Sommerfest in der Stadthalle

von Timo Kremerius

Szenenbild aus Sommerfest | Foto: Volker Beushausen | Westfälisches Landestheater

Am Mittwoch fand in der Stadthalle Erkrath ein „Sommerfest“ statt. Das Ensemble des westfälischen Landestheaters lud ein und wollte mit den Erkrathern feiern.

Nach dem eindrucksvollen Einstieg in die Theatersaison 2024 / 2025 mit der Komödie „Nein zu Geld“ vor gut gefüllten Publikumsrängen, kamen auch zu „Sommerfest“ fast 300 Zuschauer. Es war wieder Schauspiel angesagt.

Die Schauspieler waren allesamt gut aufgelegt und transportierten das Stück mit Herzblut und Engagement in den Zuschauerraum. Allerdings war der Stoff des Stückes nicht dazu angetan Euphorie Stürme zu entfachen. Das Ruhrpott Verhalten und der Ruhrpott Dialekt, der von den Schauspielern glaubhaft interpretiert wurde, erzeugte im Publikum lediglich hier und da mal einen nach innen gezogen kaum hörbaren Lacher. Einen einzigen langanhaltenden Applaus gab es für einen wirklich schönen Song von Mandy, den sie für Stefan und Charlie sang. Aber für ein zweistündiges Schauspiel zu wenig. Nun es war keine Komödie, sondern ein, wenn auch ab und zu Schmunzeln angesagt war, sehr ernstes Schauspiel.

Stefan, der seit zehn Jahren in München lebende erfolglose Schauspieler, muss wegen des Verkaufs seines Elternhauses kurzfristig nach Bochum in den Ruhrpott. Er kommt von der Großstadt zurück in die doch gefühlte Spießbürgeridylle des Ruhrpotts nach Bochum, seiner Heimat, um seine alten Freunde, unter anderem auch Charlie, die er vor 10 Jahren verlassen hat, wiederzutreffen. Würde er nicht aus diesem Kulturkreis kommen, könnte man vermuten, dass die Rückkehr für ihn wie ein Kulturschock war. Den erlebte er dann aber doch. Irgendwie konnte oder wollte er mit seiner Vergangenheit abschließen und diese ad acta legen. Aber je länger er in diesem Dunstkreis verblieb, je mehr wurde er von der Geschichte und den alten Freunden vereinnahmt, eingeholt und konnte sich nicht mehr entziehen, sodass er letztendlich in Bochum blieb. Auch seiner Jugendliebe Charlie zuliebe.

Die Aufarbeitung des Begriffs Heimat war schon sehr intensiv, aber locker und sogar manchmal, bedingt durch Verhalten und Dialekt ein wenig lustig. Ein paar wenige Zuschauer konnten mit dem Stück Garnichts anfangen und verließen zur Pause das Theater. Sicherlich verständlich, dass sich nicht jeder mit dieser Art von Schauspiel anfreunden kann, aber das Stück hätte es verdient bis zum Schluss gesehen zu werden. Dafür waren die Schauspieler zu engagiert und hätten es verdient. Der gequälte Applaus, man sah einigen Zuschauern die Angst auf der Stirn geschrieben „Hoffentlich kommen sie nicht nochmal auf die Bühne, ich will gehen“ wurde dem Stück und den Schauspielern nicht gerecht. Es ist eine Unart des ein oder anderen Zuschauers, den Schauspielern ihren Lohn, den Applaus, zu verweigern und kaum, dass erkennbar ist, dass das Stück zu Ende ist, gehetzt den Saal zu verlassen.

Vor Beginn des Stückes wurden die Zuschauer noch einmal nach der Qualität des Erkrather Kulturangebots und dem Eindruck des ersten Stückes „Nein zum Geld!“ im letzten Monat gefragt. Brigitte und Harald S. haben schon seit vielen Jahren ein Abo. „Im Kulturprogramm der Stadt ist eigentlich für jeden etwas dabei“, stellten sie fest. Zum aktuellen Stück bemerkten sie, dass ihrer Meinung nach zwei Fragen eine entscheidende Rolle spielen. Wo ist meine Heimat? Was macht meine Heimat aus? (meine alten Freunde, meine Familie, meine Wurzeln). „Wir haben seit 30 Jahren ein Abo. Meistens ein secher Abo. Wir erfreuen uns jedes Jahr eines doch ausgewogenen und guten Programms“, sagten uns Cornelia und Norbert W. Es gäbe einzelne Ausnahmen, die aber nicht ins Gewicht fallen würden. Anita und Hermann K. haben seit 10 Jahren ein Abo und sind immer zufrieden. Es sei schön, wenn man sich für das Theater mal eine Auszeit nähme. „Wir halten an unserem Abo fest“, sagten sie. „Wir sind grundsätzlich mit dem Programm zufrieden“, äußerten sich auch Sibylle und Tilmann. Die beiden haben ein achter Abo. Manchmal seien Stücke nicht überzeugend, aber die könne man an einer Hand abzählen. „Insgesamt leistet das Kulturamt gute Arbeit.“ Einig waren sich alle Befragten in Bezug auf das erste Theaterstück der neuen Saison im letzten Monat. „Nein zum Geld!“ fanden sie alle sehr gut.

Kulturpause im Foyer der Stadthalle

Am Mittwoch präsentierte der Förderverein MS-Treff Erkrath die Künstlerin Alice Lohr im Foyer der Stadthalle mit ihren Werken. Mit der Kulturpause kommt regelmäßig Farbe ins Foyer und lädt in den Pausen ein mit den anwesenden Künstlern ins Gespräch zu kommen.

Die 1965 im Schwarzwald geborene Alice Lohr wird im kommenden Jahr ein weiteres Mal eine Kulturpause füllen. Sie ist verheiratet, hat drei Kinder und wohnt seit 2002 in Mettmann. „Kreativ war ich schon immer“, sagt sie von sich. Sie zeichnete Fachwerkhäuser, beschäftigte sich mit Seidenmalerei, Patchwork und Collagen, bis sie über einen Workshop zu Ausdrucksmalerei während eines Frauenwochenendes 2010 in Obernhof/Lahn zur Acrylmalerei fand. „Seither nehme ich immer wieder an Workshops und Malschulen teil. Ich liebe kräftige Farben.“ Ihren Bildern gebe sie gerne plastische Strukturen. Dafür kombiniere sie unterschiedliche Materialien wie Papier, Wellpappe oder getrocknete Blüten miteinander, sodass Acryl-Collagen entstehen. „Inzwischen nehme ich oft interessante Fotomotive als Anregung und male immer gegenständlicher“, beschreibt sie ihre persönliche Entwicklung.

Bisherige Ausstellungen
2017    Carpe Diem, Mettmann
2017    Rathaus Mettmann
2018    Café Einblick, ev. Kirchencafé Mettmann
2019    Agaplesion Bethesda, Seniorenzentrum Wuppertal
2019    Kreissparkasse Mettmann, Stübbenhauser Straße

Für die aktuelle Saison gibt es noch freie Termine. Am jeweiligen Veranstaltungsabend können die Künstler ab circa 18 Uhr Ihre Werke im Foyer aufbauen. Abbau ist dann nach der Veranstaltungspause gegen 21.15 Uhr vorgesehen. Künstler, die sich mit dieser Pop-up Ausstellung mit einigen Werken einem breiten Publikum präsentieren möchten, können die freien Termine bei Timo Kremerius, Telefon 02104 44520, erfragen.

Am 13. November 2024 erwarten die Erkrather die Komödie Toc Toc von René Heinersdorf unter anderem mit Karsten Speck, Thomas Peters, Madeleine Niesche, Katharina Hadem, Alexandra Kamp und Thea Seibert von Vock vom Schlosstheater Neuwied. Die Abteilung Kultur der Stadt verschickt die Karten für beide Veranstaltungen auch kostenfrei nach Hause. Telefon 0211 240740 09.

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*