Trillser feierten mit verkürzten Zeiten

von Ria Garcia

Am Sonntagnachmittag war das Straßenfest gut besucht. Foto: Lutz Wulfestieg

Die Stimmung war etwas verhaltener und am Samstagabend wurden die Stände schon zwischen 20 und 21 Uhr geschlossen. Nicht ganz so unbeschwert, wie in Vorjahren fand am letzten Wochenende das Trillser Straßenfest statt.

Die Nachricht der Messerattacke in Solingen, bei der drei Menschen starben und acht weitere zum Teil schwer verletzt wurden, bewegte am späten Freitagabend und am Samstagmorgen auch die Menschen in Erkrath. In Haan wurde das Weinfest abgesagt, in Hilden das Fest der Kulturen. Auch der Blaulichttag in Wülfrath wurde abgesagt und viele fragten sich daraufhin, ob das Trillser Straßenfest stattfinden kann (wir berichteten).

„Wir haben uns am Samstagmorgen getroffen und waren uns einig, dass das Trillser Straßenfest mit verkürzten Öffnungszeiten stattfinden soll“, erzählten uns Gottfried und Herbert Bander am Sonntag, die im Franziskus Haus mit einer Fotoausstellung an die ersten Jahre des Trillser Straßenfests erinnerten. Ähnlich hatten auch die Organisatoren des Mettmanner Heimatfestes entschieden. Nina Beekmann, mit der wir uns am Stand der IG Erkrath unterhielten, sagte uns, dass am Samstag vor allem tagsüber weniger Menschen als im Vorjahr unterwegs gewesen sein. „Im letzten Jahr haben sie uns hier die Bude eingerannt“, erinnert sie sich. Unsicher habe sie sich am Samstag nicht gefühlt, allein schon weil deutlich mehr Polizei und Security unterwegs gewesen sei. Am Sonntagnachmittag waren wieder deutlich mehr Menschen unterwegs und auch Nina Beekmann musste schnell ‚zurück an die Arbeit‘. Auch wenn Solingen überall immer wieder Gesprächsthema war, hatte sich auf dem Trillser Straßenfest wieder Normalität eingestellt.

Mit Ihrer Fotoausstellung gaben sie Einblick in die Ursprünge des Trillser Straßenfestes:
Herbert (l.) und Gottfried Bander. | Foto: Lutz Wulfstieg

In Trills lagen zum Fest an den Straßenrändern ganze Kinderzimmer auf Decken ausgebreitet. Wer auf der Suche nach Spielzeug und Büchern war, hatte beim Kindertrödel reichlich Auswahl. „Gestern war die Stimmung noch ein bisschen anders“, sagte uns Dieter Thelen vom Freundeskreis für Flüchtlinge. Dessen Stand befand sich schräg gegenüber von der Bude des Löschzugs Trills, für dessen Reibeplätzchen die Leute regelmäßig Schlange stehen. „Die Schlange der Anstehenden ist ein guter Indikator. Gestern nachmittag brauchte man teils nicht anzustehen“, berichtete er vom Vortag. „Es gab Leute, die gesagt haben, dass ihnen das, was in Solingen geschehen ist, Angst macht.“ Während wir uns unterhielten, bereiteten zwei junge Menschen, die hier bei uns eine neue Heimat gefunden haben, am Stand Handwerkerbrötchen für Festbesucher. „Machen Sie schöne Bilder und berichten sie etwas Positives. Wir alle brauchen das“, ruft uns der junge Mann zu. Wie Recht er doch hat. Auch das Trillser Straßenfest wurde gebraucht, um zu zeigen, dass wir trotz allem noch ein normales Leben haben, uns freuen können, uns mit anderen Menschen austauschen können. Auch über ernste Themen, wie die Geschehnisse in Solingen, die eben auch bei einem Straßenfest verarbeitet werden können, indem man darüber spricht.

Impressionen vom Trillser Straßenfest 2024

Am Sonntagmittag hatte sich auf dem Trillser Straßenfest fast wieder Normalität eingestellt. Es waren viele Besucher da, Kinder standen bei den Stadtwerken zum Kinderschminken an, wenn sie nicht gerade auf den eigenen Trödel achtgeben mussten, es wurde geklönt und der Indikator für ein gut besuchtes Straßenfest, die Schlange am Stand für Reibeplätzchen, passte auch wieder. „Ein bisschen weniger Umsatz als im letzten Jahr wird es für die Vereine wohl seien. Es fehlen ja drei oder vier Stunden vom Samstagabend“, sagte uns Andre Kowalczyk, der am Sonntagmittag am Stand der Großen Erkrather KG ‚zapfte‘. Da aber am Samstagabend aber nach ‚Feierabend‘ ein kleines Unwetter hereinbrach, wäre es wohl ohne die Entscheidung früher zu schließen auch nicht viel anders gekommen.

Foto: Du-Ich-Wir e.V.

„Etwas weniger Besucher als in den Jahren zuvor würde ich schätzen. Je später es wurde, desto mehr Gäste kamen dann aber doch. Solingen war aber natürlich bei allen Besucherinnen und Besuchern im Hinterkopf“, erzählte uns auch Dominik Adolphy von Du-Ich-Wir. Der Verein hatte am Samstag sein Sommerfest mit dem Trillser Straßenfest kombiniert.

Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft

Beim Besuch des offenen Ateliers von Claudia Birkheuer in der Püttbachschmiede, schien die Welt wie immer. Seit 10 Jahren öffnet sie anlässlich des Trillser Straßenfests ihr Atelier für Besucher. In entspannter Atmosphäre wird auch hier – gleich um die Ecke des eigentlichen Straßenfests – geklönt. Nicht, dass die Besucher die Geschehnisse hier verdrängt hätten und nicht auch darüber gesprochen hätten, aber ängstlich fühlte sich hier niemand.

„Ich habe in diesem Jahr ein kleine Kunstprojekt“, erzählte sie uns gut gelaunt. Mit der Idee ein klein wenig Platz im Atelier zu schaffen, hatte sie sich entschlossen, kleinere Bilder an ihre Besucher zu verschenken, weil sie zum Fest keine Preise für Bilder festlegen wollte. Und so standen am Eingang Bilder bereit, von denen Besucher sich eines zum Mitnehmen aussuchen konnten. „Am Ende waren es auch ein paar große Bilder, weil sie Besuchern so gut gefielen“, berichtete sie uns noch am Abend. Ein anderes Geschenk an ihre Besucher war die Lesung noch nicht veröffentlichter Lyrik, die erst in einem Band zur nächsten Leipziger Buchmesse erscheinen werden. Eines davon hat sie auch kurz für uns vorgelesen. Ohne mehr zu verraten: Es steckt wieder Weltgeschehen (Wladimir), gepaart mit einer Spur schwarzem Humor darin.

Erinnerungen an die ersten Trillser Straßenfeste

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