Turm Höhlenblick: Endlich eine ‘würdige’ Fundstelle

Hoch oben unter der Schädelkalotte. © LW

Am 9. Dezember 2022 öffnet der Turm Höhlenblick an der Fundstelle des Neandertalers erstmals für Besucher. Wir durften vorab einen Blick auf die neueste Attraktion werfen.

Ein vorab: Ein ‘Aussichtsturm’ im klassischen Sinne ist der Turm Höhlenblick nicht, auch wenn man eine gute Aussicht von der oberen Plattform hat. Jetzt im Winter mit wenig Laub sieht man zum Beispiel die ursprünglichen Abbruchkanten des Kalkabbaus so gut, wie wohl von keinem anderen Standort im Neandertal. Das lässt das ursprüngliche Tal mit seinen Schluchten erahnen.

Der Turm Höhlenblick ist ein Erlebnisturm, der Besucher schon auf dem Weg nach oben mit auf eine kleine Zeitreise nimmt. An den Wendepunkten der nach oben führenden Rampe finden Besucher Plakatwände und mittels Audiostories von ‘Zeitzeugen’ etwas über die Talgeschichte . Wer jetzt beim ‘Erklimmen’ des 22 Meter hohen Turms an Anstrengung denkt: Keine Spur. Der barrierefreie Aufweg über 360 Meter Rampen lässt die Steigung fast nicht spüren und gelingt wohl allen, ohne auch nur einmal aus der Puste zu kommen. Menschen, die nicht eingeschränkt sind, können für den Rückweg auch den schnellen Abgang über eine Wendeltreppe im inneren wählen. Wer nachfühlen möchte, ‘wie tief die Schlucht einst war’, kann unterhalb der Plattform durch den Netztunnel klettern. Achtung: Man sollte schwindelfrei sein.

Auf der oberen Plattform wartet dann – neben dem Ausblick in die umliegende Natur – eine 3D Nachbildung der gefundenen Knochenteile des Neandertalers. Über einen QR-Code kann man hier ein 360 Grad Video der Fundhöhle Feldhofer Grotte auslösen, dass die ‘Begräbnisszene’ des Neandertalers nachstellt.

© Neanderthal Museum

Außerdem auf der Plattform: Je zwei ‘Fernrohre’ für Erwachsene und zwei für Kinder oder Menschen im Rollstuhl, die eine visuelle Zeitreise in die Zeit des Neandertalers ermöglichen. Die Augmented-Reality-Erlebnisreise lässt Besucher die tiefe eiszeitliche Schlucht erblicken und sie können ‘dem Neandertaler bei der Wisentjagd über die Schulter schauen’. Sie sehen das Alltagsleben der Neandertaler, Mammutherden in der Ferne und können beobachten, wie ein gewaltiger Höhlenlöwe zum Sprung ansetzt, um einen Riesenhirsch zu reißen.

Ein kleiner Blick in eine der Szenen

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Über der Plattform befindet sich als ‘Dach’ die neun Meter lange und sechs Tonnen schwere Nachbildung der Schädelkalotte des Neandertalers in ‘Großformat’. Bei der Vorabbesichtigung sagt Museumsleiterin Dr. Bärbel Auffermann: “Wir freuen uns, heute hier zu stehen.” Gemeint war vor allem, dass die Eröffnung des Turms Höhlenblick trotz Corona und den Krisen, die es erschwert haben, Handwerker und auch Material pünktlich für den Bau zur Verfügung zu haben, noch in diesem Jahr erfolgen kann. “1995 war das hier ein Schrottplatz mit Öllachen und Schuppen mit alten Schrottautos”, erinnerte sie an die Vergangenheit.

Als es dann 2002 mit Fördermitteln der Euroga gelang, die Fundstelle erstmals aufzuwerten, war das Ergebnis nicht das, was Besucher für die Fundstelle erwartet hätten. “Die Besucher waren irritiert. Einige kamen zurück und schrieben sogar ins Gästebuch: Wo war denn nun die Höhle. Ich verstehe die Fundstelle nicht”, berichtete Dr. Auffermann. Damit begannen die Überlegungen, dass es für die Fundstelle ‘etwas Besseres’ geben müsse, schon 2003. Mit dem Masterplan Neandertal gab es dann die Idee zu einem ‘Höhenpfad durch die Baumwipfel’, aber erst 2014 sollte es mit einem Wettbewerb zur Aufwertung der Fundstelle weitergehen. Den gewann Prof. Jürg Steiner mit seinem Entwurf. Mit einer Zusage von Mitteln durch die Stiftung HABRIS in 2016 und 2018 Mitteln aus der Heimatförderung NRW ging es dann voran. Darüber hinaus übernahm der Kreis Mettmann die Aufwertung der Zuwegung, an der lebensgroße Silhouetten von Zeitzeugen der Talgeschichte die Besucher empfangen und über kinetische Hörstationen zum Sprechen gebracht werden.

Ein Ticket für alles

Mit dem neuen ‘Dein Erlebnisticket’, das an der Tageskasse des Museums und auch online erhältlich ist, ist der Besuch der Dauer- und Sonderausstellung des Museums mit Nutzung des Audioguide und der Besuch der Fundstelle mit dem neuen Erlebnisturm Höhlenblick mit einem Ticket möglich.

Das Online-Ticket kann sowohl ausgedruckt wie auch als Mobile-Ticket verwendet werden. Ein QR-Code schaltet das Drehkreuz am Eingang zur Fundstelle frei. Neben dem Drehkreuz gibt es einen zweiten barrierefreien Eingang. Für dessen Benutzung kann ein kostenfreies Kinderwagenticket im Online-Shop oder an der Tageskasse gebucht werden. Das Ticket für Menschen mit Behinderung öffnet den barrierefreien Eingang automatisch. Ein separates Ticket ist nicht nötig.

Impressionen des Erlebnisturms Höhlenblick

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