Traditionen zu Silvester

von Ria Garcia

Foto: Pexels / Pixabay

Wie feiern unsere europäischen Nachbarn und Ukrainer Silvester? Wir haben einige Bräuche zusammengetragen.

Was alle Bräuche gemeinsam haben: Die Menschen wünschen sich Glück für das neue Jahr.

Deutschland, Österreich, Schweiz

In Deutschland, Österreich und der Schweiz feiert man Silvester oft mit Freunden oder der Familie. Das Feuerwerk um Mitternacht hat Tradition, wenn es auch in den letzten Jahren oft, mit Blick auf die Feinstaubbelastung, den Klimawandel und das Tierwohl, in Frage gestellt wird. Traditionell gehört auch das Bleigießen dazu. Aus den entstehenden Figuren wird die mögliche Zukunft interpretiert. Auch die Feuerzangenbowle darf an vielen Stellen nicht fehlen. Beliebt zum Essen sind Raclette, Fondue oder auch Kartoffelsalat und Würstchen. Bei unseren österreichischen Nachbarn wird nach Mitternacht noch Gulaschsuppe serviert.

Niederlande

Feuerwerk lieben auch die Niederländer zu Silvester, das bei ihnen Oudjaarsavond (Abend des alten Jahres) heißt. In einigen Städten oder auf dem Land gibt es alternativ auch das Städten und auf dem Land gibt es auch ein Vreugdevuur (Freudenfeuer), bei dem aus Holz gestapelte Türme in Brand gesteckt werden. Das bekannteste wird wohl in Scheveningen entzündet. Auch die Niederländer feiern traditionell meist mit Familie und Freunden. Dabei dürfen die ‘Olliebollen’ in Öl gebackene Hefebällchen nicht fehlen. Unbedingt dazu gehört auch die Oudejaarsconference, in der ein Kabarettist das alte Jahr zusammenfasst.

Frankreich

In Frankreich hat das Feuerwerk zu Silvester keinen wirklichen Stellenwert. Feuerwerk ist dort hingegen für Privatpersonen verboten. In einigen wenigen französischen Gemeinden werden Feuerwerke veranstaltet. Die Pariser erleben in der Regel eine Lichtshow am Arc de Triomphe, die mit einem kurzen und kleinen Feuerwerk endet. Die Franzosen feiern zu Hause mit Familie oder Freunden. Das wichtigste ist in Frankreich am Silvesterabend – wie sollte es anders sein – das gemeinsame und ausgiebige Essen, das répas du réveillon. Typisch sind dabei Austern und Räucherlachs und Champagner gibt es in Frankreich schon zum Aperitif.

Spanien

In Spanien werden an Silvester um Mittnacht die ‘Uvas de la Suerte’ gegessen, was soviel wie ‘Trauben des Glücks’ bedeutet. Mit jedem Schlag der Uhr wird eine Traube gegessen. 12 Stück, eine für jeden Monat des neuen Jahrs, sollen ein glückliches Jahr bescheren, wenn man sie denn bis zum letzten Schlag geschafft hat. Die Spanier haben allerdings einen kleinen Trick, damit das neue Jahr nicht unglücklich verläuft. An diesem Abend sind die Glockenschläge der Rathausuhr in Madrid relevant. Die schlägt an Silvester nicht mit einem Schlag pro Sekunde, sondern einem Schlag alle drei Sekunden. Die Schläge starten also bereits 36 Sekunden vor Mitternacht. Nachgespült und angestoßen wird mit Sekt. Wer auf Glück in der Liebe hofft, wirft einen Goldring ins Sektglas, bevor er trinkt und achtet anschließend darauf ihn nicht zu verschlucken. Und zum Glück in der Liebe gehört dann auch der Brauch Silvester neue rote Unterwäsche zu tragen.

Italien

Den Brauch mit der roten Unterwäsche fürs Liebesglück im nächsten Jahr gibt es auch in Italien. Sie sollte allerdings nicht gekauft, sondern geschenkt werden und sie ist nur für die letzte Nacht im Jahr. Neujahr wird sie mit anderen alten Sachen entsorgt. In Neapel haben die Menschen früher um Mitternacht alte Möbel aus dem Fenster geworfen. Heute noch üblich: Das Zerschlagen von altem Geschirr auf dem Gehsteig. An Capodanno, wie die Italiener den letzten Tag im Jahr nennen, spielen Linsen eine Rolle. Die werden oft zu Mitternacht verspeist und sollen Geldsegen fürs neue Jahr bringen. Zum Silvestermenü gibt es hingegen viel Fisch und Meeresfrüchte.

Schottland

Für die Schotten ist ‘Hogmanay’, wie sie Silvester nennen, einer der wichtigsten Feiertage im Jahr. Ein Silvester-Feuerwerk entzünden auch die Schotten gern, allerdings gibt es in Schottland so einige Bräuche, die sich von den zuvor genannten unterscheiden. So singt man zu Silvester gemeinsam ‘Auld Lang Syne’, die Hymne des Nationalbarden Robert Burns und pflegt den Brauch des ‘First Footing’. Gemeint ist damit der Versuch, der erste zu sein, der bei einem Freund oder Nachbarn nach Mitternacht über die Schwelle tritt und Gaben wie Whiskey, Shortbread und ein Stück Kohle oder etwas Salz mitbringt, um ein glückliches neues Jahr zu wünschen. Je mehr der Besuchte sich freut, desto größer das Glück im neuen Jahr.

Ukraine

Ukrainer feiern Silvester in der Regel im Kreise der Familie und bei vielen Ukrainern ist Silvester das eigentliche Weihnachtsfest. Diese Tradition stammt noch aus Sowjetzeiten, in denen das kirchliche Fest verboten war und hat sich bis heute als ‘weltliche Weihnachtfeier’ in mehreren Nachfolgestaaten der Sowjetunion erhalten. Da die orthodoxe Kirche den gregorianischen Kalender nicht übernommen hat, finden die orthodoxen Feiertage immer 14 Tage später statt. Der Heiligabend ist dann am 6. Januar und Neujahr am 13. Januar. Beide Daten feiern die meisten Ukrainer aber nicht groß. In den meisten Familien ist Silvester der wichtigste Feiertag für die Familie, an dem auch der geschmückte Weihnachtsbaum aufgestellt wird und festliche Speisen serviert werden. Nach dem Essen oder je nach Region oder Familie auch am Neujahrsmorgen, ist dann die große Bescherung mit Geschenken. Die Neujahrsansprache des Präsidenten gehört in der Ukraine ebenso zu Silvester, wie das Anstoßen um Mitternacht. Auch Feuerwerk zur Begrüßung des neuen Jahrs kennt man in der Ukraine.

Warum heißt der letzte Tag im Jahr bei uns eigentlich Silvester?
Silvester war der Name eines Papstes, der am 31. Dezember 335 starb. Als im Jahr 1582 der Gregorianische Kalender durch ein mittels einer päpstlichen Bulle eingeführt wurde, legte Papst Gregor XIII. den letzten Tag des Jahres auf den Todestag von Papst Silvester fest. Damit wollte Gregor XIII. den Papst für immer in Erinnerung halten, dem man nachsagte, er habe den römischen Kaiser Konstantin zum christlichen Glauben bekehrt und damit die Christianisierung des römischen Imperiums eingeleitet. Auch wenn der Name des letzten Tags im Jahr so einen christlichen Hintergrund hat, werden an Silvester viele Bräuche gepflegt, die einen heidnischen Hintergrund haben. Bereits die Germanen vertrieben mit Licht und lärmenden Umzügen böse Geister und Dämonen, die besonders in der Zeit nach der Wintersonnenwende bis in die erste Januarwoche hinein ihre Unwesen getrieben haben. So gab es den Mythos der ‘wilden Jagd’, bei der Geister am Nachthimmel oder in den Wäldern ihr Unwesen trieben. Geblieben ist hier bei uns das Feuerwerk, mit dem heute die bösen Geister vertrieben und das neue Jahr begrüßt wird. Außerdem wurde Silvester orakelt, um etwas über die Zukunft zu erfahren. Und das haben offensichtlich Heiden wie Christen gepflegt. Ein inzwischen vergessener Brauch zu Silvester war das sogenannte ‘Bibelstechen’, bei dem man die Bibel seitlich mit dem Daumen öffnete und blind auf eine Textstelle zeigte. Der so ermittelte Bibelvers sollte einen Blick in die Zukunft erlauben. Daneben steht das Bleigießen, dass wir auch heute noch mit mehr Spaß als Ernst zu Silvester als Orakel nutzen.


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