Was Bürger sich für den Stadtweiher wünschen

Von Ria Garcia

Foto: Achim Otto

Zwei Jahre sind seit dem ersten Ideenforum Stadtweiher vergangen. Eine Veranstaltung, die wohl niemand, der dabei war, vergessen wird.

Damals waren viele Bürger gekommen und sie waren aufgebracht, ließen den Gutachter Beck kaum ausreden und wollten nicht hinnehmen, dass dieser zu dem Schluss gekommen war, dass der Stadtweiher in seiner bisherigen Größe nicht erhalten werden kann. Eine Veranstaltung mit vielen Emotionen. Wie sehr sich das Ideenforum zur Neugestaltung des Stadtweihers in der letzten Woche von der damaligen Veranstaltung unterschied, stellte auch Fabian Schmidt, Beigeordneter, am Ende des Abends erfreut fest. Aber dazu später.

Nach der Pressemitteilung, die auf das Ideenforum hinwies, gab es Kritik. War sie doch erst Freitags versandt worden, was dafür sorgte, dass sie für den Termin am Dienstagabend letzter Woche viel zu spät kam. Bürgermeister Christoph Schultz entschuldigte diese Panne mit dem Personalmangel in der Abteilung und erklärte auch, warum man den Abend nicht in Hochdahl durchführen konnte. Neben der verspäteten Pressemitteilung seien aber rund 700 Flyer in die Briefkästen im Umfeld des Stadtweihers verteilt worden, die auf die Veranstaltung hinwiesen. Neben der Veranstaltung an diesem Abend gäbe es darüber hinaus „als wichtigen Dreh- und Angelpunkt“, die Online-Beteiligung, die noch bis zum 8. Dezember laufe. Das Portal dazu, sei bei plan-lokal schon freigeschaltet und bereits von ersten Bürgerinnen und Bürgern genutzt worden. Beteiligungsmöglichkeiten gäbe es darüber hinaus noch über das Quartiersbüro, auf dem Spielplatz. Auch spezielle Zielgruppentermine, wie ein Jugendworkshop und Expertengespräche seien vor Start des Planungswettbewerbs geplant.

Kurzer Rückblick auf die wasserwirtschaftliche Untersuchung und die Entscheidung in der Politik

Thomas Scholle (plan-lokal) führte als inzwischen bekannter Moderator durch den Abend und erklärte die Abläufe der Beteiligung, aber vor Beginn stellte Johannes Günterberg (Stadt Erkrath, Abteilungsleiter Grün) noch einmal die Ergebnisse der wasserwirtschaftlichen Untersuchung vor. „Auch wenn zwei Jahre vergangen sind, die waren es wert, weil wir mit einer besseren Datengrundlage zu anderen Ergebnissen gekommen sind“, so Günterberg. Auch die politische Entscheidung nur kleinere Maßnahmen, wie etwa die Abdichtung der Bachsohle, zu ergreifen, um den Wasserstand zu verbessern erwähnte er. Auf einer Folie zeigte er die prognostizierten Wasserstandsschwankungen der kommenden Jahre. „Ob die Prognosen genau so eintreten, kann niemand sagen“, verdeutlichte er. Der Umgang mit schwankenden Wasserständen werde in den Wettbewerb, der zur Neugestaltung durchgeführt werden soll, ‚eingespielt‘.

Der Wettbewerb ist zweiphasig vorgesehen. In der ersten Phase können sich viele Büros beteiligen. Eine Jury wählt insgesamt fünf Arbeiten daraus für die zweite Phase aus. Auch in der zweiten Phase ist noch einmal eine Bürgerbeteiligung vorgesehen. „Von der Idee bis zur Umsetzung kann noch ganz viel einfließen“, erklärte Thomas Scholle den Bürgern. Der Wettbewerb werde EU-weit für Landschaftsplaner mit vorgegebenen Zielen ausgeschrieben. „Der Siegerentwurf wird gekürt und ist dann Grundlage für die weitere Arbeit.“

Analytisches Modell – Prognostizierte Wasserstände aus der Präsentation

Zweiphasiger Wettbewerb als Voraussetzung für 60 Prozent Förderung vom Land

„Erkrath ist nicht auf Rosen gebettet“, erklärte Bürgermeister Schultz, warum man den zweiphasigen Wettbewerb durchführe. Mit dem Wettbewerb habe man die Chance, dass das Land 60 Prozent der Kosten erstatte. „Das kostet Zeit, die uns weh tut. Noch mehr weh getan hätte es, wenn wir das Geld selbst hätten aufbringen müssen.“ Thomas Scholle ergänzte, dass sei der Qualitätsanspruch, den das Land für seine Förderungen vorsähe.

Begleitend zum Planungswettbewerb seien im Sommer 2024 ein öffentliches Konzeptforum mit Präsentation der Zwischenergebnisse sowie ein öffentliches Abschlussforum mit Präsentation der Ergebnisse und die Ausstellung der Wettbewerbsarbeiten im Winter 2024/2025 geplant.

Konstruktive Beteiligung

Dann waren die anwesenden Bürger an der Reihe. Auf ihren Plätzen hatten sie neben einem Info-Flyer Klebepunkte, mit denen sie nun auf den bereitstehenden Tafeln unter dem Titel ‚Denkarium‘ eine Einordnung oder Gewichtung vornehmen sollten. Angefangen vom Wohnort (Direkt am Stadtweiher, in Hochdahl, in einem anderen Stadtteil von Erkrath) und die Art, wie sie den Stadtweiher erreichen (zu Fuß, mit dem Fahrrad, mit dem ÖPNV, mit dem Auto) über die genutzten Zugänge (insgesamt sieben) und die Frage, wie häufig sie den Stadtweiher aufsuchen und wie sicher sie sich dort zu verschiedenen Tageszeiten fühlen, hin zu Fragen, die Auskunft darüber geben sollten, was der Stadtweiher für jeden Einzelnen ist (Erholungsort, Ort für Sport oder Begegnung, usw.) und was sie sich für die Zukunft wünschen.

Vorstellung des ‚Denkariums‘. Foto: RG

In der anschließenden Auswertung zeigte sich, dass rund 70 bis 80 Prozent der Anwesenden in Hochdahl lebt und die absolute Mehrheit den Stadtweiher zu Fuß erreicht. Nur wenige nutzen das Fahrrad oder das Auto, um zum Stadtweiher zu gelangen. Viele nutzen die Zuwege vom Norden, vor allem vom Hochdahler Markt aus. Aber auch die Zuwege von der Beckhauser Straße wurden häufiger angegeben. „Tagsüber fühlen sich die Menschen rund um den Stadtweiher sicher. Nachts, gab mehr als die Hälfte an, fühle man sich nicht sicher“, fasste Thomas Scholle zusammen.

„Von der Brücke bis zum Spielplatz gibt es nicht eine einzige Laterne“, meldete sich eine Teilnehmerin zu Wort. Ein Licht direkt an der Sportanlage sei wichtig, mehr Licht allgemein optimal. Dabei hatten die Teilnehmer nicht nur ‚das mulmige Gefühl in der Dunkelheit‘ im Sinn, auch die Stolper- und damit Unfallgefahr sei groß. Beim Licht war man sich einig, dass eine ’naturverträgliche‘ Variante gewählt werden müsse. Bemängelt wurde auch die Qualität der Wege, die zum Teil bei Regen für Rollstuhlfahrer oder Nutzer von Rollatoren „kein Durchkommen“ ermögliche.

Der Benutzungsgrad, also „wie oft die Menschen am Stadtweiher sind“ sei relativ gleichmäßig verteilt. Neun hätten angegeben, dass sie täglich dort seien. Insgesamt sei ein hoher Benutzungsgrad abzulesen, fasste Thomas Scholle zusammen. Bei der Frage „Was der Stadtweiher für die Menschen sei“, lägen „Ruhe und Erholung“ ganz weit vorn. Die ökologische Funktion des Stadtweihers sei ähnlich hoch bewertet. Die „Erlebbarkeit des Wassers“ sei den Anwesenden genauso wichtig, wie die Aufenthalts- und Verweilqualität. Sport sei relativ neutral bewertet worden, das Thema Spiele zum Teil wichtig. Ein Besucher merkte an, dass die Frage „Wofür benutzt ihr die Wege“ gefehlt habe, denn der Weiher sei auch Weg zur Schule oder zum Einkaufen und mehr.

Das eigentliche Ideenforum

Anschließend ging es für die Anwesenden ins Foyer der Stadthalle, in dem fünf Stände aufgestellt waren, an denen sie eigene Ideen einbringen konnten und sollten.

Die Themeninseln des Ideenforums – Weiteres stand für alles, was an den vier vorherigen Ständen keinen Platz fand.

An jedem der Stände gab es einen Ansprechpartner von plan-lokal, sodass die Teilnehmer nicht nur ihre Ideen auf bereit liegenden Klebezetteln notierten und an die jeweilige Stellwand kleben, sondern auch ins Gespräch kamen. Untereinander genauso, wie mit den bereitstehenden Ansprechpartner. Wie in der ersten Runde, wurden die Stellwände anschließend ausgewertet.

„Ein Café am Wasser wurde oft gewünscht“, begann Thomas Scholle, der abwechselnd mit seinen Kollegen die Ideen zusammenfasste. Auch ein Wasserspielplatz und die Möglichkeit „Wasser erlebbar zu machen“ wurden häufig genannt. Sitzmöglichkeiten, auch überdacht, wünschten sich viele am Wasser, genauso wie temporäre Angebote, wie Open Air Kino oder Veranstaltungen. Auch eine Dirt Bike Anlage, Sportangebote, Angebote für Kinder, aber auch für Senioren und ein Sinnespfad kam am Stand Aktivität vor. Am Stand ‚Natur‘ spielten die Ökologie, das Zusammenspiel von Natur und Mensch (auch eine ausreichende Anzahl an Mülleimern), aber auch Rückzugsmöglichkeiten für Tiere, sowie Wasserpflanzen und Fische eine Rolle. Am Stand Begegnung gab es zum Teil Doppelungen mit den Ideen des Stands Aktivität. Auch hier wurde die Erlebbarkeit des Wassers gewünscht oder der Sinnesgarten (auch für die Demenz WG) genannt, genauso wie Mobiliar. Ein Platz für Feste wurde gewünscht.

Unter dem Stichwort ‚Verbindungen‘ spielte das Thema Beleuchtung eine Rolle, wie etwa Solarlaternen mit Bewegungssensor, die sich in der Dunkelheit nur einschalten, wenn jemand den Weg benutzt. Auch die Barrierefreiheit für Rollatoren und Rollstuhle wurde genannt. Die Nord-Süd-Verbindung sollte besser sein. Genannt wurden Hochborde und die Fahrradfreundlichkeit. So war plan-lokal gar nicht bewusst, dass es hier eine Beschilderung gibt, die Radfahrern die Benutzung eines Weges in die eine Richtung erlaubt, in die Gegenrichtung aber nicht. Auch breitere Wege, die die verschiedenen Nutzungsarten erleichtern, wurden gewünscht und eine Beschilderung, die die Orientierung für Ortsfremde erleichtert. Unter ‚Weiteres‘ wurde gewünscht, dass die Informationen und Flyer in mehreren Sprachen verfasst sein sollten, um die Beteiligung auch für vor Ort lebende Migranten zu erleichtern. Das Potential des Hochdahlhauses solle genutzt werden und Schutz vor Vandalismus und langfristige Pflege des Stadtweihers und seines Umfelds wurde gewünscht.

Auf kleine Zettel notierten die Teilnehmer ihre Ideen, Anregungen und Wünsche.

„Insgesamt gilt es die Balance zwischen Aktivität und Ruhe zu finden“, so Scholle. Ein Café oder auch Streetfood sei mehrfach gewünscht worden. „Wie ist denn das Plangebiet gefasst? Der Stadtweiher ist ja Teil des Grüngürtels und für alle Wünsche ist direkt am Weiher vielleicht kein Platz, etwas weiter weg aber schon“, wollte ein Teilnehmer wissen. „Für das Verfahren gilt ein umgrenzter Raum. Alles andere kann man in die ‚Ideenbank‘ geben“, erklärte Thomas Scholle. Im Laufe des Prozesses müsse man sich fragen sich vielleicht fragen: „Muss das hier sein oder kann das auch woanders hin?“

Die gesamte Planung müsse eine ‚Linie‘, ein gemeinsames Thema haben, für das man ein Leitbild entwickeln könnte, wurde angeregt. Eine Besucherin ergänzte, dass das Leitbild vor allem Begegnung sei. „Es geht doch immer um das Erleben und das Miteinander in der urbanen grünen Mitte.“ Ein Pflegekonzept und pflegeleichte Pflanzen wurden angeregt. Allerdings wurde auch gewünscht, dass die jeweiligen Folgekosten, die sich aus den Wünschen ergeben, transparent gemacht werden, damit Bürger sinnvolle Entscheidungen treffen können. Es gab noch einige weitere Anregungen, wie ’nicht alles verplanen – Raum für spätere Entwicklung lassen‘ oder ‚aufgestellte Wände, an denen Jugendliche legal ’sprayen‘ können‘ und ‚Bildungsangebote und Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzzentrum‘. „Das alles waren gute Kommentare. Wir sehen uns im Konzeptworkshop im nächsten Jahr“, schloss Thomas Scholle das Ideenforum ab.

Ein herzlicher Dank an alle

Das Schlusswort übernahm Fabian Schmidt: „Herzlichen Dank an alle Bürger, die trotz der kurzen Einladungszeit und des weiteren Weges heute Abend gekommen sind. Mein Dank geht auch an plan-lokal und die Mitarbeiter in der Verwaltung.“ Wie wichtig das Thema Stadtweiher sei, hätte sich an diesem Abend an der konstruktiven Zusammenarbeit gezeigt. „Meine Erwartungen an diesen Abend waren eher gedämpft“, drückte er aus, was auch mit Blick auf das erste Ideenforum vor zwei Jahren in ihm vorging. „Ich bin sehr, sehr positiv überrascht. Das war sehr konstruktiv und dafür möchte ich mich ganz besonders herzlich bedanken. Ich hoffe, dass Sie sich alle mitgenommen fühlen und das sie andere mitnehmen und dass wir alle und noch mehr Menschen uns wiedersehen.“

Die Online-Beteiligung zum Stadtweiher ist noch bis einschließlich 8. Dezember 2023 möglich. Die Ideen können bestimmten Orten rund um den Stadtweiher zugeordnet werden. Auch die bereits eingebrachten Ideen anderer Bürger sind zu sehen.

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