Verfrühte Weihnachtsferien: Eine gute Entscheidung?

Symbolbild Weihnachtsferien: Alexas_Fotos, Pixabay

Zwei Tage früher Weihnachtsferien. Das hat das NRW-Schulministerium in dieser Woche entschieden. Demnach soll der Unterricht bereits am 18. Dezember- und nicht wie angedacht am 22. Dezember- enden.

Gymnasium Hochdahl

Für Ricarda Thöne, stellvertretende Schulleiterin des Gymnasiums Hochdahl, ist die Regelung nachvollziehbar. „Wir werden diese Entscheidung auch mittragen“, gibt sie wieder. Problematisch könnte es bei den Klassenarbeiten und Klausuren werden, die an diesem Tagen stattgefunden hätten. Eine einheitliche Regelung hat das Gymnasium Hochdahl diesbezüglich noch nicht geschaffen. „Aktuell sind wir mit unserer Erprobung des reinen Online-Unterrichts beschäftigt. Alle Schüler werden von den Lehrern online unterrichtet, damit wir den Ernstfall üben können“, berichtet Ricarda Thöne. Dass in ihrer Brust zwei Herzen schlagen, gibt sie unumwunden zu. „Natürlich ist uns nicht wohl dabei, mit insgesamt 900 Personen in einem Gebäude zu sein. Präsenzunterricht ist aber für die Schüler noch immer die beste Unterrichtsform“, versichert die stellvertretende Schulleiterin, die sich für die Entscheidung des früheren Ferienbeginns ausspricht.

Realschule Erkrath

Für Ulrike Stamm-Kopplow, Schulleiterin der Realschule Erkrath, ist die Entscheidung ebenfalls „völlig in Ordnung“. „Schon den Montag und Dienstag vor Weihnachten zu schließen, minimiert die Kontaktmöglichkeiten“, ist sie sich sicher. Den Druck, wichtige Vorabiturklausuren zu verschieben, wie es an den Gymnasien der Fall sein könnte, hat die Realschule nicht. „Natürlich müssen wir auch Klassenarbeiten verschieben, aber da sind wir flexibler“, kann sich Ulrike Stamm-Kopplow vorstellen. Dass es sich bei der früheren Schulschließung nicht um zwei „geschenkte Tage“ handelt, dessen ist sich die Schulleiterin sicher. „Diese werden vielleicht in der Karnevalszeit nachgeholt“, mutmaßt sie. Bisher ist bei der Realschule Erkrath übrigens keine innerschulische Ansteckung nachgewiesen worden. „Schüler, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, haben Schüler in ihrem Umfeld nicht angesteckt. Unser Hygienekonzept funktioniert“, so die Schulleiterin. Vor Betreuungsengpässen macht sich Ulrike Stamm-Kopplow ebenfalls keine Sorgen. Die Notbetreuung hat bei der Realschule Erkrath auch in der ersten Lockdownphase gut funktioniert. „Die Nachfrage nach einer Notbetreuung war bei uns auch im Frühjahr recht gering.“

Johannesschule

Das sieht bei den Grundschülern der Johannesschule schon anders aus. „Rund 50 Prozent unserer Schüler werden das Betreuungsangebot in Anspruch nehmen müssen“, ist sich Rektorin Regina Bergermann sicher. Das macht für die Johannesschule rund 50-60 Schüler aus, die in den geschlossenen Schultagen die Ogata besuchen müssen. Verständnis für die Regelung hat Regina Bergermann trotzdem. „Wir sprechen nicht nur von den zwei Tagen Montag und Dienstag- dazwischen liegt auch das Wochenende. Erste Symptome können somit erkannt werden“, so ihre Einschätzung. Dass die Tage vor den Weihnachtsferien nicht für Adventskränzchen und Klassenfeiern benutzt werden, sondern intensive Unterrichtsarbeit stattfinden, verrät die Rektorin, die den verlorenen Stoff im Anschluss nachholen möchte. „Ob das aber unbedingt in den Karnevalstagen sein muss, das halte ich noch nicht für die beste Lösung. Die Zeit zwischen Weihnachten und Ostern ist die längste Arbeitszeit und die Karnevalstage werden gerne zum „verschnaufen“ genutzt“, berichtet sie. Letztlich geht die Johannesschule aber alle Weisungen der Regierung nach. Und auch die Eltern zeigen größtenteils Verständnis für die Situation, die letztlich nicht von der Schule selbst veranlasst wird. „Unsere Eltern unterstützen uns intensiv“, freut sich Regina Bergermann.

Grundschule Millrath

Ulla Winz, Rektorin der Gemeinschaftsgrundschule Millrath, findet deutlichere Worte für die angedachte Situation. „Offiziell wissen wir von nichts. Das Schulministerium hat uns Schulen noch nicht über die Änderungen informiert“, ärgert sich die Schulleiterin. „Lehrer in der heutigen Zeit benötigen ein Radio oder einen Fernseher, um überhaupt informiert zu werden“, so ihre Worte. Wie eine Notbetreuung aussehen könnte, ob diese von der Ogata oder der Schule selbst übernommen wird, das weiß Ulla Winz noch nicht. „Eigentlich greift die Nachmittagsbetreuung erst ab 11.30 Uhr. Für die frühere Betreuung ist die Schule zuständig“, weiß Winz. Auch kann sie sich nicht vorstellen, dass sich alle Eltern und Schüler auch an die Distanzzeit halten, die durch diese Lösung geschaffen wurde. „Die Tage werden dann von manchen Familien genutzt, um sich trotzdem zu verabreden“, könnte sich Ulla Winz vorstellen. Dass Kindergärten derweilen trotzdem geöffnet haben werden, dass hält die Schulleiterin ebenfalls für fragwürdig. „Hier wird wieder mit dem Organisationstalent der Eltern gerechnet, die ohnehin in diesem Jahr schon viel leisten mussten“, so ihre Einstellung. Eine Meinung zur Sinnhaftigkeit der Lösung möchte sich Ulla Winz nicht schaffen. „Das ist eine medizinische Entscheidung, dazu kann ich nichts sagen.“

BmU hakt nach:

Bei der lokalen Politik ist das Problem der Notbetreuung ebenfalls in den Fokus des Interesses gerückt. Die BmU-Fraktion macht sich Sorgen um Engpässe in Bezug auf die Betreuungsplätze. „Für viele Eltern dürfte dieser relativ spontane Beschluss der Landesregierung für Probleme mit der Betreuung ihrer Kinder sorgen, da zum Jahresende und aufgrund der Pandemie viele bereits ihr Urlaubskontigent verplant oder ausgeschöpft haben“, schreibt Christian Ritt (BmU) in einem Schreiben an die Schulverwaltung und bittet gleichzeitig, den Bedarf zu evaluieren und bei Bedarf Notbetreuungen zu organisieren.

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