Vom Aquazoo zur Multimedia-Reportage des Wissenschaftsjahrs

Düsseldorf/Aachen/Würzburg

Im Labor untersucht und verarbeitet Anna Bartz die Fäden der Seidenspinnen aus dem Aquazoo. Foto: Uniklinik Aachen

Mit den Seidenspinnen vom Aquazoo hat Anna Bartz 2019 ihre Doktorarbeit begonnen. Jetzt wurde ihr Forschungsprojekt als Beitrag für das Wissenschaftsjahr 2020/21 ausgewählt.

Die Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg hat die Forschungsarbeit von Anna Bartz für das Wissenschaftsjahr 2020/21 für den Bereich „Bioökonomie: Eine Multimedia-Reportage“ ausgewählt – und damit ein Projekt gewürdigt, das seine Wurzeln an der Uni Bonn und im Aquazoo Löbbecke Museum Düsseldorf hat. Mit der Auswahl fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung dieses Jahr insgesamt 32 Vorhaben, die zum Ziel haben, die Bioökonomie-Forschung in interaktiven Veranstaltungsformaten in die Öffentlichkeit zu tragen und sich mit Bürgerinnen und Bürgern über eine nachhaltige, biobasierte Wirtschafts- und Lebensform auszutauschen.

Im Rahmen ihrer Doktorarbeit erforscht Anna Bartz die Eignung von Spinnenseide als Gewebeersatzmaterial. Dazu „melkt“ die aus Erkrath stammenden Wissenschaftlerin regelmäßig die Seidenspinnen des Aquazoos. Denn Spinnenseide verfügt über besondere biomedizinische Eigenschaften. Sie ist extrem reißfest, elastisch, hitzebeständig, zyto- und biokompatibel und sie hat eine antibakterielle Wirkung. Das macht sie als Trägermaterial für den Knochenersatz bei Gewebeverlusten jeglicher Art – beispielsweise nach Unfällen, Operationen oder Tumorbehandlungen – interessant. Ziel ihrer Promotionsarbeit ist es, eine optimale Trägerstruktur für die Geweberekonstruktion von Knochen (Tissue Engineering) in zwei- und dreidimensionalen (2D / 3D) Baugerüsten unter Einsatz verschiedener Spinnenseiden im Vergleich zur Seide des Seidenraupenspinners zu entwickeln. „Bisher haben wir ausschließlich mit zweidimensionalen Strukturen gearbeitet, d.h. Stammzellen auf den Spinnenseide-Webrahmen ausgesät und anschließend analysiert“, erklärt Bartz: „Als nächstes stehen Versuche mit 3D-Strukturen an, die stärker der Struktur des natürlichen Knochens entsprechen.“

Gestartet an der Universität Bonn und mit Hilfe der Spinnen und Mitarbeiter des Aquazoos hat Bartz ihr Kontaktnetz nicht nur zum Bochumer Tierpark + Fossilium erweitert. Ihr Projekt wird vom Museum Koenig in Bonn unterstützt und es bestehen Kooperationen mit dem Institut für Textilmaschinen und Textile Hochleistungswerkstofftechnik der Universität Dresden sowie mit der Klinik für Kieferorthopädie der Uniklinik der RWTH Aachen.

Auch Anna Bartz selbst forscht seit einigen Monaten in Aachen weiter: „Um stärkere Impulse aus dem Bereich der Regenerativen Medizin nutzen zu können, habe ich mich zum Wintersemester 2020/21 entschlossen, das Forschungsprojekt an der Uniklinik RWTH Aachen am ‘Institut für Pathologie und Helmholtz Institut für Biomedizinische Technologien – Zell- und Molekularbiologie an Grenzflächen’ fortzusetzen. Das Institut ist Teil der Forschungsgruppe ‘Stammzellen und Tissue Engineering’ des Stammzellennetzwerkes NRW.“ Als Mitglied der Arbeitsgruppe „Stammzellen und Tissue Engineering“ setzt Bartz auf die Synergieeffekte, die sich durch die langjährige Erfahrung der Gruppe und deren Vernetzung mit Ingenieuren und Materialwissenschaftlern ergeben werden. Die weitreichende Verzahnung ist wichtig, denn das Forschungsprojekt selbst ist an der Schnittstelle Zellbiologie, Unfallchirurgie, Orthopädie, Pathologie, Kieferorthopädie und Zoologie angesetzt und betritt mit seinem interdisziplinären Ansatz Neuland.

Neue Wege hatte Bartz auch schon mit der Finanzierung des Projekts eingeschlagen und die nötigen Forschungsgelder über Crowdfunding eingeworben, was bei wissenschaftlichen Arbeiten ein (noch) eher ungewöhnlicher Schritt war. Nun hofft sie noch einmal auf die Unterstützung der „Crowd“, um eine studentische Hilfskraft zu finanzieren, die den Wissenschaftlern bei der Herstellung der Webrahmen und der Aufzucht und Pflege der Seidenspinnen hilft.

Crowdfunding zur weiteren Projektfinanzierung

Wer das Forschungsprojekt unterstützen möchte, kann sich aktuell an der Finanzierung einer studentischen Hilfskraft beteiligen, die sechs Monate 19 Stunden pro Woche bei der Herstellung der Webrahmen sowie Aufzucht und Pflege der Seidenspinnen hilft. Hierzu werden 6.000 Euro benötigt.

Projektkonto: RWTH Aachen | Verwendungszweck: IA 225060
Sparkasse Aachen | IBAN: DE27 3905 0000 0013 0040 15 | BIC: AACSDE33

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