Einzeltaten ermitteln ließen. “Ich weiß nicht, wie tief dieser Sumpf ist”, kommentiert Thomas Schulte die Ermittlungen. Ein Problem sei die Auswertung der sichergestellten Hardware. “Das ist nicht wenig gewesen”, ergänzt Landrat Hendele und fügt hinzu: “Ich bewundere die Kolleginnen und Kollegen, die diese Auswertung machen.” Ursula Tomahogh erklärt, dass hierfür überall Personal verstärkt wurde.

Die Entwicklung in Erkrath

Insgesamt wurden in Erkrath 2.310 Straftaten verübt. Im Vorjahr waren es 2.330. Mit 0,86 Prozent ist der Rückgang nicht groß. Es gab keine Straftaten gegen das Leben (Tötungsdelikte). Die Zahl der Wohnungseinbrüche hat um 25 Prozent abgenommen (36 insgesamt gegenüber 48 im Vorjahr). Das ist auf gute Präventionsarbeit (Aktion Riegel vor), aber sicher zum Teil auch auf vermehrte Arbeit im Homeoffice zurückzuführen. Ähnlich stark zurückgegangen sind die Zahlen der Rauschgiftdelikte (-23 Prozent) und die Zahl der Computerkriminalität (-25,49 Prozent).

Gestiegen sind hingegen die Fallzahlen bei Taschendiebstählen (+ 20 Prozent) und Fahrraddiebstählen (+25 Prozent). Die Zahl der Raubdelikte gesamt ist sogar um 80 Prozent (von 10 auf 18 Fälle) gestiegen. In der Gewaltkriminalität ist ein Anstieg von 38,24 Prozent (in Summe 26 Fälle mehr) zu verzeichnen. Auch die Zahl der Sexualdelikte ist um 21,74 Prozent gestiegen. In Fallzahlen drückt sich das in Erkrath um 5 Fälle mehr als im Vorjahr aus. Sexuelle Belästigungen sogar um 60 Prozent (+ 3 Fälle gegenüber dem Vorjahr).

Achtung Tiefgaragennutzer

Hier kam es vermehrt zu Diebstählen von Motorrädern und Zubehör (siehe Berichterstattung). Nach den gehäuften Vorfällen gefragt, antwortete Thomas Schulte: “Wir haben das auf dem Schirm.” Laut Thomas Schulte seien hier wahrscheinlich ‘mobile Banden’ unterwegs, die sich die Anonymität größerer Tiefgaragen zu Nutze machen. Diese würden in unbeachteten Momenten das vollständige Schließen der Tore verhindert, in dem sie etwas in den Mechanismus klemmen. Mit flachen Transportern würden sie später in die Tiefgarage fahren und Motorräder, aber auch wie vor kurzem geschehen, Zubehör in diesem Fall Autoreifen, entwenden.

Anwohner und Tiefgarageneinstellplatzmieter sind angehalten die Polizei zu informieren, wenn sie einen Transporter sichten, der ‘nicht dorthin gehört’.

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