Ursprünglicher Stadtweiher ist nicht mehr zu retten

Von Tanja Bamme

Johannes Günterberg vom Fachbereich Grün (li.) und Dipl. Ing. Reinhard Beck vom gleichnamigen Ingenieurbüro haben ein Modellszenario entwickelt, auf dessen Grundlage Bürgerschaft und Politik weiterplanen können/ Foto: TB

Schön ist die Nachricht nicht, mit der Bürgermeister Christoph Schultz heute morgen vor die Presse getreten ist. Der Stadtweiher in seinem ursprünglichen Zustand kann nicht wieder hergestellt werden, die vorhandenen Wasservorkommen reichen für die Einspeisung nicht aus.

Überraschend war die Information auch für Bürgermeister Christoph Schultz. „Als wir vor zwei Jahren das erste Gutachten zum Stadtweiher in Auftrag gegeben haben, sah es zunächst noch anders aus. Auf dieser Grundlage haben wir geplant“, erinnert sich der Schultz, der mit den neusten Erkenntnissen nicht gerechnet hat. Dipl. Ing. Reinhard Beck vom gleichnamigen Ingenieurbüro hat sich dem Thema umfangreich angenommen. Erst nachdem der Schlammgrund des Weihers sichtbar war, konnten fundierte Messungen durchgeführt werden. Mit dem Ergebnis, dass der Grundwasserspiegel über die vergangenen Jahre deutlich abgefallen ist. Gründe gibt es gleich mehrere. Zunächst hat die starke Versiegelung des Quartiers Hochdahl zu einem anderen Abflussverhalten des Regenwassers geführt. „Zudem haben auch die vergangenen Jahre mit ihren steigenden Temperaturen zu einer erhöhten Verdampfung des Wassers geführt“, ergänzt Reinhard Beck in seinen Ausführungen.

Nur ein Drittel der Gesamtfläche könnte erhalten werden

Klar wird in dem Gutachten des Fachplaners, dass eine Erhaltung der jetzigen Anlage nicht mehr tragbar ist. Und auch nicht verhandelbar. Zu gering (maximal 20 cm, in Sommermonaten wesentlich geringer) wäre die Wassermenge in dem gut 30.000 qm² großen Becken. Und noch eine weitere Schwierigkeit kommt hinzu. Der Sedentaler Bach, der aktuell kaum mehr Wasser führt, müsste bei einer erneuten Inbetriebnahme des Weihers eine Grundabgabemenge von einem Liter pro Sekunde erhalten. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. „Das hört sich zwar erstmal nicht viel an, aber so viel Wasser kann nicht erneut eingespeist werden um eine konstante Grundmenge an Wasser im Becken zu gewährleisten. Selbst wenn man die gesamte Fläche mit einer Folie versiegeln würde und kein Wasser durch den Boden tiefer in das Grundwasser sickert“, erläutert Reinhard Beck.

Dass diese Nachricht für die Anwohner, aber auch für alle Erkrather ein Schock darstellt, kann Bürgermeister Christoph Schultz nachvollziehen. „Deshalb möchten wir die Bürgerschaft frühzeitig in die Pläne mit einbeziehen, aufklären und einladen, sich an der Neugestaltung zu beteiligen“, fasst Schultz zusammen. Erste Ideen in Form eines neuen Szenarios hat Reinhard Beck der Verwaltung bereits mit auf den Weg gegeben. So könnte sich dieser vorstellen, nur den nordwestlichen Weiher mit einer Gesamtfläche von rund 9.500 qm² als Weiherfläche zu erhalten. Der Sedentaler Bach wäre in diesem Fall ausgegrenzt, eine Grundabgabepflicht bestünde nicht. Die Wassermenge, die vom Kattendahler Graben aus in Richtung Weiher fließt würde für eine Einspeisung in das kleinere Becken ausreichen, die Wasserhöhe nach aktuellsten Berechnungen immer zwischen 1,80 und zwei Meter schwanken. Vorausgesetzt, auch dieses Becken würde mit einer Folie ausgekleidet. “Das Ganze ähnelt dann einem übergroßen Gartenteich. Für ein nicht versiegeltes Becken liegt der Grundwasserspiegel zu tief. Das Wasser würde nach unten absickern”, so Beck weiter.

Bürgerschaft ist ins Bürgerhaus eingeladen

Für die restliche Fläche könnte sich Johannes Günterberg vom Fachbereich Grün vorstellen, eine Grünfläche anzulegen. Der Bereich, in dem der Sedentaler Bach fließt, könnte wiederum als Retentionsraum- also als natürliches Regenrückhaltebecken- geführt werden. „Eine weitere Sicherheit für die Anwohner, gerade in Anbetracht der kommenden Starkregenereignisse“, versichert Reinhard Beck, der bei der bevorstehenden Bürgerversammlung nochmals mit Rat und Tat zur Verfügung stehen wird. Diese Versammlung findet unter den dort geltenden Corona-Verordnungen am 15. September in der Zeit von 18-20.30 Uhr im Bürgerhaus statt. Eine gesonderte Einladung wird heute noch an alle Anwohner geschickt. Die Politik wird sich mit dem Thema erstmalig im Fachausschuss am 26. August beschäftigen.

Teurer wird die Umgestaltung der Anlage ebenfalls. Bisher ist die Verwaltung durch die Kosten der Entschlammung und Aufarbeitung von einem Investitionsvolumen von 1,2 Millionen Euro ausgegangen. „Nach neusten Berechnungen liegen wir bei einem Gesamtvolumen von rund fünf Millionen. Mit den Fördermittelgebern sind die zusätzlichen Maßnahmen noch nicht abgesprochen, wir sind noch komplett ergebnisoffen“, so Johannes Günterberg.

Modellberechnung/ Stadt Erkrath

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