Unterwegs als Tatort-Ermittler in Alt-Erkrath

Foto: LW

Am Sonntag (1. Mai 2022) war der zweite und letzte Tag der neanderlandTATORTE 2022. Nachdem wir tags zuvor in Hochdahl ‘ermittelt’ haben, waren wir an diesem Tag in drei Ateliers in Alt-Erkrath.

Hinein in den ‘Pfarrhof’, denn dort verbergen sich in der Kirchstraße mit der Hausnummer 5 gleich zwei Ateliers. Schon im Treppenaufgang bemerkt man: ‘Hier hat Kunst eine Heimat gefunden’. Dort hängen großformatige Bilder. Oben angekommen besuchten wir zuerst das Atelier von Mariele Koschmieder und die hatte einen Gast: Hilla Hueber aus Düsseldorf.

Hilla Hueber

“Mal zeichne ich mehr, mal male ich mehr in Öl”, erklärte sie uns, als wir ihre Werke betrachten. “Im Moment zeichne ich mehr.” Und das macht Hilla Hueber dann mit Tusche und die Werke, die wir sehen sind sehr ‘feinteilig’. Man muss schon näher herantreten, um zu sehen, dass sich in diesen Bildern immer noch etwas versteckt, dass man auf den ersten Blick – mit Abstand zum Bild – nicht erfasst.

Aber Hueber zeichnet nicht nur mit Tusche, sie malt auch damit. “Mit Tusche malt man sehr viel schneller, spontaner”, erklärte sie. “Ein solches Bild entsteht an einem einzigen Nachmittag, während andere Werke deutlich viel mehr Zeit benötigen.” In der (Öl-)Malerei finden sich in Hilla Huebers Bildern viele Ozean-Motive. Die sind vielleicht einer ‘leisen Sehnsucht geschuldet’, denn viele Jahre hat sie in San Francisco an der Küste gelebt.
Mehr über Hilla Hueber: www.hilla-hueber-studio.com

Mariele Koschmieder

Hilla Hueber (l.) und Mariele Koschmieder gemeinsam im Atelier von Mariele Koschmieder. Foto: LW

Mariele Koschmieder braucht ‘Raum’ (wie wir schon im Treppenhaus bemerkten). Sie malt oft großformatig und farbenprächtig. Den Stil mag man als ‘naive Malerei’ bezeichnen, die einen starken Ausdruck entwickelt. Auch Mariele Koschmieder versteckt kleine Details in ihren Bildern. “Die Welt ist eben nicht nur schön”, kommentierte sie. Mal ist es eine Nadel, mal ein Flicken, die anzeigen, dass das Leben nicht perfekt ist. Seit 2003 ist sie in diesem Atelier im Pfarrhof und ist dankbar für den Raum, den es ihr für die großformatigen Bilder lässt. Aber auch sie sucht zwischendurch ‘Erholung’ in kleineren Werken, meist Collagen, in denen sie Materialreste verarbeitet, die im Atelier anfallen.

Das großformatige Bild eines Mädchens dominiert ein wenig in ihrem Atelier und machte uns neugierig. Wie malt man ein solch großes Bild? Mariele Koschmieder zeigte uns eine höhenverstellbare Staffelei. “Für den oberen Teil stand das Bild auch schon einmal auf dem Boden und ich zum Malen auf einem Hocker”, verriet sie. Nach der Pandemie befragt, erklärte sie, dass sie die Zeit genutzt habe kreativ zu sein, aber auch sehr viel ‘Vereinsarbeit’ gemacht habe. Ausstellungen gab es dennoch, wenn es auch weniger waren, als vor der Pandemie. Sie nennt als Beispiel die Ausstellung in den Kasematten in Düsseldorf, für die Bilder auf Planen gedruckt und dort ausgestellt wurden.
Mehr über Mariele Koschmieder: www.mariele-koschmieder.de

Sabine Clemens

Gleich nebenan hat Sabine Clemens ihr Atelier. Wir tauchten ein in eine ‘andere Kunstwelt’, denn Sabine Clemens malt abstrakt in Acryl. Auch sie hat ihr Atelier bereits seit 2003 an diesem Standort. Jahr für Jahr bewirbt sie sich mit ihren Werken auf bei der Erk@Art (früher LokArt). “Einmal habe ich den Publikumspreis erhalten”, berichtete sie uns. Neben Acrylbildern, die immer wieder auch mit Struktur durch Gewebeteile oder durch Marmormehl, enthalten, finden sich auch Kollagen aus unterschiedlichen Materialien in ihrem Atelier.

Eigentlich war Sabine Clemens Lehrerin am Gymnasium und unterrichtete Deutsch und Sport, bevor sie sich noch einmal neu orientierte und von der ‘Pike auf’ Kunst studierte, wie sie uns erzählte. Die Ideen zu ihren Bildern schöpft sie aus Reiseeindrücken und gesellschaftlicher Thematik und so hat auch der Krieg in der Ukraine schon einen Bildausdruck gefunden. “Ich bin in Königsberg geboren und hab noch viel von den Nachwirkungen des Kriegs erlebt”, erklärte sie. Zwei Bilder mit den Titeln ‘Kein Weg zurück’ und ‘Flucht bei Nacht’ widmen sich dem Thema.
Mehr über Sabine Clemens: www.atelier-sabine-clemens.de

Von der Kirchstraße fahren wir weiter zum nächsten Tatort: Am Baviersacker 9. Dort warten Lothar Kniep und Bianca Schulz auf uns.

Lothar Kniep

Ein bisschen ist Lothar Kniep ‘der Techniker’ unter den Künstlern. Sein Atelier ist deshalb auch eine Mischung aus Atelier und Werkstatt, in der sich unter anderem auch eine Kupferdruckpresse und eine Handabzugspresse (Nudel) für Linoldrucke befinden. Technik, mit Vorliebe alte Technik, ist in der Kunst genau sein Ding. Momentan hat es ihm die Ätzlavierung (Aquatinta) von Druckplatten angetan. Die kann er allerdings wegen der ätzenden Chemikalien nicht im eigenen Atelier herstellen. Eine so erstellte Druckplatte kann er hingegen für etwa 50 Drucke nutzen, die mit einer einzigen Farbe unterschiedlichste Töne und Schattierungen erzeugt. Das Verfahren, das als ‘malerische Drucktechnik’ gilt ist schon sehr alt. Erfunden wurde es zwischen 1765 und 1768 von Jean Baptiste Leprince. Angewandt haben es Künstler wie erfunden und von Künstlern wie Francisco de Goya, Joan Miró und Hans Körnig.

Besucher konnten am letzten Wochenende bei Lothar Kniep auch einen Linoldruck zum Mitnehmen erstellen. Das Motiv natürlich passenden zu unserer Region ‘ein Neandertaler’. Unter den ausgestellten Werken fielen kleine graue Blöcke aus Pressmaterial mit schwarzen Motiven auf. “Die habe ich ursprünglich mal als Muster für größere Werke erstellt, aber dann wollten Ausstellungsbesucher gerade die kleinen Blöcke haben”, erklärte er, warum es diese nun auch in einer Serie gibt. Die etwa DIN A6 großen ‘Minibilder’ lassen sich aufhängen oder auch einfach auf einem Sims oder einem Schreibtisch aufstellen.
Mehr über Lothar Kniep: www.kunstknieperei.de

Bianca Schulz

Bianca Schulz mitgebrachte Ausstellungsstücke ‘schauten einen direkt an’, denn ihr aktuelles Thema sind Gesichter. Die Malerin erzählt: “Ich konnte nicht wirklich gut zeichnen und habe deshalb aus Neugierde einen Zeichenkurs für Gesichter belegt. Aber die waren mir alle zu schön”, verriet sie lachend. Daraus entstand die Idee eben ‘nicht schöne Gesichter’ zu malen. Eine Serie von acht Bildern hat sie an das Buch ‘Das Parfüm’ von Patrick Süßkind gemalt. Mit dabei ist natürlich auch der Fischmarkt, an dem die Geschichte beginnt und endet. Das Buch ist ihr im Leben immer wieder begegnet und sie hat es mehrfach gelesen, zuletzt als ihr Sohn es im Abitur noch einmal hervor kramte. Sie war fasziniert von dem Protagonisten, der ‘keine Liebe geben konnte’ und Menschen manipulierte. “Es ist eben nicht alles schön”, kommentierte sie ihre neue Bildserie, die Gesichter seltsam verzerrt präsentiert.
Mehr über Bianca Schulz: www.biancaschulzarts.de

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