
Wie in den vergangen Jahren hat Bürgermeister Christoph Schultz zum Stadtteilgespräch für Alt-Erkrath in die Stadthalle geladen. Dabei ging es um aktuelle Bauprojekte, Energiesparen und viele Bürgersorgen.
Die Stadthalle war gut besucht – rund 130 Menschen hatten sich aufgemacht, um sich über die aktuellen Themen in ihrem Stadtteil und darüber hinaus zu informieren. Darunter befanden sich auch einige Ratsmitglieder. Durch die Veranstaltung führte Bürgermeister Schultz zunächst mit einem längeren Vortrag, danach konnten Bürgerinnen und Bürger Fragen stellen.
Bürgermeister informiert in langem Vortrag
Etwa eine Dreiviertelstunde lang berichtete Bürgermeister Schultz über aktuelle Themen in Erkrath und insbesondere im Stadtteil Alt-Erkrath. Schultz warb trotz einem Notfallkonzept weiter dafür, Energie für den kommenden Winter zu sparen. Wegen langfristigem Stromkauf könnten die Stadtwerke die Strompreise noch nicht senken. Bei Problemen mit der Stromrechnung solle man sich an Erkrath hält zusammen e.V. für den Energiefonds wenden.
Bislang sind 480 Menschen aus der Ukraine in Erkrath aufgenommen worden. Der Stadtrat hatte im Frühjahr das Wohnraumkonzept beschlossen (wir berichteten). Die Container an der Freiheitstraße sollen langfristig durch einen Neubau mit ca. 60 Plätzen ersetzt werden. Eine weitere „Festunterkunft“ soll auch am Bürgerhaus gebaut werden – was im Rat jedoch umstritten ist.
Die geplanten neuen Fahrradboxen verzögern sich und sollen nun im Frühjahr 2024 in Erkrath-Nord und am Bahnhof Millrath errichtet werden. „Beim S-Bahnhof in Alt-Erkrath will die Bahn die nötigen Flächen dafür noch nicht freigeben, da der Bahnhof noch umgestaltet werden soll und auch wegen den Bauarbeiten zum Lärmschutz eventuell noch benötigt werden“, berichtete Schultz. An der Bahnstraße wurden neue Markierungen angebracht, dort sei nun Überholverbot, um den Radverkehr auf der Straße sicherer zu machen.
Der Weg am Eselsbach soll ab Herbst 2024 erneuert werden, das liege nun bei den entsprechenden Behörden. Um die Radroute zwischen Düsseldorf und Mettmann würde sich der Kreis Mettmann kümmern. Der Ausbau der barrierefreien Haltestellen geht weiter. In Erkrath gibt es 130 Haltestellen, davon könnten nur 90 barrierefrei umgebaut werden. Derzeit wären über 40 Haltestellen barrierefrei.
Haushaltsoptimierung und Personalmangel
Einen großen Teil nahm auch die Haushaltsoptimierung ein. Dinge wie Finanzierung von Kitas, die ÖPNV-Umlage (ohne die kein Bus durch Erkrath fahren würde), Straßen oder Feuerwehr und Rettungsdienst könne man nicht einfach streichen. „Die Preise explodieren auch dort überall“, sagte Schultz. Auch konkrete Sparmaßnahmen nannte er: „Wir haben 40 Drucker in der Verwaltung eingesammelt.“ Die Stadt verteilt zudem keine Hundekot-Beutel mehr. „Das ist eine freiwillige Maßnahme, damit sparen wir nun 2.500 Euro ein. Weshalb sollten alle Bürger Erkraths die Kotbeutel bezahlen, wo die meisten doch gar keinen Hund haben?“ Insgesamt würde jährlich eine halbe Million Euro eingespart, etwa 10 Euro pro Einwohnerin oder Einwohner.
„Viele Kosten können wir nicht beeinflussen – Stichwort Tarifabschlüsse“, so Schultz weiter. Auch die vom Bund angekündigte Wärmeplanung, welche Kommunen zukünftig erstellen müssen, würden Kosten verursachen. „Da werden wir jemanden anstellen müssen – das kostet uns Geld.“ Weiter sagte Schultz: „Der Beitrag, auf den wir im Haushalt Einfluss nehmen können, beträgt nur 5 Prozent.“ Man könne beispielsweise auch keine Wahlhelfer-Entschädigung streichen, „dann melden die Ehrenamtler sich krank und kommen nicht“, ist er sich sicher. Im kommenden Jahr bekommt die Feuerwehr neun weitere Stellen, dies wird über den Bedarfsplan im Kreis Mettmann festgelegt.
Ab 2026 kommt der Rechtsanspruch für einen offenen Ganztagsplatz hinzu, was Geld kosten werde. „Aber nicht das Finanzielle ist hier das größte Problem, sondern, dass wir einfach keine Erzieherinnen und Erzieher finden.“ Das Problem, Personal zu finden, würde es auch bei anderen Stellenausschreibungen geben. Selbst an Führungskräften mangelt es: Im kommenden Jahr geht der Technische Beigeordnete in den Ruhestand, die Nachfolgesuche laufe noch.
Bauprojekte und Innenstadt
Beim Campus Sandheide habe sich die Planung verzögert. Nachdem das Gebäude beim Brand im Sommer 2019 zerstört wurde, habe man ein Planungsbüro beauftragt. Dieses habe jedoch laut Schultz „keine Qualität“ gehabt, so habe man ein zweites Planungsbüro beauftragen müssen. Bei der Bebauung von Erkrath-Nord seien die Schadstoffuntersuchungen jetzt erst angelaufen, da man eine Gesetzesänderung habe abwarten müssen. Den Bebauungsplan gäbe es schon seit 50 Jahren, die Topografie habe eine Bebauung bislang verhindert. Wegen Zinssteigerungen gäbe es derzeit aber auch keine große Investoren-Nachfrage. Schultz verwies auf den 26. September, wo es eine gesonderte Informationsveranstaltung zu dem Thema geben soll. Diese war von der Stadt Erkrath erst am Tag zuvor angekündigt worden.
„Die Belebung der Innenstädte bleibt ein Dauerthema“, seufzte Schultz. Er erläuterte die neuen Bänke in Alt-Erkrath. Die Bäume auf dem Bavierplatz könnten sich wegen der Tiefgarage „nicht so entfalten, wie sie müssten“. In den Kübeln könnten die Bäume nur fünf Jahre stehen, danach müssten sie woanders eingepflanzt werden. Der Feierabendmarkt „hat sich etabliert“, ist sich Schultz dafür sicher.
Auch die Stadthalle sei „teilweise ein Sorgenkind“, so Schultz. Das Foyer wurde mit Kleinigkeiten aufgewertet, die Gastronomie-Versorgung sei nun an einen neuen Pächter gegangen, der den Bar-Bereich zur ‚Kulturbar‘ gemacht habe. Nach dem Hochwasser sei in der Stadthalle der Boden abgeschliffen und neu versiegelt worden. „Die Versiegelung war aber qualitativ nicht gut, sodass es nun Kratzer in der Versiegelung gibt – wohl bemerkt nicht im Holz“, erläuterte Schultz. Die Versiegelung werde daher nochmal neu gemacht werden müssen.
Kanalbauarbeiten und Kita Karlstraße
Als die Folie über die Kanalbauarbeiten auf der Neanderstraße eingeblendet wurde, musste Schultz durchatmen. „Bei Ihnen steigt der Puls, bei mir auch“, sagte er. „Wenn es jetzt nicht weitergehen würde, hätte ich mich nicht hierhin trauen können“, war er sich sicher. Das Problem der langen Baustelle sei, dass man bei solchen Vorhaben alle möglichen Beteiligten – etwa Telekom oder Stadtwerke – fragen müsste, ob die in dem Zuge auch etwas machen wollen. „Die Stadtwerke haben dann gesagt, dass sie die Wasseranschlüsse machen wollen“, so Schultz. Die Bauteile wären erst danach bestellt worden.
Durch Lieferverzögerungen sei das ganze Bauprojekt in Verzug gekommen. „Wir kommen nicht aus dem Vertrag mit der Firma, welche die Fahrbahn wiederherstellen sollte, raus, weil wir Verursacher der Verzögerung waren“, schilderte Schultz das Dilemma. Im September solle die Baustelle nun fertiggestellt werden. Nun hoffe man, dass sich derartige Probleme bei den Kanalbauarbeiten am Rathelbecker Weg nicht wiederholen würden – danach würde es derzeit nicht aussehen. Bei der Kita Karlstraße liegt man nach den Mängeln beim Rohbau weiterhin im Rechtsstreit. Für September wird ein weiteres Gutachten erwartet.
Private Bauprojekte, GGS und Neandertal-Brücke
Beim Neubauprojekt Düssel-Terrassen am Wimmersberg würden letzte Abstimmungen erfolgen und von Catella nun demnächst die ersten Bauanträge gestellt werden. Ende des Jahres soll es dann los gehen. Zunächst sollen an der Schlüterstraße 54 Wohneinheiten entstehen, die alle sozial gefördert werden. Für das Tennisgelände an der Freiheitstraße werde der Stadtrat im September über den Bebauungsplan abstimmen, der dann wenig später schon gelten könnte. Damit wolle man verhindern, dass die Eigentümerin dort Wohnungen bauen würde. Ob der TC Blau-Weiß bleiben könne, sei dennoch ungewiss und letztendlich Entscheidung der Eigentümerin. Mit Gesprächen wolle man verhindern, dass das Gelände am Ende womöglich verwahrlosen wird.
Für den ehemaligen Sportplatz an der Gink würde die Stadt nach Investoren suchen, hier sei es schwierig, da zu der benachbarten Bahnstrecke Abstände eingehalten werden müssten. Diese Suche sei jedoch auch noch in einem „sehr frühen Stadium“. Weiter sei man hingegen an der Gemeinschafts-Grundschule, die weiterhin an zwei Standorten (Falkenstraße und Düsselstraße) bleibt. Der Standort an der Düsselstraße soll saniert werden. Wenn die Feuerwache an der Schimmelbuschstraße auszieht, soll das Verwaltungsgebäude erweitert werden. Bei der Förderschule am Rathelbecker Weg sei Wohnbebauung eine denkbare Möglichkeit für die Zukunft.
In Sachen Neandertal-Brücke, die langfristig neu gebaut werden muss, stehe die Stadt im Austausch mit der zuständigen Autobahn GmbH. „Die regelmäßige Kontrolle wird intensiviert“, las Schultz aus einer Antwort der Autobahn GmbH vor. Er sagte, die Stadt würde immer wieder nachhaken, damit diese Kontrollen auch gemacht würden und somit eine Vollsperrung der Brücke vermieden werde.
Unterstützung vom Bund und Brauchwasser-Nutzung
Eine Anwohnerin sagte angesichts der geplanten städtischen Bauprojekte, dass dies „teure Maßnahmen“ seien. „Wo unterstützt der Bund?“, fragte sie. Schultz antwortete: „Wir stemmen das alleine, nur teilweise gibt es Förderungen, auch vom Bund.“ Beispielsweise gäbe es Förderungen der KfW-Bank für energieeffizientes Bauen. „Wir sind auch viel von der Gewerbesteuer abhängig. Geht es der Wirtschaft gut, geht es auch der Stadt gut“, so Schultz. Er verteidigte die Investitionen und ließ einen Vergleich mit der Stadt Monheim nicht gelten, da nicht jede Stadt „Steueroase“ sein könne und Erkrath ohnehin die dafür nötigen Gewerbeflächen fehlen.
Eine weitere Anwohnerin fragte, wie es mit der Brauchwassernutzung aussähe – also ob Regenwasser nochmal genutzt werden würde, statt es in die Kanalisation zu leiten. Schultz machte darauf aufmerksam, dass das jeder selbst machen könne, das könne man beantragen und dann weniger Abwassergebühren zahlen. Bei Schulen würde Regenwasser teilweise als Brauchwasser genutzt. Beim geplanten neuen Gymnasium am Neandertal wird das Regenwasser hingegen direkt in die Düssel geleitet werden.
Ausgeschaltete Straßenbeleuchtung und Stadtwerke
Ein Neubürger wunderte sich über das Ausschalten der Straßenbeleuchtung. Er fragte: „Wie viel spart die Stadt mit der Abschaltung der Laternen?“ Schultz antwortete, dass damit jede Nacht etwa 1.000 kWh gespart werden würden – etwa 100.000 Euro. „Das schränkt die Lebensqualität gerade bei längeren Festen ein“, meinte der Anwohner. Bürgermeister Schultz sagte: „Neben Erkrath schalten nur Bad Salzuflen und Gütersloh die Straßenbeleuchtung nachts weiter aus.“
Wir haben mal nachgesehen: In Bad Salzuflen wurde das Abschalten der Straßenbeleuchtung bis Ende Februar 2024 verlängert – von 00:30 Uhr bis 04:30 Uhr in Gebieten, „bei denen die Beleuchtung keine verkehrssicherheitsrelevanten Punkte betrifft“. In Gütersloh ist man hingegen schon im November vergangen Jahres auf den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger eingegangen, die Zeiten am Wochenende zu verkürzen. So wird dort montags bis freitags zwischen 0:00 Uhr und 04:00 Uhr das Licht ausgeschaltet, samstags und sonntags hingegen zwischen 2:00 Uhr und 5:00 Uhr. In einer Ratssitzung im Juni hatte die dortige FDP-Fraktion gefordert, die Beleuchtung wieder einzuschalten. Eine Entscheidung gab es jedoch nicht darüber. Genauso wie Erkrath berufen sich beide Städte darauf, dass die Kriminalität nicht angestiegen sei und man dadurch nicht nur Energie, sondern auch Geld für den Haushalt sparen würde.
Zurück nach Erkrath: Der Anwohner fragte auch, warum sich Erkrath die Stadtwerke als Tochterunternehmen leisten würde. Die Preise wären 30 Prozent über den marktüblichen Preisen, „und wir haben immer wieder Probleme mit den Stadtwerken.“ Schultz antwortete, dass vor dem Corona-Einbruch die Stadtwerke den Haushalt jährlich um ca. zwei Millionen Euro entlasten hätten und er froh sei, dass es die Stadtwerke gäbe.
Verkehrsärger an der Bavierstraße, Falkenstraße und in den 30er-Zonen
Ein Anwohner der Bavierstraße berichtete, dass am Bavier-Center viel Lieferverkehr sei. So würde es durch den LKW von Action oft zu brenzligen Situationen kommen. „Gleich gegenüber ist ein Kindergarten. Wir warten nur darauf, dass dort etwas passiert – aber wir hoffen das natürlich nicht“, sagte er besorgt. Die Bahnstraße würde wegen der Baustelle Neanderstraße häufig als Abkürzung genutzt. Auch in den 30er-Zonen würde sich regelmäßig niemand daran halten. „Wenn sich von 100 Autofahrern zehn daran halten, ist das schon viel“, so sein Urteil. „Sorry, da muss was passieren!“
Bürgermeister Schultz konnte hier nicht viel Hoffnung geben. „Für den fließenden Verkehr ist die Polizei zuständig. Wir dürfen nicht ‚blitzen‘, selbst wenn wir wollten.“ Er würde die geschilderten Probleme aber an die Polizei weitergeben. Einzige Möglichkeit für die Stadt wäre die Messung mit einem Verkehrsmessgerät, welches jedoch nur anonym die Geschwindigkeit erfasst sowie die Angabe, ob es sich um ein Motorrad, einen PKW oder LKW handeln würde.
Eine Anwohnerin der Falkenstraße beklagte, dass Elterntaxis ein großes Problem seien. Sie regte an, Hol- und Bringzonen unten am Berg einzurichten. Schultz nickte bei den Ausführungen, sagte aber auch: „Das Schwierigste ist, die Eltern zu erziehen.“ Dabei würden die Eltern durch rücksichtsloses Fahrverhalten Kinder gefährden. Nach einem Beinahe-Unfall seien Poller aufgestellt worden, doch auch die helfen nur bedingt.
Fahrplan-Wunsch und Bahnhofs-Erscheinungsbild
Ein Anwohner der Beethovenstraße fragte, ob man den Fahrplan des O5 nicht anpassen könnte. Die Umstiegszeit am S-Bahnhof in Alt-Erkrath sei nur eine Minute, das wäre gerade für mobilitätseingeschränkte Personen zum Beispiel im Rollstuhl nicht ausreichend. Detlef Ehlert (SPD), der unter anderem 1. stellvertretender Ausschussvorsitzender im Mobilitätsausschuss ist, meldete sich zu Wort: Eine Fahrplanänderung sei nicht möglich. „Der O5 fährt auch die Bahnhöfe in Hochdahl und Millrath an, wir haben da schon Verbesserungen reingebracht, aber irgendwo wird es immer knapp sein.“ Vorschläge wären jedoch gerne gesehen und würden geprüft.
Der Anwohner bemängelte auch das Erscheinungsbild des S-Bahnhofs. „Der Aufzug ist oft versifft, es sieht aus, als würde dort monatelang nicht gereinigt. Ich schäme mich am Wochenende dafür, wie es dort aussieht.“ Schultz nickte, er kenne diese Probleme und den Wunsch nach öfteren Reinigungen würde man regelmäßig an die Deutsche Bahn weitergeben. Auch erneut wurde hier der Wunsch nach Straßenbeleuchtung in der Nacht geäußert. Schultz wiederholte, dass die Kriminalität nicht gestiegen sei und der Rat über das weitere Vorgehen entscheiden würde.
Hochwasser und Bachstraße
Einen Großteil der Bürgerfragen drehte sich um das Thema Hochwasser und die damals stark betroffene Bachstraße – trotz des kurzfristig angesetzten Sondertermins gab es mehrere Wortmeldungen dazu. Schon im Vortrag zuvor hatte Schultz angekündigt, dass derzeit geprüft werde, ob man den Fraunhofer Steinbruch nahe der Neandertal-Fundstelle als Überflutungsbereich nutzen könne – dieser liege tiefer als die Düssel.
Ein Anwohner kritisierte zu den Planungen des Gymnasiums am Neandertal, dass in den Machbarkeitsstudien keine Flutungsräume beachtet worden seien, die Düssel sei sogar explizit ausgenommen worden. Er forderte baulichen Hochwasserschutz. Schultz antwortete, dass Überschwemmungsgebiete nicht bebaut werden dürften – beispielsweise könne man die Turnhalle an der Freiheitstraße nicht wieder aufbauen, da dies nun als Überschwemmungsgebiet gelte. Eine andere Anwohnerin fragte im Bezug auf die Baustelle des Gymnasiums, ob bei der „Baustellen-Karawane“ durch die Friedrichstraße Bäume gefällt werden würden. Schultz war davon nichts bekannt. Er betonte aber, dass die in der Presse veröffentlichten Zahlen von LKWs „zu hoch gegriffen“ seien. Auch sagte er: „Wir wissen nicht, wie viel Erdaushub wir haben werden.“
Eine weitere Anwohnerin fragte zunächst: „Ich habe eine Frage zu der Brücke Bachstraße. Soll ich die Frage heute stellen?“ Darauf antwortete Christoph Schultz: „Sie können die Frage heute schon stellen, aber die Antwort bekommen Sie im September“, was von den Teilen des Publikums mit Lachen und Kopfschütteln quittiert wurde. Die Anwohnerin fragte, was grundsätzlich geplant sei – offenbar sei die Brücke nicht nur für Fußgänger wie in der Vergangenheit. Schultz beantwortete die Frage dann doch: Die Brücke werde so breit wie die Bachstraße, darüber soll auch die Anlieferung für Essen und die Zufahrt der Lehrkräfte erfolgen. Vor dem Gymnasium gäbe es dann Parkplätze und einen Wendehammer. Die zweite Frage der Frau, wie man verhindern wolle, dass die Brücke bei einem Hochwasser das Wasser nicht zusätzlich in die Bachstraße leitet, will Schultz bei der Informationsveranstaltung beantworten.
Ein Inhaber einer Immobilie an der Bachstraße fragte, wieso es nicht mehr Hochwasserschutz gäbe, die neue Brücke würde wieder in das Flussbett ragen. Schultz verwies erneut auf die Einschränkungen, dass Überschwemmungsgebiet nicht bebaubar sei. An die zahlreichen Anwohnenden gewandt sagte Schultz zu dem Gymnasium-Neubau: „Ich kann das verstehen: Sie sind dahingezogen, haben gedacht ‚da ist ein Acker, die Planung ist abgeschlossen‘. Und dass Sie einen Schock haben, dass da jetzt Planungen von vor 50 Jahren aufgegriffen werden.“ Die geplante Brücke Bachstraße (wir berichteten) soll ab dem kommenden Sommer gebaut werden. Bürgermeister Schultz teilt nicht die Befürchtungen von Anwohnenden, dass die neue Brücke zu einem höheren Hochwasser führen wird.
Eine weitere Anwohnerin hatte die Parksituation im Blick. Für Anwohnende gäbe es immer wieder Probleme, Parkplätze zu finden, insbesondere bei Veranstaltungen in der Stadthalle. Das Anliegen, an der Bachstraße Hinweisschilder für den Parkplatz Gerberstraße aufzustellen, wurde bereits an den zuständigen Kreis Mettmann weitergegeben. Eine Antwort steht noch aus. Nach dem Bau der neuen Brücke sei eine Fahrradstraße oder eine Anliegerstraße für die Bachstraße in Überlegung.
Ein Anwohner der Heinrichstraße berichtete: „Ich hatte damals noch Glück, beim Hochwasser haben nur 5 cm bei mir gefehlt. Sie haben jetzt gesagt, dass das Regenwasser des Gymnasiums in die Düssel geleitet wird. Beim nächsten Hochwasser werden diese 5 cm dann auch noch erreicht – Dankeschön dafür!“ Er forderte mehr Schutzmaßnahmen: „Andere Städte bauen Mauern oder Fluttore, wir saufen lieber ab“, war sein Fazit. Laut Schultz wird ein Gründach auf dem Gymnasium geben, welches einen Teil des Regenwassers aufsaugen wird. Beim Hochwasser 2021 hätte es 14 Stunden am Stück geregnet und man hätte im Nachhinein festgestellt, dass die Äcker und Böden durch vorherigen Regen damals nicht mehr aufnahmefähig waren. Schutzmaßnahmen wären nicht möglich, da dies ein verbotener Eingriff in die Gewässer wäre. „Schaffen Sie selbst Versickerungsmöglichkeiten“, warb er.
Für den Anwohner eine Steilvorlage: „Also heißt es mal wieder: Helft euch selbst!“, war er erbost. Bürgermeister Schultz verdeutlichte, dass nicht er die Stadt sei, sondern die Stadt aus allen Einwohnenden bestehe. „Ich bin kein Stadtkönig“, sagte Schultz. Das bedeute dann auch, dass man selbst aktiv werden müsste – „und ja, das kann auch bedeuten, dass man selbst eine Mauer auf dem eigenen Grundstück baut“. Die Stadt könne den Bürgerinnen und Bürgern nicht alles abnehmen. Zudem gäbe es auch bei allen Dingen vieles zu beachten, etwa Landes- und Bundes-Vorgaben „von oben“, dabei würde man versuchen, so viele Wünsche zu erfüllen, wo es nur geht. Dennoch müssten alle Interessen vereinbart werden. Da habe man nur einen „ganz kleinen Spielraum“.
Eine Anwohnerin an der Morper Allee berichtete, dass sie bei Starkregen nun öfters die Düssel beobachte. Dabei sei ihr aufgefallen, dass an einer Brücke hinter dem Sportplatz an der Freiheitstraße viel Unrat hängen bleiben würde. „Ich habe die Bitte, dass da häufiger gereinigt wird“, sagte sie. Dafür habe sie auch schon Kontakt mit dem Bergisch-Rheinischen Wasserverband (BRW) aufgenommen, „aber die Kommunikation ist recht schwierig“, erläuterte sie. Schultz sagte, da sei sie bereits bei dem richtigen Ansprechpartner, für die Düssel sei der BRW zuständig. Er warb in dem Zusammenhang für die App „Meine Pegel“, bei der man den aktuellen Pegelstand der Düssel angezeigt bekommt.
Um kurz nach 21 Uhr wurde die Veranstaltung beendet. Anwohnende konnten ihre Anliegen noch im persönlichen Gespräch mit Schultz vorbringen, was auch einige wahrnahmen.
Bürgerinitiative bemängelt Ausweichen
Im Anschluss an die Veranstaltung zeigte sich Michael von Roebel, Mitglied der Bürgerinitiative Hochwasser/Erkrath-Nord, enttäuscht. „Von uns sind ja einige zu Wort gekommen, aber der Bürgermeister ist den konkreten Fragen ausgewichen“, bemängelte er. Trotzdem seien einige interessante Details bei dem Stadtgespräch aufgekommen. „Dass das Regenwasser des Gymnasiums direkt in die Düssel geleitet werden soll hören wir zum ersten Mal“, sagte er.
Auch die geplante Höhe der Brücke Bachstraße sei „interessant“, laut Bürgermeister Schultz soll sie einen Meter höher sein als die bisherige Bachstraße. „Bei uns im Garten stand beim Hochwasser in 1,40 Meter Höhe das Wasser – die Brücke würde das Hochwasser somit umleiten“, befürchtet er. „Früher hieß es auch, dass es eine Ringstraße geben sollte. Nun ist das plötzlich nicht mehr möglich und vor dem neuen Gymnasium soll es einen Wendehammer geben“, bemängelte er. Die Initiative wolle sich nun auf die gesonderte Informationsveranstaltung am 26. September vorbereiten.
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