Such! Rettungshundetraining im Museum

von Ria Garcia

Kristina Fink wartet mit Suchhund Kuba auf den Trainingseinsatz | Foto: Ria Garcia

Am Montagabend hatte das Neanderthal Museum ganz besonderen Besuch. Außerhalb der regulären Öffnungszeiten trainierte eine Rettungshundestaffel der DLRG die Suche für den Ernstfall.

Zu suchende Person

Sieben Hundeführer mit ihren Hunden waren zu diesem Trainingseinsatz gekommen. Zwei der Hunde, Kuba und Mimo, haben die Prüfung zum sogenannten Flächensuchhund schon abgelegt. Warum sie nun ausgerechnet im Museum trainieren? „Wir trainieren auch in Einkaufszentren“, erklärt Jan Laibach, Vorstand der DLRG Ortsgruppe Haan, zu der die Hundestaffel gehört. Wichtig für die Hunde sei das Training in realen, wechselnden Umgebungen, wie sie bei einem tatsächlichen Einsatz vorkommen können.

„Das Museum ist super fürs Training. Hier sind tagsüber viele Menschen unterwegs und mit dem spiralförmigen Aufgang sorgt der Bau für eine besondere Luftverwirbelung.“ Die vielen Eindrücke wirken in der Regel ablenkend und die Vierbeiner müssen sich auf ihren Auftrag ‚eine Person in einer Notlage‘ konzentrieren. An diesem Abend ist die Person natürlich ein Freiwilliger oder eine Freiwillige, die sich irgendwo im Museum versteckt hat. Ein bisschen erschwerte Bedingungen herrschten für die Vierbeiner allein schon dadurch, dass sich so einige Pressevertreter und Filmteams eingefunden hatten, um das Training zu beobachten.

Den Anfang machte Australian Shephard Kuba. Da die Hunde darauf trainiert werden Menschen zu finden, die eventuell lethargisch sind oder irgendwo in ungewöhnlicher Haltung kauern, machte Kuba einen kurzen Zwischenstopp bei einem Pressefotografen, der auf der Treppe hockte, um ein gutes Foto zu machen. ‚Falsche Person‘ erkannte Kuba dann auch schnell und fand kurze Zeit später die richtige Person. Mit einem Bellen wurde der Fund angezeigt. Gut gemacht. Aber Kuba hat die Prüfung ja auch schon abgelegt und offensichtlich zu recht bestanden.

Kristina Fink mit Suchhund Kuba | Foto: RG
Nach ‚der Arbeit‘ darf Suchhund Kuba spielen | Foto: RG

Mimo, ebenfalls bereits geprüft, sollte das Ganze dann – für einen besonders realistischen Eindruck im Film – mit einer auf den Rücken geschnallten Kamera absolvieren. Der temperamentvolle Suchhund war allerdings schon vor der Suchtour so agil, dass die Kamera immer wieder zur Seite rutschte. Wir konnten nicht zuordnen, zu welchem Filmteam die Kamera gehörte und haben das Ergebnis deshalb später nicht gesehen und wissen nicht, ob der Film dann doch noch gelungen ist.

Meike Sommer mit Mimo, der mit Kamera suchen soll. | Foto: RG
Immer wieder verrutscht die Kamera und Meike bessert nach. | Foto: RG

Die Trainingseinheit wurde von den Hunden nacheinander absolviert. Die Hundeführer warteten mit ihren Vierbeinern außerhalb des Museums und die Hunde warteten bei geöffneter Ladeklappe in ihren Transportboxen auf ihren jeweiligen Einsatz, um sich nicht gegenseitig unruhig zu machen. Sorge, dass die Hunde im Museum ‚Knochen annagen könnten‘ hatte man dort nicht. „Wir haben ja durch den Doggy-Day schon Erfahrung mit Hunden im Museum. Die Fellnasen finden das immer spannend“, sagt uns Museumsmitarbeiter Louis Lennart Vosse.

Suchhunde warten auf Trainingseinsatz | Foto: RG

Die Hundestaffeln des DLRG

Wer nicht gerade zu den ‚Insidern‘ gehört, hat möglicher Weise noch nie etwas von den Hundestaffeln der DLRG gehört. Das ging uns nicht anders, zumal es in Erkrath keine eigene Hundestaffel gibt. Wir haben uns deshalb mit Jan Laibach, Vorstand der DLRG Ortsgruppe Haan, unterhalten. Wir wollten wissen, wieso ausgerechnet die DLRG Hundestaffeln unterhält, wie es dazu kam, wo die Hunde eingesetzt werden.

„Alles begann eigentlich vor einigen Jahren mit der Anfrage einiger Hundeführer in Ausbildung, die eine passende Hilfsorganisation suchten“, erinnert sich Jan Laibach. Im Vorstand sei man begeistert gewesen. Schließlich gab es bei der DLRG bereits ein Ausbildungskonzept. 2017 startete die DLRG Ortgruppe Haan dann mit der Rettungshundestaffel. Insgesamt trainieren zwei Gruppen. In der einen die Flächensuchhunde und in der anderen die sogenannten Mantrailer. Während Flächensuchhunde Menschen mit ungewöhnlichem Verhalten (auf dem Boden liegend, irgendwo kauernd, desorientiert, o.ä.) aufspüren, werden Mantrailer dazu eingesetzt eine vermisste Person über eine Geruchsspur zu finden. Das ist immer dann möglich, wenn man den Ort kennt, an dem die Person sich zuletzt aufgehalten hat. Beispielsweise ein dementer Senior in einer Senioreneinrichtung. Dann kommt auch die berühmte Socke oder etwas ähnlich geeignetes zum Aufnehmend er Witterung zum Einsatz. Eine Hundestaffel für die Wasserortung, wie man es jetzt vielleicht vermutet hätte, gibt es beim DLRG Haan nicht. „Dazu fehlen uns hier in der Gegend einfach die passenden Trainingsmöglichkeiten“, erklärt Laibach.

Trainiert wird zweimal in der Woche. Die gesamte Ausbildung von Hund und Herrchen, beziehungsweise Frauchen, denn Rettungssuchhund und Führer sind beide komplett ehrenamtlich tätig, dauert rund zwei Jahre. Besondere Trainingsorte, wie etwa das Neanderthal Museum, ein Einkaufszentrum oder auch ein Firmengelände, wie im vergangenen Jahr eurobahn-Werkstatt in Hamm-Heessen, sind immer willkommen. Bei der eurobahn trainierten die Mantrailer. Nur so können die Hunde auch unter realen Bedingungen, zu denen auch Gleise und Bahnen gehören können, trainieren. „Wir sind von vielen Firmen, auch vom Neanderthal Museum, offen empfangen worden, aber manchmal erhalten wir auf unsere Anfragen auch Absagen“, erzählt Jan Laibach.

Allzu häufig sind die Rettungseinsätze nicht. Im vergangenen Jahr gab es nur einen einzigen. Deshalb sind die regelmäßigen Trainingseinheiten auch umso wichtiger, damit die Hunde im Notfall gut vorbereitet sind und wissen, was von ihnen erwartet wird. Neben den beiden Gruppen (Mantrailer und Flächensuchhunde) in der DLRG Ortsgruppe Haan, gibt es auch eine Gruppe in Mettmann. Hier sind es nur Flächensuchhunde. „Die Gruppen trainieren zwar getrennt, kommen aber gemeinsam zum Einsatz“, berichtet Laibach. Aktuell arbeite man daran im Kreis mit Polizei und Feuerwehren ein Alarmierungssystem für die Hundeführer zu entwickeln.

Kann sich jeder Hundehalte für eine Ausbildung bewerben?

Rein theoretisch ja, aber nicht jeder Hund ist geeignet und auch für manchen Halter sind Ausbildung und Trainings am Ende vielleicht nicht das Richtige. Manchmal stellt man das erst über die Eignungsprüfungen fest. Die DLRG schreibt auf ihrer Homepage dazu ein wenig ausführlicher. Die dort erwähnte ‚Anweisung für die Rettungshundearbeit in der DLRG‘ findet man hier als PDF.

Wer sich jetzt angesprochen fühlt und denkt „das ist genau mein Ding“ und mit seinem Vierbeiner in die Rettungsstaffel eintreten möchte, kann sich bei der DLRG in Haan weiter interformieren. Zu groß dürfen die Trainingsgruppen nicht werden, aber noch seien ein paar Plätze frei, haben wir von Jan Laibach erfahren.

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