Toilettenpapier, Papiertaschentücher, Küchenrollen … Was ist los an der Einkaufsfront?
Wir wollten es wissen und haben uns auf den Weg gemacht. Die Testeinkäufer: Tanja und Ria aus der Redaktion, eine Studentin aus Mettmann und ein Freiberufler aus Solingen. Das Ziel: Einkauf mit Toilettenpapier, Papiertaschentücher und Küchenrollen. Das sonstige Warenangebot im Blick halten und die Bedingungen in Discountern und Supermärkten unter die Lupe nehmen.
Testeinkäufe Redakteurin Ria
„So langsam gehen auch in unserem Haushalt Toilettenpapier, Küchenrollen und vor allem Papiertaschentücher aus. Wir sind alle Allergiker und der Bedarf im Frühjahr ist hoch“, erklärte Ria vor dem Start in den Einkauf. Darüber hinaus fehlten ihr ein paar Kleinigkeiten, wie Kartoffeln, Milch und Parmesan. Die findet sie beim zuerst angesteuerten Discounter auch noch problemlos. Dann schwenkt sie in den Gang, in dem normaler Weise Küchenrollen, Toilettenpapier und Papiertaschentücher zu finden sind: Gähnende Leere! Insgesamt war der Laden nicht überfüllt. Eine Einlasskontrolle gab es nicht und die Abstandsregeln wurden, zumindest an den Kassen eingehalten.
Nächste Station ein Supermarkt in Hochdahl. „Schon am Eingang ein ganz anderer Empfang“, kommentierte Testeinkäuferin Ria. Zwei Security-Mitarbeiter forderten jeden Kunden auf einen Einkaufswagen zu nehmen. Die Zahl der Kunden, die gleichzeitig in den Laden durften, war beschränkt und die Griffe der Einkaufswagen wurden desinfiziert. Im Laden dann aber das gleiche Erlebnis, wie zuvor beim Discounter: Toilettenpapier, Küchenrollen und Papiertaschentücher waren ausverkauft. In den Regalen, in denen gewöhnlich Mehl und Trockenhefe zu finden ist: Gähnende Leere. Selbst dort, wo auf Paletten haltbare Milch stehen sollte: Nichts, außer dem Schild darüber, dass Milch nur in haushaltsüblichen Mengen abgegeben werde.
Nächste Station ein Discounter in Mettmann. Auch hier: Fehlanzeige. Alles ausverkauft. Dafür schien der Laden deutlich zu voll. Das Mindestmaß an Abstand war zwischen den Regalen nicht einzuhalten. Eine Einlasskontrolle fand nicht statt. An den Kassen fanden sich dann ab wieder Streifen als Abstandsmarkierungen, die inzwischen in jedem Laden angebracht wurden.
Am nächsten Morgen startete Ria einen weiteren Versuch. Anlaufstellen: Discounter, Supermarkt und Drogeriemarkt. Ergebnis: Im Discounter waren Toilettenpapier, Papiertaschentücher und Küchenrollen wieder ausverkauft. Im Drogeriemarkt kaufte sie ein Paket Küchenrollen und eine Spender-Box Papiertaschentücher für zu Hause. Auch im Supermarkt gab es an diesem Tag schon kein Toilettenpapier mehr und erstmals fiel ihr Blick auf eine zur Hälfte leere Kühltheke, in der gewöhnlich abgepackte Wurstwaren lagern. „Ist das nicht traurig?“, kommentierte eine Verkäuferin ihren Blick und setzte fort „Aber nachher soll neue Ware eintreffen.“
Testeinkäufe Studentin Marie
Marie lebt mit ihrem Freund zusammen. Während er gerade im Homeoffice arbeitet, absolviert sie einen Online-Sprachkurs und nutzt die Zeit, in der die Unis, wie auch alle Schulen und Kitas, ihre Türen geschlossen haben, sinnvoll. Viel brauchen die beiden in ihrem kleinen Haushalt nicht, aber auch hier wird das Toilettenpapier langsam knapp. „Eigentlich würden wir gerne auch zwischendurch einmal etwas backen“, erzählte sie der Redaktion. Auf ihrem Einkaufszettel standen deshalb Toilettenpapier, Dinkelmehl und Trockenhefe.
„Ich war zuerst in der Mettmanner Innenstadt unterwegs, habe fußläufig alle Discounter, Super- und Drogeriemärkte besucht. Ergebnis: Null“, berichtet sie uns. Schließlich habe sie sich, wieder zu Hause, ins Auto gesetzt und sei noch zu Discountern und Supermärkten am Stadtrand gefahren, aber auch dort wurde sie nicht fündig.
Testeinkäufe Redakteurin Tanja
„Meine Einkaufserfahrung hat gezeigt, dass die Verordnung zwar von Einzelhändlerseite umgesetzt wird, zahlreiche Kunden aber nicht mitspielen. Bei meinem Wocheneinkauf musste ich feststellen, dass der Lebensmittelmarkt derzeit des Deutschen liebster Sammelort ist“, fasst Tanja grob zusammen. In den Gängen hätte es sich doppelt und dreifach geknubbelt. Auch die Empfehlung, die persönliche Kommunikation auf ein Minimum zu reduzieren, schien zwischen leeren Klopapierregalen und Flüssigwaschmittel offenbar nicht zu gelten. „In stoischer Gleichgültigkeit fachsimpelten zwei Damen über den Corona-Zustand“, während ich versuchte den Gang mit dem Einkaufswagen zu passieren.
Auch etliche ältere Menschen habe sie gezählt, die in ihrem Einkaufswagen eine Tütensuppe oder ein halbes Pfund Butter spazieren fuhren. „Ich fragte mich hier ernsthaft: Muss das sein?“ Es gäbe doch mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, Einkaufshilfe zu erhalten. Die aktuelle Glückseligkeit könne doch nicht tatsächlich von einer Tüte Buchstabensuppe abhängen? Eine Antwort auf diese Frage hatte Tanja nicht.
Am Gemüseregal hätte eine Dame einen Apfel von allen Seiten begutachtet, bevor sie sich dann doch für einen anderen entschied. Drei Gänge weiter sah sie ein junger Mann, der die dritte Tüte Chips aus dem Regal kramte. „Ich kaufe aus Prinzip nie die erste Packung. Das ist so meine Masche“, antwortete er auf Tanjas Frage, was er denn da machen würde. Die ersten Tüten hatte er dabei natürlich allesamt angefasst, so Tanjas weitere Erklärung.
An der Kasse, die Zielgrade ihres Einkaufs, hätte dann wieder Ordnung geherrscht. Nur je ein Kunde durfte seinen Einkauf auf das Band legen, die Mitarbeiter wurden durch Plexiglas vor einer eventuellen Infektion geschützt. Die Bitte des bargeldlosen Bezahlens wurde zwar in Tanjas Blickfeld nicht gänzlich umgesetzt, trotzdem schien das Wort „Rücksichtnahme“ am Ladenausgang von Bedeutung zu sein.
Toilettenpapier, Küchenrollen und Papiertaschentücher bei diesem Einkauf: Fehlanzeige. Die Regale waren leer.
Testeinkäufe Freiberufler Alexander
„Eigentlich beobachte ich die Lage ja schon seit rund zwei Wochen“, erzählte uns Alexander aus Solingen. Aber die hätte sich in den letzten fünf Tagen zugespitzt. Waren zuerst Klopapier, Nudeln und Konserven ausgedünnt, gäbe es inzwischen fast nichts mehr. „Man könnte meinen Klopapier sei die neue Goldreserve“, kommentierte Alexander die Lage in den letzten zwei Tagen. Überall würden auch in Solingen die Kassen mit ‚Spuckschutz‘ ausgestattet, der mal mehr und mal weniger nach Schutz aussähe. Auch in Solingen fiel ein Discounter, durch unzureichenden Schutz für Mitarbeiter und Kunden auf. Bei einer Apotheke, an der Alexander auf seinem Weg zum Einkauf vorbeikäme, hätte sich die Lage täglich geändert. „Zuerst wurden nur noch wenige Kunden eingelassen, aber heute war der Eingang zugebaut und die Kunden wurden, wie am Drive-In-Schalter, von innen nach außen bedient“, schilderte er seine Eindrücke aus Solingen. Sein Kollege aus Velbert hatte ihm berichtet, dass es für den Eintritt in einen Baumarkt mittlerweile Tickets gäbe.
Kommentar: Alles noch sehr ungeordnet und teilweise verbesserungswürdig
Unsere eigenen Erfahrungen und auch die unserer freiwilligen Testeinkäufer zeigen, dass die Einkaufssituation in Erkrath, Mettmann und Solingen noch sehr ungeordnet erscheint. Zwar haben die meisten Geschäfte die Abgabe der ‚Hamsterartikel‘ auf haushaltsübliche Mengen beschränkt, aber dennoch scheint es schwierig sie zu kaufen, wenn sie im eigenen Haushalt langsam ausgehen. Auch die Abstandsregeln sind nicht überall wirklich einzuhalten, außer im Kassenbereich. Dort wiederum sind die Kassierer oft nur ’notdürftig‘ geschützt. Die Zahl der Kunden, die gleichzeitig in den Laden darf, wird bisher nur in wenigen Läden kontrolliert.
Unser Fazit: Da ist noch viel Luft nach oben. Die Maßnahmen sind zum Schutz der Mitarbeiter im Einzelhandel und auch zum Schutz der Kunden hier und da noch stark verbesserungswürdig, denn die Verordnung des Landes Nordrhein-Westfalen besagt, dass sich nur ein Kunde je zehn Quadratmeter zugänglicher Ladenfläche in den Geschäften aufhalten darf. Und vielleicht wäre es hilfreich, wenn in den Läden der Nachschub an Toilettenpapier und anderen ‚Hamsterartikeln‘ nicht immer sofort komplett verräumt würde, damit auch Menschen, die nicht im Homeoffice arbeiten können, nach Feierabend noch eine Chance haben ihren Bedarf zu decken.
Unser Dank gilt auf jeden Fall allen Mitarbeitern im Handel, die unter stark erschwerten Bedingungen Höchstleistungen erbringen müssen!
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