Starke Töchter – starke Mütter – starke Frauen

Tina und Steffi B. bei einer Schlagübung. Foto: RG

Wer braucht schon Lesebarrieren wie ein ‘*’ einen ‘:’ oder groß geschriebene ‘I’, wenn es Wendo-Kurse gibt, die Frauen stark machen?

Was Frauen in einem zweitägigen Wendo-Kurs lernen und für die Zukunft mitnehmen, ist schon beachtlich. Oder hätten sie, liebe Männer, gedacht, dass ihre Frau nach so kurzer Zeit ohne Angst und zielgerichtet ein Brett durchschlagen kann?

Am 18. und 19. März 2022 fand bereits der zweite Wendo-Kurs in der evangelischen Kirchengemeinde Erkrath im Joachim-Neander-Haus an der Bavierstraße statt. Der erste Kurs im Herbst letzten Jahres richtete sich an junge Mädchen. Dieses Mal waren erwachsene Frauen eingeladen und einige davon waren – inspiriert von ihren Töchtern – Mütter der Mädchen, die den Kurs im letzten Jahr absolviert hatten.

“Die Idee für solche Kurse entstand im letzten Jahr in der Jugendarbeit, nachdem es einen Vorfall gab, bei dem ein junges Mädchen belästigt wurde”, erinnert sich Nicole Förster noch gut, wie der erste Wendo-Kurs zustande kam. Damit die Teilnahme nicht an den Kosten für einen solchen Kurs scheitert, wurde der Kurs von der Stadt Erkrath über die Gleichstellungsbeauftrage Annegret Pollmann bezuschusst.

Geleitet wurden beide Kurse von Dipl. Sozialpädagogin Beate Nitzschke, die seit 30 Jahren mit ihrem Kursangebot ‘Frauen stark macht’. Aber nicht nur Frauen. Sie ist auch an Schulen tätig. “Von Grundschulen bis zu Berufskollegs oder Förderschulen gebe ich Wendo-Kurse”, berichtet sie. Auf die Frage, ob diese Kurse immer gleichen Inhalts ist, erklärt sie, dass ihr Angebot sich sehr an der jeweiligen Zielgruppe orientiert. “Mädchen im Grundschulalter haben ganz andere Fragen und Erwartungen, als erwachsene Frauen zum Beispiel in Frauenhäusern”, erklärt sie. Während sie in Grundschulen schon einmal symbolisch mit ‘der kleinen Hexe’ arbeitet, geht es bei jungen Mädchen auch schon einmal um die Frage, wie man deutlich Grenzen zieht, auch in der Beziehung oder Sexualität. Nitzschkes Workshopangebot ist also so vielfältig wie ihre Kursteilnehmerinnen.

Der Kurs im Joachim-Neander-Haus

Wir haben die Teilnehmergruppe am zweiten Tag, etwa eine Stunde bevor der Workshop zu Ende ging, besucht und wollten wissen, was die Frauen zum Kurs motiviert hat und was sie für sich mitnehmen konnten. “Meine Tochter hat den Kurs im Herbst mitgemacht und war schwer begeistert”, verriet und Steffi E.. Sie habe dann die Chance ergriffen, als sie von dem Angebot für Frauen erfuhr. Birte war eher zufällig auf das Angebot aufmerksam geworden, dass ihre Neugierde weckte. “Früher habe ich einmal Judo trainiert. Ich habe eine eigene Praxis. Ich bin nicht ängstlich, aber nach dem wir kürzlich über das Thema Sicherheit sprachen, dachte ich es könne nicht schaden, den Kurs zu besuchen.

Tina hatte von Nicole Förster vom Kurs erfahren. “Man ist erstaunt, was man mit wenig Kraftaufwand erreicht. Welche ‘Befreiungstechniken’ funktionieren oder welchen Einfluss laute Worte haben”, berichtet sie nach zwei Tagen Workshop. Barbara hatte den Hinweis auf den Kurs von Bekannten weitergeleitet bekommen. Sie wohnt nicht in Alt-Erkrath, hatte sich aber zur Teilnahme entschlossen. “Mein großes Lob für die Veranstaltung. Auch ich bin erstaunt, wie viel man aus dem Kurs mit nimmt.”

“Meine Tochter hat den Kurs im Herbst besucht und da bin ich neugierig geworden”, erzählt Sabine. “Mit der Frage, was kann ich tun, wenn ich angegriffen werde, war es toll diese Erfahrung hier zu machen.” Steffi B. erzählt, dass sie gerne mal abends feiern geht und sie abends auf dem Nachhauseweg doch öfter mal ein ‘mulmiges Gefühl’ habe. “Und da dachte ich, als ich von dem Kurs gehört habe: Ich gucke mir das mal an.” Ihre Tochter ist mit 10 Jahren noch zu jung für die bisher angebotenen Kurse, aber sie hofft ihr einiges vermitteln zu können, was sie jetzt selbst gelernt hat. “Gerade und mit erhobenen Kopf durch die Welt zu gehen und wenig Angriffsfläche zu bieten ist auch schon hilfreich”, hat sie für sich selbst gelernt.

Daniela kennt Nicole Förster privat und ist über sie auf den Kurs aufmerksam geworden. Sie ist mit Neugierde und Interesse in den Kurs gestartet, um die Techniken zu lernen und zu erfahren, wie sie diese anwenden kann. “Wir haben hier ‘an der Frau’ experimentiert und keiner hat sich verletzt”, verrät sie lachend. Sie ist Mutter von zwei Töchtern im Alter von 16 und 18 Jahren und möchte ihnen vermitteln, dass ‘Frau’ sich nicht alles gefallen lassen muss. “Wehrt Euch, Ihr müsst nicht alles schlucken”, möchte sie den beiden mit auf den Weg geben. Und vielleicht sind die beiden ja im nächsten Wendo-Kurs, denn der findet für cirka 13 bis 18-jährige Mädchen bereits am 12. und 13. August wieder statt. Und damit alle die Möglichkeit haben teilzunehmen, wird auch dieser Kurs wieder über die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Erkrath bezuschusst. Wer Interesse am Kurs hat, kann sich bei Diakonin Nicole Förster per Email melden: nicole.foerster@ekir.de

Mit einem Faustschlag ein Brett in zwei Teile zu schlagen, ist für die Teilnehmerinnen des Wendo-Kurses kein Problem mehr.

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