Von Ignoranten, Hamstern und Knopfzählern

Karl-Heinz Kieckers während seines Vortrags beim monatlichen Stammtisch des Bergischen Geschichtsvereins Erkrath. Foto: RG

In einem kurzweiligen Vortrag beim letzten Stammtisch des Bergischen Geschichtsvereins Erkrath erläuterte Karl-Heinz Kieckers Recherchewege für Historiker.

Karl-Heinz Kieckers ist nicht nur im Beirat der BGV Erkrath, er ist auch mit Leib und Seele (Militär-)Historiker. Für seinen Vortrag hatte er sich Karten mit Abbildungen vorbereitet, anhand derer die Zuhörer erraten sollten, auf was er jeweils anspielte. Sehr zum Spaß der Anwesenden, war das nicht immer eindeutig, aber schließlich kam er dann jeweils auf das Thema Quellenforschung. “Früher zählen dazu vor allem Legenden, Sagen, Märchen, aber auch Augenzeugenberichte”, erklärte Kieckers. Gefolgt werden diese Quellen von den Schriften und Büchern, auch Steuerverzeichnisse, Tabellen und Statistiken, so Kieckers, zu den Quellen in denen sich Recherchieren lässt.

Selbst Musik, wie Operetten oder Opern, böten Anhaltspunkte für geschichtliche Recherchen. Nicht zu vergessen Gemälde und in späterer Zeit Fotografien. Auch die Architektur böte immer wieder Ansätze für Recherchen, ob Statuen oder Gebäude. Antike Friesen an Gebäuden enthielten oft Darstellungen der Völker jener Zeit. Den Abbildungen könne man zum Teil die Waffentechnik der damaligen Zeit entnehmen. Den Haken ins hier und jetzt schlug er dann mit dem Beispiel der Bergischen Bauernhäuser, die viel über das Leben der Menschen in der Region in früherer Zeit verraten.

“Wer recherchiert, dem seien auch die Bestände der Museen und Ausstellungen öffentlicher Sammlungen empfohlen. Leider sind viele private Sammlungen nicht zugänglich”, bedauerte Kieckers, das nicht alle Quellen den Historikern zugänglich sind. Schließlich kam er auf Ausgrabungen. Immer wieder käme es vor, dass diese bisherige Annahmen zur Geschichte jener Zeit widerlegen. Dabei kam er natürlich auch auf sein Thema Militärhistorie. Die Ausgrabung am Harzhorn und auf die Funktionalität von Belagerungsmaschinen. Er erzählte, wie anhand von Bodenfunden, wie Repetierarmbrüsten, Ablauf und Art von Schlachten ermittelt werde. Aber auch, wie über gefundene Tonscherben und Abbildungen, erkannt wird, wie und wo sich Bevölkerungsgruppen aufhielten. So sei – aufgrund der dunklen Hautfarbe abgebildeter Menschen nachvollziehbar gewesen, das Menschen von Äthiopien über Persien nach Griechenland kamen.

Schließlich kam er auf moderne Methoden, die Vermessungen mit Drohnen oder Flugzeugen oder Bilder, die Satelliten von der Erde machen. Um wieder ‘zurück auf die Erde zu kommen’, verwieß er auf Sondengänger, Metalldetektoren und Ultraschall, aber auch Wärmesensoren und Radar. Selbst die C14 Methode (auch Radiokarbonmethode) zur Altersbestimmung von Archäologischen Funden ließ er nicht aus.

“Auch TV-Dokumentationen können einen bei Recherchen weiterbringen und nicht zu vergessen das Internet mit seinen Recherchemöglichkeiten, die auch historische Bücher einschließen, die sich in den digitalen Bibliotheken einer Hochschulen befinden”, führte Karl-Heinz Kieckers weiter aus, bevor er den Zuhörenden ans Herz legte, die eine oder andere Städte auch einmal zu bereisen und sich vor Ort anzuschauen. Dann kam er auf ‘Living-History’ zu sprechen, was das Nachstellen Militärischer Schlachten aus vergangenen Zeiten beschreibt, aber auch das Leben der Menschen zur jeweiligen Zeit.

“Gut recherchieren heißt, die Funde zu bewerten, zu überprüfen, zu vergleichen und schließlich die wesentlichen Dinge zusammenzuführen”, empfahl er das Vorgehen. Man solle nicht einfach sammeln, sammeln, sammeln. Bei Hinweisen in Büchern sei vor allem die Suche nach der ursprünglichen Quelle wichtig. Dafür solle man die fünf ‘W’ berücksichtigen: Wer (hat es verfasst, geschrieben), Wie + Was (welche Informationsform wurde gewählt), Wo (So sei in allen ostdeutschen Schriften immer der Hinweis auf das Brudervolk enthalten, man müsse deshalb immer betrachten, wo etwas niedergeschrieben wurde), Wann (den jeweiligen Zeitgeist berücksichtigen, Beispiel Uniformen in den Jahren 1870 bis 1914), für Wen (für welche Zielgruppe wurde der Text geschrieben).

Auf wen man bei Recherchen gut verzichten könne

Unterhaltsam wurde es dann noch einmal zum Schluss, als Karl-Heinz Kieckers charakterisierte, wer einem bei Recherchen so begegne und auf wen man dabei verzichten könnte. Genannt waren die ‘Ignoranten’, die auf Anfragen nicht antworten würden. Oder etwa die ‘Hamster’ die Informationen sammeln, aber mit niemandem teilen. Dann seien da auch noch die ‘Dogmatiker’, die nur ihre Meinung vertreten und die Besserwisser, die nachher sagen: ‘Das hätte ich besser gekonnt.’ Auch ‘Raubritter’ gäbe es, die Ergebnisse anderer einkassieren und dann in eigenem Namen veröffentlichen. Nicht zu vergessen die ‘Knopfzähler’. Die kennt Kieckers als Militärhistoriker natürlich gut. “Das sind die, die bei den Zinnsoldaten an der Uniform die Zahl der aufgemalten Knöpfe nachzählen und darauf hinweisen, dass die Zahl nicht der Original-Uniform entspricht”, verriet er abschließend.

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