Am 25. November ist Orange Day (Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen), mit dem die #16Days der Kampagne Orange the World beginnen und am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember enden.
16 Tage lang finden auch im Kreis Mettmann zahlreiche Aktionen statt, die auf das Thema Femizide (geschlechtsbezogene Tötung von Frauen) und auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen sollen. In einer Pressekonferenz in der vergangenen Woche haben die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Mettmann die Aktionen vorgestellt und noch einmal für das Thema sensibilisiert. „Gewalt findet statt. Auch im eigenen Vorgarten“, erklärte Jana Lihl (Gleichstellungsbeauftragte im Kreis Mettmann).
Mit dabei waren auch Christoph Voßwinkel und Andrea Jarosch vom polizeilischen Opferschutz. „Die Zahlen ebben nicht ab. Sie bewegen sich auf konstant hohem Level“, berichtete Voßwinkel. Rund 100 Fälle werden bei der Polizei im Kreis monatlich angezeigt. Dabei zögen sich die Fälle durch alle Bevölkerungsschichten. Die meisten Menschen, mit denen man darüber spreche, würden zwar angeben, dass ihnen das Thema bekannt sei, nicht aber in der eigenen Familie. „Wir sind erst dabei, wenn die Situation eskaliert ist und müssen eine Gefahreneinschätzung vornehmen, wie sich die Situation möglicher Weise entwickelt, wenn die Polizei wieder weg ist“, beschreibt er die oft schwierige Situation vor Ort. Polizisten müssen entscheiden, ob sie es bei einer Anzeige belassen oder den Agressor vorerst der Wohnung verweisen. Den Bedarf geben sie an den SKFM weiter, um den Schutz zu gewährleisten. „Die Fallzahlen spiegeln nur die bekannten Taten aufgrund polizeilicher Einsätze. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen“, erklärt Voßwinkel. Im Gewaltschutzkonzept bildet der SKFM Mettmann eine wichtige Anlaufstelle auch schon bevor es zu Gewalttaten kommt.
„Oft wird Gewalt erst in der Beratung erkannt. Beispielsweise in der Schwangerschaftsberatung“, weiß Andrea Fikenscher vom SKFM Mettmann. „Es ist wichtig, dass wir die Mädchen und Frauen frühzeitig und niedrigschwellig beraten. Oft finden Frauen in unseren Beratungen das erste Mal Worte für das, was ihnen wiederfahren ist.“ Etwa 1.500 Frauen wurden 2023 vom SKFM, der für alle 10 Städte des Kreises zuständig ist, beraten. Neben der Interventionsstelle in Mettmann finden die Beratungen vor Ort auch in den anderen Städten statt. Geschlechtsspezifischer Mord an Frauen (Femizid) müsse nach Meinung von Andrea Fikenscher als eigener Straftatbestand erfasst werden. „Bisher wird das als Beziehungstat heruntergespielt“, weiß sie.
Dass es immer noch so viel Gewalt gegen Frauen gibt, liegt oft in Macht, Besitzdenken und einem falschen Frauenbild begründet, das aktuell politisch von rechts noch befeuert wird. Ganz passend dazu hat im Neanderthal Museum gerade die neue Sonderausstellung Stereotypes: Neanderthalerin begonnen, die zeigt, dass auch Frauen jener Zeit Jägerinnen waren und längst nicht dem Frauenbild entsprachen, das so oft „gemalt“ wird.
Aktionen im Kreis Mettmann
Im Kreis Mettmann bildet die Mahnwache „Stoppt Femizide! NEIN zu Gewalt an Frauen und Mädchen“ am 25. November 2024 von 17 bis 18.30 Uhr vor dem Kreishaus (Düsseldorfer Str. 26) den Auftakt zu zahlreichen Aktionen während der #16Days in allen kreisangehörigen Städten. „Es gab auch einzelne vorgelagerte Aktionen“, so Jana Lihl. 155 orange beleuchtete Stühle werden am kommenden Montag im Innenhof der Kreisverwaltung aufgestellt, um an die 155 Frauen und Mädchen zu erinnern, die von ihren Partnern oder Ex-Partnern getötet wurden. Die Gleichstellungsbeauftragten des Kreises und der Städte schildern während der Mahnwache reale Gewalttaten aus der Region. Außerdem sprechen Landrat Thomas Hendele, Mettmanns Bürgermeisterin Sandra Pietschmann, Beamte vom Opferschutz der Kreispolizeibehörde und Eva-Maria Düring vom Sozialdienst katholischer Frauen und Männer (SKFM) und setzen ein starkes Zeichen gegen Femizide. Immer noch fehlen bundeseinheitliche Regelungen und ein Rechtsanspruch auf Hilfe für von Gewalt betroffene Frauen. „Das betrachten die Fachpersonen insgesamt mit Sorge. Der Rechtsanspruch ist dringend nötig“, betont Jana Lihl.
Aktuell verschlechtert sich die Situation für von Gewalt betroffene Frauen in NRW eher noch, da im NRW Landeshaushalt 2025 die Mittel für Frauenhäuser noch einmal um 6 Prozent gekürzt wurden. (Wir berichteten über die Kürzungen und den Protest der Wohlfahrtsverbände.
Kreisweit werden ab Montag (25.11.2024) 125.000 Brötchentüten „Gewalt kommt nicht in die
Tüte“ mit Hilfsangeboten für betroffene Frauen und Mädchen sowie Informationsplakate mit lokalen Hilfsangeboten durch die Gleichstellungsbeauftragten im Kreis Mettmann verteilt. Außerdem werden Gewaltschutzfahnen als Zeichen der Solidarität mit den Betroffenen vor den Rathäusern und der Kreisverwaltung gehisst. „Im Kreis Mettmann wurden 2023 insgesamt 885 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet, 76 davon kamen aus Erkrath“, macht Annegret Pollmann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erkrath deutlich, wie wichtig es ist, die Hilfsangebote zu kennen. Sie freut sich, dass in diesem Jahr so viele in Erkrath teilennehmen. 20.000 werden allein in Erkrath verteilt. An folgenden Stellen sind sie in Erkrath erhältlich:
Bäckerei Terbuyken GmbH mit vier Filialen im Erkrather Stadtgebiet | Bäckerei Evertzberg GmbH & Co KG | Bäckerei Pass | Bäckerei Busch | Bäckerei Schüren | Back & Treff | Moni’s Backstube | Bäckerei Schneider | Landmetzgerei Hanten | Kiosk, Neanderstr. 17 | Tankstelle Total Station | Erkrather Tafel | Stadt Erkrath, Fachbereich Soziales, Integration | städtische Flüchtlingsunterkünfte | Quartiersbüro Sandheide | Verein „Hand in Hand e.V.“ des Erkrather Freundeskreises für Flüchtlinge | Bären Apotheke | Neander Apotheke | LINDA | Kiosk, Stahlenhauser Str.
Am 26. November 2024 von 13 bis 17 Uhr findet die Fachtagung des Runden Tisches gegen häusliche Gewalt im Kreis Mettmann für Fachpersonen aus den Kindertagesstätten und Grundschulen „Kinderintervention häusliche Gewalt“ im Großen Sitzungssaal der Kreisverwaltung Mettmann (Düsseldorfer Straße 26) statt.
Vom 23. bis 30. November 2024 ist die Wanderausstellung des SKFM „Wir kreiden an – Catcalling ist kein Kompliment. Catcalling ist sexuelle Belästigung“ in der Stadtbücherei im Bürgerhaus Hochdahl zu sehen. Bereits Anfang November fand im Erkrather Sozialkaufhaus Rumdum eine Aktion zu bezahlbarem Wohnraum für Frauen statt (wir berichteten).
In Haan gab es am 13. November eine vorgezogene Aktion im Lux Kino. Im Rahmen des Frauenkinos wurde „She said“ gezeigt. Am 23. November stand von 11 bis 13 Uhr in der Stadtbücherei Haan die Kampagne des DGB „Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch!“ auf dem Programm. Am 29. November wird darüber hinaus von 11.30 bis 15.30 Uhr ein gemeinsames Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungsangebot mit dem SKFM stattfinden.
Bereits am 5. November 2024 wurde in Langenfeld das Gewaltschutzbanner auf einem Müllfahrzeug der Stadt Langenfeld eingeweiht. „Darauf sind die Beratungsstellen zu sehen“, erklärt Gudrun Kraft, Gestellungsbeauftragte in Langenfeld. Damit seien die Infos im gesamten Stadtgebiet unterwegs. Am 20. November war darüber hinaus im Rex Kino Langenfeld im FrauenFilmForum „Die Fotografin“ zu sehen und im Foyer stand ein Infotisch bereit.
In Mettmann war vom 8. bis 18. November im Foyer des Rathaussaals die Installation des SKFM Mettmann „What were you wearing“ zu sehen. Das Mettmanner Frauenkino strahlte am 20. November im Frauenkino „Die Farbe Lila“ aus. Dazu waren auch Wülratherinnen eingeladen. Am 25. November wartet von 10 bis 12 Uhr ein gemeinsamer Infostand des SKFM auf die Besucher der Königshof Galerie und den Aufruf des Frauennetzwerks zur Beleuchtung der Stadt Mettmann in Orange, bevor es am Abend die Mahnwache vor dem Kreishaus gibt.
Auch in Hilden wurde am 13. November im Lux Kino der Film „She said“ gezeigt. Vom 23. November bis zum 10. Dezember wird entlang des Itter-Geländes (hinter dem Rathaus und der Stadtsparkasse) die Plakatausstellung „Keine Gewalt an Frauen“ gezeigt. „Wir finden, dass die Wanderausstellung den Opfern eine Stimme gibt“, sagte Kirsten Max, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Hilden in der Pressekonferenz. Begleitet wird die Plakatausstellung von einer Fahnenaktion „Keine Gewalt“, die vom 25. November bis 10. Dezember 2024 im Wind wehen.
In Monheim wird es vom 3. bis 7. Dezember, jeweils von 9 bis 13 Uhr, im Pop-Up-Store Mittendrin die Installation „What were you wearing“ des SKFM Mettmann geben. In Ratingen findet am 26. November 2024 ein Fachvortrag des SKFM im Kreis Mettmann zur häuslichen Gewalt mit der Vorführung „Nur noch ein einziges Mal“ von 11 bis 14 Uhr im Studio Kino statt. Eine Lesung mit Tara-Freia Hirschberger gibt es für Interessierte am 25. November um 17.30 Uhr in der Cafeteria des Forum Velbert. Außerdem wird an diesem Tag das Rathaus in der Farbe Orange beleuchtet.
Wichtige Informationen und Anlaufstellen finden sich in den SKFM Flyern Häusliche Gewalt, Sexualisierte Gewalt, Frauenhaus und Hilfen für geflüchtete Frauen.
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